Aktien: Bringen Sie Ihre Gewinne ins Trockene

Hohe Dividendenrendite und grosses Kurswachstum machen die Aktien des Textilmaschinenhersteller attraktiv. Foto: Pascal Mora/Keystone

Hohe Dividendenrendite und grosses Kurswachstum machen die Aktien des Textilmaschinenherstellers Schweiter attraktiv. Foto: Pascal Mora (Keystone)

Ich besitze einige Aktientitel. Immer wieder lese ich, man solle einen Teil der Gewinne ins Trockene bringen. Ich besitze vier Titel mit hohen Gewinnen. Zum Beispiel Schweiter: Kauf 2014 zu 692 Franken, Kursgewinn pro Aktie 542 Franken. Was raten Sie mir? J. K.

Die Aktien von Schweiter habe ich in früheren Jahren schon selbst zum Kauf empfohlen – nicht zuletzt wegen der fürstlichen Dividende. Freude macht den Anlegerinnen und Anlegern allerdings nicht nur die hohe Dividendenausschüttung, sondern auch das Kurswachstum, wie Ihr Beispiel zeigt. Während ich davon ausgehe, dass das Unternehmen aus Horgen auch künftig zu den besten Dividendenzahlern hierzulande zählt, bin ich mir nicht so sicher, ob der Kurs noch viel Luft nach oben hat.

Tatsache ist, dass die Schweiter-Papiere praktisch auf Allzeithoch notieren. Für eine weiter ansprechende Kursentwicklung spricht das operative Geschäft. Der Industriekonzern ist gut in Fahrt und hat im letzten Jahr dank Zukäufen die magische Umsatzgrenze von einer Milliarde Franken übertroffen. Noch mehr zugenommen als der Umsatz hatte der Gewinn. Auch hier wurden Rekordwerte erzielt.

Gegen einen Aktienverkauf spricht der positive Ausblick des Managements für das laufende Jahr. Sowohl in den Bereichen Verbundwerkstoffe als auch Textilmaschinen scheint sich eine positive Entwicklung abzuzeichnen. Sie sollten sich allerdings vor Augen halten, dass etwa im Segment Textilmaschinen im vergangenen Geschäftsjahr Rekordwerte erreicht wurden und der Reingewinn über 40 Prozent in die Höhe kletterte. Ich habe Zweifel, dass solch ausgezeichnete Ergebnisse auch in diesem Jahr wiederholt werden können. Sollte sich das operative Wachstum etwas verlangsamen, müssten Sie beim Aktienkurs mit Rückschlägen rechnen, zumal die Papiere definitiv nicht mehr günstig sind. Das spricht also für einen Verkauf.

Allerdings haben Sie mir geschrieben, dass Ihre Strategie darin besteht, dass Sie gute Dividenden einstreichen möchten. Genau das bietet Schweiter, was folgerichtig gegen einen Verkauf spricht. Eine abschliessende Antwort gibt es nicht. Viele Privatanleger neigen dazu, Lieblingsaktien zu lange zu halten und Gewinne zu verpassen. Ebenso wie es den perfekten Kaufzeitpunkt bei einer Aktien meist nicht gibt, gibt es meist auch nicht den perfekten Verkaufszeitpunkt. Persönlich würde ich in Ihrem Fall wohl die Gewinne bei Schweiter tatsächlich ins Trockene bringen, zumal Sie mit dem Titel seit dem Kauf rund 80 Prozent im Plus liegen. Ganz verabschieden würde ich mich von der Aktie aber nicht. Ich würde das Unternehmen weiter genau verfolgen und bei späteren Kursschwächen wegen der attraktiven Dividende zu tieferen Kursen wieder einsteigen.

Eine Garantie, ob das gelingt, haben Sie nicht. Angesichts der Rekordwerte der Wallstreet sehe ich aber durchaus eine realistische Wahrscheinlichkeit, dass wir in den nächsten Monaten das eine oder andere heftige Sommergewitter oder einige Herbstturbulenzen erleben. Das könnte für Sie allenfalls die Chance bieten, nach einer Gewinnmitnahme bei Schweiter später wieder einzusteigen. Ein Restrisiko, dass die Rechnung nicht aufgeht, bleibt aber. Mit diesem Risiko müssten Sie leben – ebenso mit dem Risiko, dass der Kurs sinkt, auch wenn Sie Ihre Buchgewinne nicht realisieren.

