Eigenheimbesitzer brauchen Bar-Reserven

Reparaturbedürftiges Dach oder elektrische Geräte: Eigenheimbesitzer müssen Geld auf die Seite legen. Foto: PD

Reparaturbedürftiges Dach oder elektrische Geräte: Eigenheimbesitzer müssen Geld auf die Seite legen. Foto: PD

Sie empfehlen tendenziell, in Zusammenhang mit der Pensionsplanung Hypotheken zu amortisieren oder die Hypothekarschuld zu reduzieren. Dabei machen Sie zu Recht auf die Tatsache aufmerksam, dass immer genügend liquide Mittel vorhanden sein sollten und es im Alter oft nicht mehr möglich ist, eine neue Hypothek zu erhalten. Gibt es eine Faustregel, wie viele liquide Mittel zur Verfügung stehen sollten? B. J.

Nein, eine generelle Regel kann ich Ihnen nicht nennen. Denn die Höhe von Reserven hängt sehr stark von Ihren persönlichen Lebensumständen ab. Gerade wenn man eine Eigentumswohnung oder ein Haus besitzt, sollte man darauf achten, dass man jederzeit einige Zehntausend Franken an liquiden Mitteln zur Verfügung hat. Schnell kann zum Beispiel eine Waschmaschine oder eine Heizung aussteigen. Während ein Haushaltsgerät unkompliziert ersetzt werden kann, wird der Ersatz einer Heizung schon wesentlich teurer.

Darum kann es auch sinnvoll sein, wenn man regelmässig einen Betrag für unvorhergesehene Ausgaben im Zusammenhang mit der Immobilie auf die Seite legt. Wenn Sie etwa die Kanalisationsanschlüsse zu Ihrem Haus erneuern müssen, kann das ebenfalls einiges kosten. Darum würde ich nicht zu eng rechnen. Ich erachte es als positiv, wenn Sie Ihre Hypothek in Hinblick auf eine Pensionierung und das Alter teilweise oder später ganz amortisieren. Dann sind Sie unabhängig.

Falls Sie aber über zu wenig liquide Mittel verfügen, würde ich eher ein Teil der Hypothek stehen lassen, da Sie im Alter sicher keine neue Hypothek mehr bekommen werden. Genügend liquide Mittel empfehlen sich auch, wenn Sie noch im Erwerbsleben sind. Auch da kann es unerwartet passieren, dass man seine Anstellung verliert. Zwar sind die meisten Leute abgesichert, dennoch muss in einer solchen Situation in der Regel der Lebensstandard eingeschränkt werden. Dann ist es wichtig, dass man genügend Geld auf der Seite hat, um problemlos auch den Hypothekarzins oder andere regelmässige Verpflichtungen begleichen zu können.

Hilfreich kann sein, dass Sie für sich selbst ein Budget der jährlichen Kosten im Zusammenhang mit Ihrer Immobilie erstellen und Ihre übrigen Verpflichtungen auflisten. Anhand dieser Kosten können Sie abschätzen, wie viel Geld Sie auf der Seite haben müssten, um diese ein halbes oder ein oder sogar zwei Jahre lang aus den Reserven zu decken. Wie viel Geld Sie dann tatsächlich als Reserven halten, hängt nicht zuletzt von Ihrer eigenen Risikobereitschaft ab. Wenn Sie eher zur Vorsicht neigen, würde ich mindestens mehrere Zehntausend bis 100’000 Franken liquide behalten. Das gibt Ihnen die nötige Sicherheit und Gelassenheit, selbst bei unvorhergesehenen Ereignissen die Kosten gut tragen zu können und auch bei einem späteren möglichen Hausverkauf die nötige Zeit zur Verfügung zu haben.

13 Kommentare zu «Eigenheimbesitzer brauchen Bar-Reserven»

  • Carlos Hugas sagt:

    Wohneigentum ist eine dumme Idee. Die Leute machen das nur aus Herdentrieb und weil es ihnen an finanzieller Bildung mangelt. Man sollte als Laie nicht die ganzen eigenen Ersparnisse in einen einzelnen Vermögenswert stecken, den man gar nicht richtig versteht. Ein selbst bewohntes Haus wirft keinen kommerziellen Gewinn ab, der sich reinvestieren und akkumulieren lässt. Die volkstümliche Idee, dass „gesparte Mietkosten“ eine Art Rendite von Wohneigentum seien, ist absurd. Sparen und Investieren ist untrennbar mit Unternehmertum verbunden, also mit Aktienkapital. Man sollte beim Investieren nicht nach der Pfeife vom Staatsbeamten und seinen Banken tanzen, denn diese haben ihre eigenen Interessen (Kontrolle über Privatvermögen bzw. möglichst viel Geld ausleihen).

    • Gerhard Färber sagt:

      Was soll man also tun Ihrer Ansicht nach?

