Profitieren von hohen Apothekermargen

 Versandapotheke Zur Rose: Eine Mitarbeiterin stellt im Logistikzentrum in Frauenfeld Medikamente zusammen, die verschickt werden. Foto: Key

Versandapotheke Zur Rose: Eine Mitarbeiterin stellt im Logistikzentrum in Frauenfeld Medikamente zusammen, die verschickt werden. Foto: Key

In der Tagespresse lese ich von einem Börsengang der Apothekengruppe Zur Rose. Was meinen Sie dazu? Könnte dies eine attraktive Anlage sein? J. A.

Die Versandapothekengruppe Zur Rose will bis zu 1,8 Millionen Aktien ins Publikum bringen. Dadurch sollen dem Unternehmen über 200 Millionen Franken zufliessen. Positiv ist, dass der Börsengang nicht zum Ziel hat, dass die bisherigen Aktionäre Kasse machen können. Vielmehr soll das durch die Kotierung eingesammelte Geld in das Wachstum der Firma investiert werden. Dies ist für mich ein wichtiger positiver Faktor bei der Beurteilung des Börsenganges.

Die bisherige Grossaktionärin Corisol des Zuger Unternehmerpaares Beat und Brigitte Frey, die rund ein Fünftel an Zur Rose besitzt und auch Beteiligungen an Schweiter, Inficon oder Comet hält, bleibt dabei. Konkret will Zur Rose bis zu 60 Millionen Franken in den Ausbau der Marktstellung in Deutschland investieren. Schon heute ist Zur Rose dank des vor fünf Jahren aufgekauften Wettbewerbers DocMorris Marktführer im deutschen Online-Apothekengeschäft. Diese Vorrangstellung soll dank dem zusätzlichen Kapital ausgebaut werden, indem eine weitere Akquisition in Deutschland getätigt wird, die bereits aufgegleist ist und das Marketing intensiviert wird. Expandieren will die Gruppe mit dem Geld aus dem Initial Public Offering auch in Frankreich und Ländern Nordeuropas sowie im Digitalgeschäft und über Partnerschaften mit Detailhandelsfirmen und Krankenkassen. Erfahrungen sammelt Zur Rose mit einem Shop-in-Shop-Apotheken-Konzept in Zusammenarbeit mit der Migros in Bern.

Das grösste Potenzial für die Gruppe bietet allerdings das Versandgeschäft übers Internet. Da sehe ich für das Unternehmen in der Tat attraktive Wachstumschancen, zumal die Gruppe dank tieferer Kosten als traditionelle, an Filialen gebundene Apotheken mittels Rabatten Medikamente günstiger verkaufen kann. Je nach Land ist Zur Rose aber mit mehr oder weniger strenger Regulierung konfrontiert, was die Expansion im Onlineverkauf teilweise erschwert – so auch in der Schweiz.

Die Regulierung ist meines Erachtens denn auch einer der bedeutenden Risikofaktoren beim Börsengang. Unwägbarkeiten beinhalten auch die geplanten Akquisitionen, die sich unter Umständen später als wenig werthaltig erweisen könnten. Auch das Aufkommen neuer Konkurrenten, die durch das hohe Marktpotenzial angelockt werden, ist eine Gefahr für das Schweizer Unternehmen. Gleichzeitig könnte Zur Rose in einer solchen Konstellation aber zur umworbenen Übernahmekandidatin avancieren.

Ich gehe davon aus, dass der Börsengang von Zur Rose ein Erfolg wird, warne Sie aber vor übertriebenen Erwartungen. In einem ähnlichen Gebiet tätig wie Zur Rose ist die ebenfalls an der Schweizer Börse gehandelte Galenica. Diese fokussiert sich auf ein Netz von rund 500 Apotheken, welche sie in der Schweiz unterhält, sowie auf den Apothekengrosshandel und bringt es auf einen stattlichen Umsatz von rund drei Milliarden Franken sowie einen Betriebsgewinn von 134 Millionen Franken. Punkto Vertriebskanal und Internationalität gibt es zwischen Zur Rose und Galenica somit grosse Unterschiede.

Zur Rose traue ich deutlich mehr Wachstum zu als Galenica. Dafür stufe ich die Risiken bei Zur Rose gemäss heutigem Wissensstand als höher ein. Galenica ist aus meiner Sicht die konservativere Variante, um ins Apothekengeschäft zu investieren. Grosses Kurswachstum sehe ich bei Galenica nicht, dafür lockt eine attraktive Dividende von immerhin über 3,5 Prozent, wobei diese im nächsten Jahr steuerfrei ausgeschüttet werden soll.

5 Kommentare zu «Profitieren von hohen Apothekermargen»

  • Stefan W. sagt:

    Auch wenn ich sachlich keine Einwände habe, scheint mir dieser Artikel doch ein gutes Beispiel für unsere inneren Widersprüche, wenn es ums Gesundheitswesen geht: Einerseits beklagen wir lautstark und wiederholt die hohen Preise von Medikamenten, andererseits freuen wir uns, wenn eben diese hohen Preise zu satten Gewinnen bei Pharmaunternehmen und Apothekenkonzernen führen.

    • Ralf Schrader sagt:

      Das ist ja auch nur ein Schein-, resp. ein Debattenwiderspruch. In der Schweiz hat man sich vor ca. 25 Jahren dazu entscheiden, den Gedanken eines Gesundheitswesen aufzugeben und durch eine industrielle Bewirtschaftung von Krankheiten zu ersetzen.

      Da passt es schon, wenn man alle Strukturen ausschliesslich nach den daraus zu erlösenden Gewinnen beurteilt. Es steht aber jedem frei, ein Minimum an Moral aufzubringen und sich am Geschäft mit den Krankheiten nicht zu beteiligen, so vordergründig lukrativ das auch erscheinen mag.

  • Molnar sagt:

    Bei einem Ausgabepreis von 135 bis 140 SFr pro Aktie zu teuer.

  • Mody Bühler sagt:

    Zur Rose ist den Knebelgesetzen der Apothekerlobby ausgeliefert und dadurch erheblich eingeschränkt. Zudem ist der Postweg für temperaturempfindliche Medis kaum geeignet und alle Medis im Euroraum immer noch viel günstiger. Gröbere unlöste Knacknüsse, also..

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    herr spieler ist wenigstens ehrlich. wann schon die hochpreisinsel schweiz von der pharma-lobby künstlich hoch gehalten wird und der konsument hier medikamente kauft, welche jenseits der grenze bis 60% günstiger sind, soll wenigstens der anleger profitieren.
    und nun zum „richtigen“ leben. die teilweise exorbitanten margen der pharma-und medizinal-industrie müssen runter. bezahlen wir hier auch „normale“ marktpreise, hilft das u.a. auch, die kk-kosten zu senken.

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