7 Prozent Zins mit einer Anleihe: Wo ist der Haken?

Waghalsige Anlage: Argentinien mit der Wirtschaftsmetropole Buenos Aires wird von den Ratingagenturen auf Ramschniveau eingestuft. Foto: Getty
Ich habe in der Zeitung von der Staatsanleihe von Argentinien gelesen mit Laufzeit 100 Jahren. Da erhält man mehr als 7 Prozent Zins. Und es ist in Dollar. Da möchte ich einsteigen, oder sehen Sie ein Problem bei der Anleihe? C. M.
Über 7 Prozent Zins bei einer Dollar-Anleihe machen auf den ersten Blick Eindruck, zumal US-Staatsanleihen nur etwas mehr als 2 Prozent abwerfen und Eidgenossen sogar ein Verlustgeschäft sind. Mehr als 7 Prozent lässt manchen Investor träumen: So ist es nicht nur Ihnen gegangen, sondern auch zahlreichen anderen Anlegern, welche in den letzten Wochen bei der vom argentinischen Staat im Umfang von 2,75 Milliarden Dollar herausgegebenen Obligation in einem Sturm der Begeisterung eingestiegen sind. Die Anleihe war bei der Herausgabe deutlich überzeichnet. Argentinien hätte zu diesen Konditionen noch weit mehr Geld am Kapitalmarkt aufnehmen können. Offensichtlich vertrauen die Investoren dem wirtschaftsfreundlichen argentinischen Präsidenten Maurizio Macri, der in der Tat schon einige Reformen angestossen hat, viel zu.
Dennoch rate ich Ihnen vom Kauf der Anleihe eindeutig ab. Es ist waghalsig, sich beim Kaufentscheid nur auf die aktuelle Politik von Präsident Maurizio Macri abzustützen. Wer weiss, wie lange er Präsident bleiben kann? Der politische Kurs Argentiniens kann rasch wechseln – erst recht, wenn Sie bedenken, dass die Anleihe eine Rekordlaufzeit von 100 Jahren hat. Schauen wir es mal rational an: Wenn man eine Anleihe kauft, vertraut man darauf, dass der Schuldner das Kapital am Ende der Laufzeit zurückbezahlt. Wenn Sie nun diese Anleihe erwerben, vertrauen Sie darauf, dass Argentinien in 100 Jahren Ihren Erben das Kapital zurückzahlt und während der Laufzeit immer brav Zinsen zahlt. Dies kann im Fall Argentiniens wohl niemand im Ernst glauben. Immerhin ist das südamerikanische Land schon elfmal pleitegegangen oder verzeichnete einen Teilkreditausfall.
Erst seit letztem Jahr ist Argentinien überhaupt wieder kapitalmarktfähig. Nachdem das Land 2001 pleiteging, war es während fünfzehn Jahren für die Kapitalmärkte gesperrt. Doch ausgerechnet Argentinien legt eine 100-jährige Anleihe auf. Selbst den USA würde ich mein Geld nicht während 100 Jahren anvertrauen. Tatsache ist, dass Argentinien von den Ratingagenturen auf Ramschniveau eingestuft wird. Als konservativer Anleger darf man nicht mal daran denken, in solche Papiere zu investieren.
Die Geschichte mit den Pleiten ist das eine. Aber selbst in der Gegenwart unter Präsident Maurizio Macri hat das Land grosse Sorgen: Argentinien ächzt unter einer dramatisch hohen Inflation von rund 24 Prozent. Das sagt einiges. Lassen Sie sich von den nur auf den ersten Blick hohen 7 Prozent Zins bei der Anleihe nicht blenden. Wenn man bedenkt, wie schlecht es dem Land geht und wie hoch die Risiken für die Investoren sind, erachte ich die gebotenen 7 Prozent als viel zu tief. Um den realen Risiken Rechnung zu tragen, müssten Sie weit mehr Zins erhalten. Doch offensichtlich blenden die Anleger die effektiven Gefahren aus.
Meines Erachtens ist diese Anlage, auch wenn es sich um eine Staatsanleihe handelt, hoch spekulativ. Denn der argentinische Staat hat mehrfach gezeigt, dass er kein verlässlicher Schuldner ist. Vergessen Sie die Anleihe, und geniessen Sie lieber ein Glas qualitativ guten argentinischen Wein. Dieser bietet meines Erachtens mehr Gewähr, dass Sie auf Ihre Rechnung kommen als die 100-jährige Anleihe von Argentinien.
17 Kommentare zu «7 Prozent Zins mit einer Anleihe: Wo ist der Haken?»
Angesichts der überlangen Laufzeit und des Kursabsturzrisikos müsste die Verzinsung eher bei 50% sein.