      • Carlos Hugas sagt:

        Wer absolut keine Zeit und Wissen hat, und einen Anlagehorizont von mehr als zehn Jahren, sollte seine Ersparnisse laufend in einen Welt-Aktien-ETF investieren. Wer Zeit und Interesse hat, sollte internationale Aktien von Unternehmen auswählen, die dauerhafte Wettbewerbsvorteile aufweisen. Diese Aktien sollten über längere Zeiträume zu vernünftigen Multiples gekauft werden und danach jahrzehntelang gehalten werden. Börsenkurse und News soll man komplett ignorieren. Ein Verkauf ist nur angezeigt, wenn der Wettbewerbsvorteil verschwindet. Das Endresultat sollte ein Portfolio mit mindestens 30 Aktienpositionen sein. So erarbeitet man sich eigenverantwortlich finanzielle Unabhängigkeit. Indem die Käufe über längere Zeiträume verteilt werden, ist das Risiko einen Kapitalverlustes sehr gering.

    • sepp z. sagt:

      Oft wird auch argumentiert, Hauseigentümer seien sparsam und dadurch gute Bürger. Tatsache ist jedoch, dass gerade Hauseigentümer die grössten Schuldner der Schweiz sind. Ungefähr 1000 Milliarden (eine Billion) Franken betragen heute die Hypothekarforderungen in der Schweiz im Inland.

      Aus politischen und ideologischen Gründen wird seit Jahren in der Schweiz Wohneigentum propagiert und Mieten schlechtgeredet. Vielleicht sollten wir den höchsten %-Anteil von Mietern in ganz Europa als guten Kennwert ansehen, und nicht dem EU-Neoliberalismus hintennachhecheln, wie das unsere bürgerlichen/rechtsbürgerlichen Politiker im Wohnbauwesen seit Jahren tun, und die Mieterrechte bodigen wollen.

    • Stefan W. sagt:

      @C. Hugas: In der Tat sollte man ein Haus zum selber bewohnen nicht als Investment betrachten. Hingegen kann man es durchaus als Sparschwein bezeichnen: Statt vorher 2700.- an einen Vermieter zahlen wir jetzt 800.- an eine Bank, und die Nebenkosten gingen von 220.- auf 100.- pro Monat herunter.
      In beiden Fällen gehören einem die bewohnten Räumlichkeiten zunächst nicht selber, da haben Sie recht. Beim Wohneigentum können Sie das aber mit der Zeit ändern, beim Mietobjekt nicht.
      Mieten ist eine gigantische Umverteilungsmaschine für Geld von den Mietern zu den Vermietern, Wohneigentum ist eine gewisse Sicherheit fürs Alter.
      Und beim eigenen Haus kann hat man mehr Freiheiten. Zum Beispiel kann man eine PV Anlage aufs Dach montieren lassen.

    • Michael Görlitz sagt:

      Die Wohnqualität in meinem freistehenden EFH ist unbezahlbar, Hugas. Ausserdem muss ich mich nicht mit Miteigentümern oder anderen Mietern herumschlagen.

    • P.S.G. sagt:

      Wohneigentum ist eine gute Idee, wenn man es sich leisten kann. Keine Investition ist einfach zu verstehen als Wohneigentum. Selbst bei einer Vollkostenrechnung mit Hypothek, Amortisation, 1% Rückstellung und Nebenkosten ist Wohneigentum momentan nicht teuerer als Mieten, bei sehr vielen dürfte es sogar billiger sein. Die Amortisation ist direkter Vermögensaufbau. Der Mieter zahlt dafür dem Vermieter eine Rendite. Keiner kauft ein selbstbewohntes Haus als Renditeobjekt. Das Hausbesitzer anzudichten ist absurd. Aktienkapital ist eine Form von Sparen, die anderen sind Obligationen, Immobilien und Bargeld. Aktien als einziges Sparobjekt darzustellen ist grotesk. Mit dieser Einstellung haben Leute schon sehr viel Geld verloren. Wenn die Lage stimmt und man genügend Reserven hat ist alles i.o.

    • Hans-Jürg sagt:

      Neidisch, Herr Hugas?

    • Michi sagt:

      Wenn Sie einmal in der eigenen Liegenschaft gewohnt haben, gehen Sie nicht mehr in eine Mietwohnung zurück. Nie mehr.

  • Martin Urs sagt:

    In Zeiten von Negativzinsen ist es nicht interessant, CHF 100T flüssig zu halten.
    Kantonalbanken bieten Aktien/Zertifikate an. Neben der unterschiedlichen Kursentwicklung wird regelmässig eine attraktive Rendite um etwa 3% bezahlt. Die Banken haben in der Regel eine Staatsgarantie des Kantons.
    Die Papiere werden täglich gehandelt und können so bei Bedarf jederzeit zu Geld gemacht werden.
    Eine Streuung des Risikos ist bei der Auswahl von insgesamt 13 Kantonalbanken möglich. Alle Kurse in der Tagespresse oder im Internet.

  • Vanessa Maier sagt:

    @ Carlos Hugas; bei Ihrem Stammtisch gepoltert, frage ich mich gerade, wem es an „finanzieller Bildung“ fehlt, selbsbewohntes Wohneigentum muss keinen Gewinn „abwerfen“, da spricht wohl eher der Neid eines besitzlosen?

  • URS sagt:

    Typ für Rentner………………..
    Habt Ihr keine Kinder?Überschreibt euer Haus auf den Nachwuchs und Ihr habt kein Problem mit der Bank!und mit der Laufzeit von 10 Jahren so günstiger Zins in dieser Zeit . Ohne Selbsteigentum Bezahlen sie Spekulanten
    die hohen Mieten!
    Die Dummen sind die Mieter!

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