Achten Sie auf die Gebühren!

Beratung: Achten Sie bei den vorgeschlagenen Anlagen auf die Gebühren. Foto: Martin Rütschi/Keystone

Beratung: Achten Sie bei den vorgeschlagenen Anlagen auf die Gebühren. Foto: Martin Rütschi/Keystone

Ich bin als Beiständin für meine Tante eingesetzt und verwalte ihr Vermögen. Ich habe dem Bankberater gesagt, dass ich das Geld ohne grosse Risiken anlegen möchte. Nun hat er mir dafür den UBS (CH) Vitainvest-25 Swiss-Fonds vorgeschlagen. Was halten Sie von dem Vorschlag? L. A.

Der Ihnen von der Bank vorgeschlagene UBS Vitainvest 25-Fonds investiert in Aktien, Obligationen und Immobilien – hauptsächlich in der Schweiz. In der Regel werden nur rund 25 Prozent des Kapitals in Aktien anlegt, womit die Schwankungsrisiken beschränkt werden sollen. Gemäss Fondsbeschreibung orientiert sich die gewählte Anlagepolitik an den gesetzlichen Vorgaben des BVG (Gesetz über die berufliche Vorsorge).

Rund die Hälfte des Geldes steckt bei diesem Fonds in Frankenobligationen. Das bietet eine hohe Sicherheit, engt die Renditemöglichkeiten angesichts der mageren Zinsen bei Frankenanleihen aber stark ein. Bei den Aktien entfallen die grössten Positionen auf Nestlé, Novartis, Roche und UBS.

Zwar war die Entwicklung dieses Fonds in den letzten Jahren mehrheitlich positiv und er darf als recht sicher eingestuft werden. Punkto Gebühren ist er aber keineswegs günstig. Mit einer Kostenkennziffer (TER) von 1,25 Prozent geht schon ein beträchtlicher Teil der erwirtschafteten Rendite an die Bank weg. Wie ich Ihren Unterlagen entnehme, schlägt Ihnen Ihr Bankberater vor, rund zehn Prozent des Vermögens als liquide Reserve auf dem Sparkonto zu lassen und fast 90 Prozent des Geldes in den Fonds zu investieren.

Das halte ich für sehr problematisch. Obwohl der Fonds durchaus eine gute Diversifikation bietet, gehen Sie mit dem Investment in einen einzelnen Fonds doch ein beträchtliches Klumpenrisiko ein. Falls dieser Fonds aus irgendwelchen Gründen in der Zukunft doch nicht gut arbeitet, sind Sie voll dem Risiko ausgesetzt.

Ich würde nie fast alles Geld nur auf einen einzelnen Fonds fokussieren. Selbst ein sehr guter Fondsmanager kann Fehler machen. Dazu kommt, dass auch der UBS Vitainvest 25-Fonds trotz seiner konservativen Anlagestrategie keineswegs eine Kapitalgarantie bietet. Sowohl der Aktienanteil als auch der Obligationenanteil beinhalten Schwankungsrisiken und setzen – wie die Bank in ihrem Fondsfactsheet selbst betont – eine entsprechende Risikobereitschaft voraus.

Früher hat man eine Anlage als «mündelsicher» bezeichnet, wenn praktisch keine Verluste möglich waren. Beim erwähnten Fonds ist diese Voraussetzung aber nur bedingt erfüllt. Vor diesem Hintergrund würde ich nur maximal ein Viertel des Kapitals in den Fonds investieren. Besser würde ich es finden, auf mehrere verschiedene konservative Fonds zu setzen.

Dabei könnten Sie sich auch kostengünstige Indexfonds offerieren lassen, welche meist weniger als die Hälfte der Gebühren des UBS Vitainvest 25 verrechnen. Gerade bei einer sehr konservativen Strategie, zu der ich Ihnen rate, sind die Gebühren sehr wichtig. Da bei einer sehr vorsichtigen Anlage angesichts der rekordtiefen Zinsen nur noch geringe Renditen drin liegen, gewinnen die Gebühren eine noch grössere Bedeutung. Denn sie fressen sonst den Grossteil der Rendite weg.

4 Kommentare zu «Achten Sie auf die Gebühren!»

  • Karl von Bruck sagt:

    Bingo!

    Frueher gabs keine Gebuehren und die Baenkster fetteten sich ausschliesslich mit dem Zinsdifferenz- und Diskontgewinn. Als die PTT den Zahlungsverkehr uebernahm war der im Inland praktisch gratis und International mit ca. 1 Prozent belastet. Heute wird unter dem Strich im Inland mindestens 1 und im internationalen Zahlungsverkehr ab 2 bis zu 10 Prozent abgeklaut. Wenn aber mit einem halben Prozent (mehr; Tobintax) die Steuern auf kleinen Arbeits- und Renteneinkommen und gar Aermste belastende Verbrauchssteuern mit negativer Lenkungswirkung ersetzt werden koennten, ist das Wehgeheul der Gebuehrenabzocker gross. Bei Geldanlagen ist die Gebuehrenbelastung schnell gar hoeher als der Ertrag. Gewinne privat, Kosten und Verluste dem Konsumenten und dem Staat….

  • Stefan Zoller sagt:

    Als erstes würde ich die Bank wechseln. Und zwar sehr schnell. Denn der Berater kennt offensichtlich nicht mal das kleine 1×1 der Geldanlage. Oder dann hat er absichtlich so schlecht beraten, weil er dachte, die Kundin sei das ideale Opfer um einen schlecht laufenden Fond loszuwerden (auch „Abzocken“ genannt).

  • Paul Schüpbach sagt:

    Liebe Beiständin, solche Anlagen von Mündelgendern sind gesetzeswiedrig. Als Beiständin sollten Sie und die Bank Kenntnis vom VBVV haben – und die KESB muss solche Anlagen vorab bewilligen. Wenn Ihr Mündel einen Verlust erleidet, dann möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken…
    Tipp: wenn Sie keine Ahnung den Gesetzen, Bestimmungen und Pflichten von Beiständen haben, dann sollten sie das besser lassen… auch wenn’s lukrativ ist und die KESB immer behauptet, dass alles jetzt „Professionell“ sei…

  • Paul Schüpbach sagt:

    …sorry: Mündelgeldern war gemeint…

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