Die Laufzeit spielt doch gar keine Rolle. Falls Argentinien wirtschaftlich etwas „auf die Beine“ kommt, wird das Land in Zukunft für weniger als 7% Anleihen aufnehmen können und die heutigen Investoren fahren einen schönen Kursgewinn ein. Das ist auch der einzige Grund für die Überzeichnung der Anleihe. Man traut der jetzigen Regierung eine Verbesserung der Lage zu, auf dass man in einem oder zwei Jahren einen Kursgewinn von 10 – 15% zusätzlich zu den 7% einfahren kann.
Und wenn Sie an Vermögensverwalter wie Blackrock mit rund 5’000 Milliarden USD denken, dann beträgt die jetzige Anleihe Argentiniens gerade Mal 0,5 Promille dieser Summe. Ein solcher Betrag könnte Blackrock ganz alleine problemlos riskieren. Selbst ein Totalverlust würde die Performance kaum ankratzen!
Sie sind mir ja ein richtiger Witzbold, hier hat nicht Blackrock oder ein Katar Staatsfonds nach der Beurteilung dieser Anlage nachgefragt. Und wie das seinerzeit in den 90ern mit der damals vom Westen und IWF unisono gelobten Regierung mit der Dollaranbindung 1 : 1 und der darauffolgenden Staatspleite ausgegangen ist hat Herr Spieler ja erwähnt.
Es zeigt dass die Argentinier aus der Vergangenheit nichts gelernt haben. Man darf sich unter gar keinen Umständen in Fremdwährung verschulden. Länder mit tendenziell hohen LB Defiziten die sich in Fremdwährung verschulden haben eine gefährliche Tendenz zu sehr hoher Inflation. Auch andere südamerikanische Länder haben früher so ihre Währungen ruiniert. Die Gläubiger können sich die Dollarforderung ans Bein streichen.
Bei 24% Teuerung müsste Argentinien im Inland für eine solche Anlage wohl rund 30% Zins bieten, was den Staat rasch an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brächte und damit auch alle argentinischen Banken!
Argentinien hast fast keine andere Wahl als die Anleihe in USD. Verzichtet sie auf zusätzliches Geld, muss der Staat derart sparen, dass es zu Unruhen kommen wird. Alles hofft auf ein argentinisches Wunder, z.B., in dem die Welthandelspreise für Soja stark ansteigen und so das Land „etwas Luft“ erhält. Es ist eine Wette auf steigende Nahrungsmittelpreise. Nichts anderes. Man könnte stattdessen auch auf dem Terminmarkt für Soja Anteile kaufen.
Das kann ja dann nur darin begründet sein, dass die Argentinier arbeitsscheue faule Säcke sind die ständig nach Verschuldung schreien. Die brauchen dringend eine Umerziehung: Spare in der Zeit dann hast du in der Not.
Rothacher: Argentinien bietet aktuell 26% Zinsen auf Pesos und das „bicicleta financiera“ läuft schon fast wieder so geschmiert wie in den „goldenen“ 90er 1:1 Jahren…bis dann wie bei der Reise nach Jerusalem die Musik aufhört zu spielen, die grossen internationalen Zinslipicker so schnell wie möglich rauswollen und ein paar (Kleinanleger) dann wieder mit aller Härte auf dem Hosenboden landen….
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Argentina as usual: No Risk – no Fun oder die letzten beissen die Hunde am Rio de la Plata!
Man darf sich sehr wohl in Fremdwährungen verschulden wenn
1) die Fremdwährung schwächer wird
2) der Betrag überschaubar ist und kein Systemrisiko darstellt
Es zeigt, dass die Anleger aus der Vergangenheit nichts gelernt haben.
Ich hätte gerne eine Liste der institutionellen Investoren, damit ich mich von ihnen fern halten kann.
7 Prozent Zins bedeuten, dass man etwa 15 Jahre warten muss um das Geld (in Form von Zinsen) zurückzubekommen. So bei Bernd Madoff. Das ist verdammt lange. Zudem kann ich mich gut erinnern, dass bei der letzten Staatspleite die amerikanischen Banken bevorzugt wurden. Da, mein Nachbar Juan, spanischer Bauarbeiter in der Schweiz, hatte 20 000 Franken in argentinischen Staatspapieren zu 9 Prozent Zins und einen Totalverlust. Warum? Weil der Juan, so wie alle europäischen Kleinsparer, keine Kanonenboote schicken kann. Die amerikanischen Banken schicken notfalls Flugzeugträger… Auch China versucht in Argentinien Geschäfte zu machen. Gut so. Ich werde Argentinien meiden so wie ich den Süd Sudan und die Energie-Branche der Bundesrepublik Deutschland meide.