11 Kommentare zu «Aktien: Bringen Sie Ihre Gewinne ins Trockene»

  • Carlos Hugas sagt:

    Herr Spieler, Sie sollten es wirklich besser wissen. Als Privatanleger sollte man gänzlich aufs Timing und aufs Händelen verzichten. Einfach nur in Dividendentitel zu investieren, ist keine gute Idee und keine vollständige Anlagestrategie. Man sollte Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen zu sinnvollen Preisen kaufen und dann jahrzehntelang halten. Dies ist ja auch der Anlagehorizont der meisten Aktieninvestoren. Man sollte diese Aktien so behandeln, wie wenn sie gar nicht börsenkotiert wären. Je mehr man die Kurse beobachtet, desto mehr Fehler passieren einem. Eine Diskussion über Kursbewegungen und Dividenden einzelner Unternehmen ist sinnlos, irreführend und fehleranfällig. Warren Buffett rät Privatanlegern sogar, das ganze Leben lang einfach nur einen Index-ETF zu halten.

  • Otto Zingg sagt:

    Wo der Süden von Amerika den Baumwollbereich wieder zurückholen möchte, gilt es das verbriefte Geld innerhalb der Firma wertvermehrend weltweit abzudecken. Schweiter handelt heute eher wie eine Bank international. Nur wenige Arbeitsplätze werden noch für Innovationen und der Verwaltung hier angesiedelt verbleiben.
    Erst die Digitalisierung ab 1986 brachte Avancen. Zur Rettung musste die Firma ihr eigenes Fabrikationsgebäude verkaufen. Und anschliessend veränderte das Management die Firma zum Konglomerat ausserhalb der Schweiz.
    Nur wenige %. blieben im Textilbereich übrig. Die breite Diversifizierung weltweit konnte über die alten Kunden aus dem Textilbereich gefunden und erweitert werden. Die Achillesfersen liegt also dort, wo das Management den Textilbereich abstossen möchte. NiNa424671

  • K. Frei sagt:

    © Carlos Hugas

    Da bin nicht Ihrer Meinung. Herrn Spieler spricht die missliche Lage, in die man als aufmerksamer Privatanleger immer wieder kommt, sehr gut an. Es gibt keine optimale Lösung, man kann sich aber entscheiden den Gewinn mitzunehmen und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Meiner Erfahrung nach (Gespräche mit Freunden), neigen die meisten früher oder später dazu, allzu gierig zu werden. Man gibt sich leicht der Illusion hin, die Kurse könnten ja vielleicht gegen den Himmel steigen. Mit ETF habe ich im Schnitt der letzten 10 Jahre ca. 0 Prozent eingefahren (Bankberater). Mit Kauf und Verkauf diverser Aktien im In- und Ausland inkl. Dividenden im gleichen Zeitrahmen einem für mich zufriedenstellenden Gewinn erreicht. Buffet hält sich wohl selbs kaum an seine Aussage.

  • Theo Camenzind sagt:

    Ich stimme Carlos Hugas vollständig zu. Seine Aussagen sind auch empirisch breit abgestützt.

    Herr Spieler, es würde Anleger und Interessierte weiterbringen, wenn Sie diese Diskussion (aktiv versus passiv) hier weiterführten.

    Besten Dank

  • Toni sagt:

    Warren Buffett hat auch nicht immer nur Recht gehabt und ETF’s haben den Nachteil, dass immer mehr Anleger nur noch in ganz wenige Titel investieren. Der Herr im Artikel oben mit Präferenz zu hohen Dividenden könnte Schweiter liquidieren und von dem Erlös in andere dividendenstarke Titel mit besseren KGV’s investieren. Eine Auswahl von „Aktien dividendenstark“ und „KGV“ sollte per Suchmaschine schnell gefunden werden.

  • Ruedi Burkhard sagt:

    Vor vielen Jahren habe ich mal dort gearbeitet, wir waren ca. 800 MA. Was von dieser einst gut gehenden, blühenden Fabrik (ja, eine Fabrik war das noch!!) übrig geblieben ist, traurig,traurig.
    Damals wurden in Horgen hochspezielle Textilmaschinen entwickelt und in alle Welt verkauft.
    ABER eben, den Aktionären, welche keinen Deut zur Rendite beitragen, sondern nur kassieren, ist das sowas von egal. Ein Szenario, dass sich x-fach abspielt(e).
    Sulzer, MfO usw. usf.

