Soll man als Rentner noch in Fonds investieren?

Anlagefonds bieten höhere Renditen als Sparkonten – aber auch mehr Risiko. Foto: Getty Images
Ich, 77, bin Wittwer mit Rente und Reserven von gesamthaft 120’000 Franken, verteilt auf zwei Banken. Wertpapiere sind keine vorhanden trotz Überzeugungsversuchen der Banker. Müsste ich doch etwas verändern? R. S.
Gemäss Ihrer Beschreibung reichen Ihre Renteneinnahmen, um Ihren Lebensunterhalt abzudecken. Das Ersparte von 120’000 Franken dient Ihnen als Reserve für künftige, unerwartete Auslagen. Da Sie den Betrag auf dem Sparkonto bei zwei Banken parkiert haben, erhalten Sie angesichts der rekordtiefen Kapitalmarktzinsen kaum Zins auf Ihrem Sparbatzen. Ihr Geld arbeitet somit nicht. Je nach Höhe der Gebühren verlieren Sie sogar Geld. Wenn Sie wenigstens einen Teil des Geldes in Anlagefonds investieren würden, hätten Sie die Chance auf eine höhere Rendite.
Möglichkeiten dafür bieten Strategiefonds, welche das Kapital breit diversifiziert in verschiedene Anlagekategorien investieren. Dabei können Sie je nach Risikobereitschaft eine mehr oder wenige riskante Anlagestrategie wählen. Fonds mit einem hohen Obligationen- und einem geringen Fremdwährungsanteil beispielsweise sind deutlich weniger riskant als Vehikel mit einem Aktienanteil. Bei Letzteren locken indes deutlich höhere Renditen. So auch bei Immobilienfonds oder Fonds, welche auf Dividendenperlen unter den Aktien setzen. Bei solchen Fonds liegen durchaus Erträge von drei Prozent drin. Auf 100’000 Franken wären das immerhin 3000 Franken pro Jahr.
Allerdings müssen Sie bei praktisch allen Anlagefonds mit Kursschwankungen rechnen, selbst bei konservativen Obligationenfonds. Auch da haben Sie keine absolute Garantie, dass Sie später nicht auf Buchverlusten sitzen. Dazu kommt, dass viele Obligationenfonds, welche sich auf sehr sichere Frankenanleihen fokussieren, renditemässig völlig uninteressant oder zum Teil sogar ein Verlustgeschäft sind. Wenn Sie keine Schwankungen wünschen, könnten Sie einen Teil des Geldes in Kassenobligationen investieren, welche keine Schwankungen aufweisen. Doch auch da sind die Zinsen sehr tief.
Bei der Cembra Money Bank beispielsweise gibt es auf Kassenobligationen mit Laufzeit fünf Jahre wenigstens noch 0,45 Prozent, bei acht Jahren 0,75 Prozent. Das ist auch nicht gerade viel, zudem wäre Ihr Kapital dann während dieser Zeit gebunden, was Sie sich angesichts Ihres Alters gut überlegen müssen. Sie müssen sich entscheiden zwischen einer etwas höheren Rendite und der Flexibilität und Sicherheit. Sobald Sie einen Teil des Geldes in Wertschriften anlegen, sind Sie in der Regel über mehrere Jahre gebunden. Fonds können Sie zwar jederzeit verkaufen, aber dann möglicherweise mit Verlusten.
Eine generelle Antwort auf die Frage, ob man im Rentenalter noch in Anlagefonds investieren soll, gibt es nicht. Das hängt stark von den persönlichen Umständen und der Risikobereitschaft der Betroffenen ab. In höherem Alter gewinnen Kapitalsicherheit und Flexibilität allerdings zunehmend an Bedeutung. Falls Sie höchste Sicherheit und Flexibilität wünschen, würde ich das Geld auf den beiden Banken liegen lassen. Da bekommen Sie zwar keinen Zins, dafür haben Sie keine schlaflosen Nächte, weil Sie allenfalls plötzlich auf Buchverlusten sitzen. Dafür müssen Sie in Kauf nehmen, dass Sie keine Rendite erwirtschaften. Das ist dann der Preis für die hohe Sicherheit.
9 Kommentare zu «Soll man als Rentner noch in Fonds investieren?»
Es gibt Alternativen für die relativ sichere Geldanlage ohne Verlust durch Spesen und Gebühren der Banken auf Sparkonti: Durch Zeichnung von direkten Investitionsanteilen bei z.B. Baugenossenschaften kann die Geldabzockerei der Finanzhaie umgangen werden. Bei halbjähriger Kündigungsfriist und Tranchen von 10’000.- kann durchaus eine Rendite von 2% erziehlt werden – ohne schlaflose Nächte.
Das ist eine sehr gute Idee. Nur, wo gibt es solche direkten Investitionsanteile?
Blödsinn, und wenn der Mann übermorgen stirbt? Dann warten dann die Hinterbliebenen auf das Geld das sie nun gut brauchen könnten, auch sterben ist in der Schweiz teuer!
Was sich viele gar nicht leisten können und deshalb weiter malochen müssen.
wenn man in der lage ist, etwas für die enkel beiseite legen zu können, ist ein fond auf SMI-aktien wohl eine der besten lösungen. zeithorizont mindestens 10-15 jahre.
Vielleicht sind Sie noch zu jung, Herr Spieler? Wie wäre es, einen Teil des Geldes für einen lang vergessenen Wunsch zu verbrauchen, solange die Gesundheit es zulässt? Der Rest kann ruhig auf einem Konto (Kantonalbank mit Staatsgarantie) für einen guten Schlaf bleiben.
In dem Alter gibt es eigentlich nur eine sinnvolle Strategie: Das Geld ausgeben für etwas, was einem Spass macht, solange man noch kann.
Ich bin in der exakt gleichen Situation wie Herr R.S. Meine Devise: Resistent bleiben gegenüber allen (drängenden!) Anlagevorschlägen meiner Banken und das Leben geniessen! Ausgezeichnet und grundehrlich formulierte Ratschläge uns Analysen von Herrn Spieler, vielen Dank!
Starke Worte!