Paschke: Totalverlust? Sorry aber Sie schreiben Unsinn, denn mit dem Schuldenschnitt bekamen die Bondholder neue Bonds mit zw. 25-35% des vorhergehenden Wertes mit überdurchschnittlichen Zinsen, die dann auch bedient wurden.
Es kann höchstens sein, dass ihr „Juan“ in seiner Panik die Bonds 2002 zu 5-10% des Nominalbetrages den Geierfonds verkauft hat, die dann vom kapitaldevoten Präsidenten Macri (eben derselbe mit dem 100j Bond) dann 2016 über 150% zurückbekamen. (resp. für die Geier fast 2000% bei Preisen von 5-10% des Nominals ca 2002/03)
Argentinien hat sich für diesen vulgärkapitalistischen Buss- und Bittgang auf den Kapitalmärkten für 16.5 Mrd US$ zw 6.25% und 7.62% neu verschuldet!
Unter Frau Kirchner hätten diese Aasgeier des Kapitalismus nichts mehr bekommen!
Sie schreiben Unsinn. Argentinien hatte damals Anleihen in USD (wie jetzt) aufgenommen, unterstanden/unterstehen deshalb US-Recht. Die Mehrheit der (dummen) Anleger gaben sich mit den Schuldenschnitt zufrieden. Einige HedgeFonds kauften die fast wertlosen Anteile auf und stritten sich mit Argentinien vor Gericht über Jahre. Am Ende musste Argentinien so, wie es das US-Recht vorsieht, den grössten Teil dieser Schulden begleichen, um wieder kapitalmarktfähig zu werden. Mit Kanonenbooten hat das rein gar nichts zu tun, sondern einfach mit Rechtsstaat, den Argentinien versucht hat zu beugen. Ihre Fantasie ist mit Ihnen durchgegangen.
Wo man frueher Kanonenboote schickte, operiert man heute mit Baenkstern, die man dann neokolonial deckt, statt auf ihren mit wucherischen oder anders kriminellen Auslandspeckulationen eingefahrenen Verlusten deckelt und falls pleite abwickelt. Und das machen nicht nur die wirklich maechtigen USA, sondern auch kleine Gernergrosse…..
Wenn man nur auf die Vergangenheit bei der Einschätzung von Risiken schaut, dann kann man unter Umständen ganz schön falsch liegen. Heute wird das Risiko bei Nestlé gering eingeschätzt aufgrund der vorhergehenden Entwicklung und jene von Argentinien ebenso. Was aber, wenn die Paradigmen ändern? Nestlé verarbeitet Lebensmittel, Argentinien besitzt einen grossen Teil der landwirtschaftlichen Flächen weltweit. Die Situation dürfte sich in den nächsten Jahren wenden. Fazit: short Nestlé, long Argentinien. Wer diese Trends nicht sieht, ist selber Schuld.
Herr Spieler, Sie sind ein guter Finanzberater wenn es um Steuern, Sparpläne, Pensionskassen-Planung, etc. geht, also ein Finanzplaner. Aber Sie sind ein schlechter Investor. Sie fühlen sich sicher, wenn die beste aller Welten vorherrscht und sind übervorsichtig, wenn die grössten Chancen schlummern. So kann man auf Dauer nur Geld verlieren. Bleiben Sie doch bei Ihren Leisten der Finanzplanung. Argentinien bietet soviel Chancen nach der jahrelangen Krise – das ist wie mit einem Turnaround-Kandidaten. Es kommt nur darauf an, wieviel man darin investiert. Ich finde, dass man einige Prozente seines Vermögens durchaus risikobewusst anlegen darf.
Argentinien hat der USD das Genick gebrochen wie der Teuro – statt der seit dem 1. Weltkrieg bewaehrten Weichwaehrungen – Griechenland (und mit der Zeit auch den anderen PIGS-Staaten) das Genick bricht. Und wie in Griechenland werden neue astronomische Schulden auf dem Puckel von Buergern oder Staaten generiert, um die politisch protegierten risikopraemiengeilen Baenkster schadlos zu halten, statt mit ihren wucherischen Fehlspeckulationen verschuett gehen zu lassen. Ein Schuldner kommt nur wieder auf die Beine, wenn man ihn nach dem Konkurs bei 0 statt minus Billionen neu anfangen laesst. Sonst versinkt er in insolventer Erbschuldsklaverei an der sich nur noch die neofeudal protegierten Profiaasgeier satt fressen koennen. Und dazu gehoeren Kleinanleger – wie die Spieler in Kasino – nie!
Mann kann auch in brasilien investieren. Ich bekomme auf einem ganz normalen konto 0.86 % zins . Pro monat. 10% pro jahr. Zum guten glück habe ich kein geld oder eben sehr wenig ansonsten würde ich das geld sofort abziehen mit blick aud die politische und wirtschaftliche situation hier. Südamerika halt.