Worauf man beim Kauf von Obligationen achten muss

Franken-Anleihen: Sicher unterwegs mit hohem Rating. Foto: Key

Frankenanleihen: Sicher unterwegs mit hohem Rating. Foto: Key

Ich bin kritisch gegenüber Aktien und lege mein Geld nur in Obligationen an. Von Fremdwährungsanleihen halte ich nicht viel. Darum ziehe ich Frankenanleihen vor. Sicherheit ist mir sehr wichtig. Nicht alle Schuldner werden von den grossen Ratingfirmen bewertet. Woher kriege ich sonst Infos zur Bonität der Schuldner? E.M.

Da Sie, wie Sie schreiben, alles Ersparte in Obligationen investieren, gehen Sie ein Klumpenrisiko ein. Erst recht, da Sie auch keine Fremdwährungsoblis im Depot halten möchten. Dies hat immerhin den Vorteil, dass Sie keine Währungsrisiken tragen. Dafür müssen Sie sich mit sehr geringen Renditen zufriedengeben, da viele Frankenanleihen nur noch mickrige Zinsen abwerfen oder nach Abzug aller Gebühren teilweise sogar ein Verlustgeschäft sind. Vor diesem Hintergrund empfehle ich Ihnen, sich nochmals zu überlegen, ob Sie nicht doch eine breitere Diversifikation für Ihr Depot anstreben möchten. Aufgrund der fehlenden Diversifikation auf die verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien und Liquidität ist es für Sie umso wichtiger, dass Sie auf eine hohe Bonität der Schuldner achten, in die Sie investieren, sowie eine breite Diversifikation bei den Schuldnern erreichen.

Trotz extrem tiefer Zinsen ist der Schweizer Franken-Kapitalmarkt vor allem auch bei institutionellen Investoren weiter beliebt. Viele Versicherer und Pensionskassen sind aufgrund Ihrer reglementarischen Vorgaben gezwungen, einen Teil ihrer Anlagegelder sehr konservativ zu investieren. Zwar hat bei den Pensionskassen der Anteil an Obligationen in den Depots etwas abgenommen und die Gewichtung von Aktien und Immobilien zugenommen. Dennoch sind die Pensionskassen und Versicherer weiter wichtige Akteure bei den Frankenanleihen, die Sie ebenfalls bevorzugen.

Entsprechend hat das Volumen der ausstehenden Anleihen der Inlandschuldner seit der Finanzkrise vor acht Jahren laufend zugenommen. Und der Wert aller kotierten inländischen Anleihen am Schweizer Franken-Kapitalmarkt ist trotz tiefer Zinsen auf beachtliche 350 Milliarden Franken gestiegen. Das zeigt, dass viele Investoren grossen Wert auf sehr hohe Sicherheit legen und sich auch von den meist bescheidenen Renditechancen im Frankensegment nicht abschrecken lassen.

Wenn man schon tiefe Renditen in Kauf nimmt, sollte man aber auch bei der Bonität der Schuldner nicht zu viele Kompromisse machen. Zwar werden die internationalen Konzerne wie Nestlé, Roche, Novartis, Swiss Re, Zurich oder ABB von den mächtigen internationalen Ratingagenturen wie Moody’s oder Standard & Poor’s abgedeckt, nicht aber viele kleinere, aber bedeutende Inlandschuldner wie Kantonalbanken, viele Schweizer Städte und Gemeinden oder etliche Industriefirmen.

Rating-Einschätzungen zu den Franken-Inlandschuldnern erhalten Sie von den Banken. Ein hilfreiches Instrument für Kapitalanleger bietet etwa der Swiss Rating Guide, welcher vom Credit Research der Zürcher Kantonalbank herausgegeben wird. Die jährlich erscheinende Übersicht über die Schweizer Anleihenschuldner umfasst 133 Emittenten, was Ihnen einen breiten Überblick über die hierzulande kotierten Schuldner erlaubt. «Obwohl es durch das momentane Tiefzinsumfeld auch bonitätsmässig weniger starke Schweizer Unternehmen an den Kapitalmarkt zieht, ist das Ratingniveau auf dem inländischen Schweizer-Franken-Kapitalmarkt im internationalen Vergleich weiterhin sehr hoch», kommt Ilona Gyöngyösi, Leiterin des Credit Research der ZKB, zum Schluss. «Nahezu unverändert gegenüber Vorjahr verfügen nach Volumen 91 Prozent der inländischen Anleihen am Schweizer-Franken-Kapitalmarkt über ein Rating von A oder höher.»

Entsprechend selten kommt es im Schweizer-Franken-Inlandsegment zu Zahlungsausfällen, wie wir es im Oktober 2001 beim geschichtsträchtigen Zusammenbruch der Swissair erlebt hatten, bei dem auch Schweizer Anleger einiges Geld verloren hatten. Inländische Frankenanleihen bringen zwar sehr wenig Zins, sind dafür aber in der Regel sehr sicher, was auch einen Wert darstellt.