    • Kurt Leutenegger sagt:

      Herr Burkhard sie haben keine Ahnung was ablief. Schweiter hat mit seinem Rundautomaten an den Kundenbedürfnissen vorbei fabriziert und musste diesen Maschinentyp der das Standbein der Firma war unter dem Preis verkaufen wodurch die Firma 1987 finanziell kapitulieren musste.
      Es ist Hans Wittmer mit dem damaligen Zusammenschluss von Schärrer/Schweiter/Mettler und seinem Nachfolgerteam zu verdanken dass die Firma in den letzten 20 Jahren wieder zu einer der erfolgreichsten Schweizer Firma heran wuchs.

      • Ruedi Burkhard sagt:

        Das kann schon sein, denn ich war bis 1979 dabei.
        1. wer ist denn Schuld am von Ihnen genannten Fehlmanagement (an den Ku-Bedürfnissen vorbei)? Sind diese Herren noch dabei? 2. Viele MA haben deswegen ihre Stelle verloren und standen auf der Strasse. Wem haben diese das wohl zu ‚verdanken‘?
        Sie können es trotzdem nicht wegdiskutieren, dass diese MA den Preis bezahlen mussten und die Aktionäre die Kohle jetzt einheimsen.

  • Otto Zingg sagt:

    Polemisieren nützt nichts. Schweiter war vor dem Konkurs, als wir noch in der Firma arbeiteten. Zollinger entwickelte den Typ 10, den ich in meiner ersten Sunde bei Schweiter schon entsorgen musste. Anschliessend wurde der Typ 11 als Rettung der Firma entwickelt, war auch ein Flop. Die Pineappleanlage war veraltet und musste auf 140% Leistung im Prospekt verkauft werden. Wir halfen alle kräftig mit und retteten damit die Firma. Der Ingenieur Zollinger hatte keine Ahnung vom verkaufen. Mit dem veralteten Pineapple und dem neuen Typ 11 wurde eine schöne- und gutsituierte Firma geschwächt. Aus diesem einzigen Grunde gehe ich nie mehr nach Amerika, weil Schweiter damals zu viele Prospektbetrügereien durch den geschwächten Ingenieur zugelassen hatte. NiNa 424671 (VW-Piesch, gleiches Muster)

  • Anh Toàn sagt:

    Mein Tip:

    Steigt eine Aktie überdurchschnittlich, verändert sich deren Anteil am Gesamtdepot. Rebalancing ist angesagt, also so viel verkaufen, dass die Aktie wieder eine „normale“ Gewichtung im Depot hat. Ansonsten wird der Gewinner zu einem Klumpenrisiko fürs Depot.

    Die ganzen Erläuterungen zur Situation eines Unternehmens wie hier Schweiter, sind „allgemein bekannt“, und damit nutzlos beim investieren, ist schon alles im aktuellen Kurs wenn Aktienmärkte effizient sind. Wissen zu einzelnen Aktien ist nutzlos beim investieren, ausser man weiss mehr als „der Markt“, aber dann ist es Insiderwissen und strafbar, dieses zu nutzen.

  • erich schweizer sagt:

    Eigentlich ist es nicht so schwierig an der Börse Geld zu verdienen.
    Man muss sich nur an einige Grundsätze halten und niemals gierig werden.
    Es gibt immer wieder extrem gute Gelegenheiten zum kaufen, seit 9.11 als die Türme zusammenbrachen und die Börse stark nachgab sind sicher etwa 10 starke Rückgänge passiert. Letzes Jahr im Februar war der Dax bis auf 8600 Punkte zurückgekommen, jetzt steht er bei stolzen 12800.
    Falls man jetzt einen Indexfonds kauft, ist es garantiert ein grosser Fehler.
    Aktien wie Amazon oder auch Facebook werden sich mindestens halbieren.
    Das KGV von Amazon steht bei 180, normal ist maximum 30, dass sagt schon alles, bei Facebook ist es auch ca 50.

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