Dieser Bankberater verdient Ihr Vertrauen nicht

Kassiert der Vermögensverwalter Gebühren ohne Rendite zu erwirtschaften, sollte man sich vom Berater trennen. Foto: Getty Images

Kassiert der Vermögensverwalter Gebühren, ohne Rendite zu erwirtschaften, sollte man sich vom Berater trennen. Foto: Getty Images

Wir haben 2014 eine Million Franken einem Anlageberater übertragen. Das Ziel war eine sichere Anlagestrategie. Eine Rendite von 3 Prozent netto wurde in Aussicht gestellt. Die ersten vier Monate ging es aufwärts, danach nach unten – bis 6 Prozent Verlust. Erholt hat sich unsere Million bis heute nicht. Der einzige Gewinner ist der Anlageberater mit 40’000 Franken Verdienst. War es nicht möglich, 2014–2017 eine bessere Bewirtschaftung zu erreichen? R. S.

Die Leistung Ihres Vermögensverwalters ist enttäuschend: Statt auf einem Gewinn sitzen Sie auf Buchverlusten. Wenn Sie zusätzlich die Gebühren für die Vermögensverwaltung mitberücksichtigen, haben Sie beträchtlich Geld verloren. Ich fürchte, dass Ihr Anlageberater einen schlechten Job gemacht hat. Denn die letzten drei Jahre waren für die Investoren generell keine schwachen Jahre.

Je nach Strategie konnte man sogar schöne Erfolge erzielen. Insbesondere mit Aktien konnten teilweise hohe Kursgewinne erreicht werden. Fairerweise muss man berücksichtigen, dass Sie mit Ihrem Betreuer eine «sichere Anlagestrategie» vereinbart haben, was wohl nur eine geringe Aktienquote beinhaltet. Dazu kommt, dass mit konservativen Anlagen wie sicheren Frankenobligationen angesichts der aktuell rekordtiefen Zinsen nur sehr tiefe Renditen möglich sind. Ihr Problem besteht allerdings nicht nur darin, dass Sie zu wenig Rendite auf Ihrem Geld bekommen, sondern dass Sie sogar deutlich im Minus sind.

Falls Ihr Berater das Geld wie mit Ihnen abgemacht sehr konservativ angelegt hätte, würde zwar nur sehr wenig Rendite resultieren. Dafür sollte es aber möglich sein, dass Sie wenigstens nicht noch viel Geld verlieren. Um seriös beurteilen zu können, ob Ihr Betreuer bei der Anlage Ihres Vermögens schwerwiegende Fehler begangen hat, müsste Ihr Depot genau analysiert werden. Sollte das wirklich der Fall sein und gleichzeitig eine schriftliche Vereinbarung bestehen, welche eine sehr konservative Anlagestrategie vorschreibt, könnten Sie erwägen, rechtlich gegen ihn vorzugehen.

Ich rate Ihnen, Ihr Depot und die Portfolioentwicklung im Detail von zwei von Ihrem Berater unabhängigen Banken beurteilen zu lassen. Anhand von deren Einschätzung und dem schriftlichen Vermögensverwaltungsauftrag und der definierten Strategie lässt sich abschätzen, inwiefern Ihrem Verwalter Verfehlungen angelastet werden können. Einfach akzeptieren würde ich die schwache Performance nicht. Tatsache ist, dass Ihr Berater gemäss Ihren Angaben 40’000 Franken Verdienst verrechnet hat, ohne dass er einen Erfolg ausweisen kann und sogar Verluste verursacht hat.

Darin liegt denn auch eine Problematik von vielen Vermögensverwaltungsmandaten: Die Gebühren fallen auch dann an, wenn kein Erfolg erzielt wurde. Ich würde Ihren Betreuer zur Rede stellen und die Leistung schriftlich beanstanden und bei einem allfälligen Verstoss gegen die vereinbarte Anlagestrategie Schadenersatz verlangen. Falls keine Verfehlungen nachzuweisen sind, würde ich dennoch das Mandat überdenken. Ganz offensichtlich haben Sie das Vertrauen in Ihren Vermögensverwalter verloren. Daher rate ich Ihnen nicht nur zu einer Depotanalyse, sondern ebenfalls, einen Wechsel des Vermögensverwalters ernsthaft zu prüfen. Wer nur kassiert, aber keine Erfolge erzielt, hat Ihr Vertrauen nicht verdient.