9 Kommentare zu «Worauf man beim Kauf von Obligationen achten muss»

  • Peter Steiner sagt:

    Eine klare Frage: Wo bekomme ich Informationen über die Bonität eines Schuldners und als Antwort ein ellenlanges Geschwurbel das am Thema vorbei geht- ein Zug ein kleiner Hinweis auf den Swiss Rating Guide. Aber wo man den bekommt darf man wieder selbst recherchieren.
    Danke für gestohlene Lebenszeit heisst es dann wohl…

  • Carlos Hugas sagt:

    Der Fragende disqualifiziert sich selber, wenn er nach grösstmöglicher Sicherheit sucht und dann 100% in Oblis investiert. Damit ist der Einfaltspinsel der Inflation zu 100% ausgesetzt. Von Sicherheit kann keine Rede sein. Es macht keinen Sinn, ein Obligationenportfolio als Privatperson selber zu bewirtschaften. Geschweige denn für jemanden, dem Inflation offenbar ein Fremdwort ist. Obli-Portfolios sind auch für Profis nur ein Riesenaufwand, der mangels Rendite für die Katz ist. Oblis sind im aktuellen Umfeld nicht bewertbar. Wer weiss, ob man zuviel oder zuwenig bezahlt? Wer analysiert mehrere Jahresrechnungen, um das Gegenparteirisiko zu beurteilen? Soll man sich auf Ratings verlassen, auch wenn niemand so richtig weiss, wie diese zustande kommen? Also, Finger weg, liebe Laien!

    • Karl von Bruck sagt:

      Die einzige Waehrung des Mittelalters, die noch – einen eusserst kuemmerlichen – Restwert aufweist, ist das alt- und neofeudale Englische Pfund. Allerdings gibts auch fuer dieses statt ein Pfund nur noch ein paar Gramm Silber. Neofeudale Waehrungen, deren „Haerte“ auf dem Puckel des Ruins der Lohn- und Rentenabhaengigen durchgesetzt wurde, ist der USD und der CHF. Die Mark der Deutschen und der Yen der Japaner wurde durch Kriege und Totalinflationen ruiniert. In Deutschland waeren bereits zwei Rentnergenerationen mit dem Kapitalabschmelz- statt Umlageverfahren verhungert. Eine laufende Teuerung von 2 bis 4 % pa mit entsprechenden Lohn- und Rentenerhoehungen hat sich fuer die gemeinsame Wohlfahrt am besten bewaehrt. Sogar in den PIGS, wo man nicht lebt um zu arbeiten, sondern „nur“ arbe

    • Josef Marti sagt:

      Kommt hinzu dass man für eine CH Staatsobli noch Emissionsagio draufzahlt und das zusätzlich zum Negativzins. Allerdings gab es Seit 100 Jahren keine Währung die so wenig inflationierte wie der CHF. Va. in den USA werden inflationsindexierte und damit tieferverzinsliche Bonds angeboten, die Anleger scheint das aber eher abzuschrecken. Inflationsgeschützt sind nur reale Werte wie Aktien und Immobilien, Gold etc., dafür sind diese blasenanfällig resp. entsprechend absturzgefährdet für jeden der in einer anziehenden Blase, die sich durch Anstieg der Privatverschuldung resp. Kreditausweitung infolge tiefer Realzinsen zeigt, einsteigt.

      • Josef Marti sagt:

        H.W. Sinn hat mal geraten: Renovieren Sie Ihr Badezimmer und gehen Sie auswärts gut essen.

      • Karl von Bruck sagt:

        Je haerter die Waehrung, umso brutaler die Erbschuldzinssklaverei. Schon eine Miniinflation von wenigen Prozent pro Jahr, halbiert den Wert der Zinswucherpapiere in einem guten Dutzend Jahren statt erst in zwei Generationen. Bei einem strikten Teuerungsausgleich nicht nur der Scheidungsalimente – sondern auch aller Loehne und Renten – ist dies die im Neofeudalismus einzig noch funktionierende Umverteilung auch von oben nach unten, statt nur von unten nach oben….

      • Josef Marti sagt:

        Marc Faber schreibt 2012:
        Ausserdem sind Anlageblasen die von negativen realen Zinsen begleitet werden, die perfidesten, weil ehrliche Sparer entweder Jahr für Jahr an Kaufkraft einbüssen oder geradezu von den Notenbanken zur Spekulation gezwungen werden. Aus diesem Grund führen Zeiten rapiden Geldmengen- und Kreditwachstums zu einer sich stark vergrössernden Differenz beim Einkommen und beim Reichtum.

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