7 Kommentare zu «Dieser Bankberater verdient Ihr Vertrauen nicht»

  • Marco Schmied sagt:

    Herr Spieler, Sie wissen ganz genau, dass Bankberater sich heutzutage minutiös an die Vorgaben des Arbeitgebers halten müssen, selber keine Komissionen kassieren und die Vermögen nicht selber verwalten. Das wird emotionslos und regelbasiert vom von der Beratung unabhängigen Portfoliomanagement gemacht. Im Text selber schreiben Sie dann auch nicht mehr vom Bankberater. Ich verstehe schon, es geht auch um Ihr Portemonnaie und eine reisserische Schlagzeile erhöht die Lesebereitschaft und die Klickrate. Zwar in einer anderen Branche, sind Sie nicht besser als Ihre Lieblingsfeinde…

    • Stephan Fehlmann sagt:

      @Marco Schmied….Ich fine es völlig deplatziert, Herr Spieler vorzuwerfen, es gehe hier um sein Portemonnaie. Die Rubriken und Berichte von Herrn Spieler sind immer absolut hochklassich seriös .

  • Karl von Bruck sagt:

    Solange die Baenkster nur fuer manipulierten Eigenhandel in ihren eigenen Sack, aber nicht fuer die Kaderboni und Aktionaersueberfettung ihrer Bank belangt werden, wird sich an den Guten ins Baenkstertoepfchen und die Schlechten ins Kleinkundendepo nix aendern. Vor wichtigen Abstimmungen werden auch den PK ein paar Prozentli gegoennt. In weniger heiklen Jahren PK-Milliarden fuer Konzernsanierungen verbraten. Solange den Baenkstern der Eigenhandel nicht total verboten wird, ist es fuer Kleinanleger hirnrissig und verlusttaraechtig, die Auswahl der Anlagevehikel Baenkstern, statt unabhaengigen Vermoegensberatern zu uebertragen, und jene dafuer gar zu honorieren….

  • Molnar sagt:

    Ich weiss nicht, wann die Leute lernen sich endlich selber um Ihre Anlagen zu kümmern, als zu jammern. Meine Rendite war bei 5% pro Jahr. Alleine 2017 stehe ich schon 20% im Plus. Also bitte geht doch.

  • Stephan Fehlmann sagt:

    Selbst mit einfachen und konservativen Aktienanlagen konnte man seit 2014 schöne Renditen und hohe Dividenden erwirtschaften. Ich als nicht Fachmann aber immer als Leser von Wirschaftsliteraturen habe wahrscheinlich jeden „Fachmann“ um Längen geschlagen. Aber hier einmal mehr, die Banken mit ihren „Fachmännern“ empfehlen ihren Kunden hauptsächlich jene Produkte, die vorallem für ihre eigene Bank lukrativ oder gewinnbrigend sind. Und jedermann der will, schafft das übrigens locker selber, seine Millionen mit waghalsigen Instrumenten zu verpulvern, für das brauchts kein „Bankfachmann“.

  • Martin Messerli sagt:

    Diese Praxis ist offenbar schon lange Gang und gäbe. Ich habe im Jahr 2000 dem VZ (Vermögenszentrum) 120’000 Franken anvertraut. Im Jahr 2010 waren’s noch gerade mal 65’000. Das VZ hat die Finanzkrise 2008 als Grund angegeben, obwohl schon vor diesem Zeitpunkt mit der Anlage nicht viel lief. Gebühren haben sie jedoch in vollem Umfang, und alle Jahre wieder, verrechnet. Daylight robbery, würden die Engländer sagen.

    • Stephan Fehlmann sagt:

      Und genau dieses VZ rühmt sich in seinen Zeitungen immer wieder als top-seriöses Finanzunternehmen. Ich habs doch auch hier vermutet, dass die das auch schaffen, fremdes Vermögen zu vernichten.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.