Die Aktien der WIR-Bank sind nichts für Rentner

Rentner sollten nicht allein auf Anteilscheine der WIR-Bank setzen: Hauptsitz in Basel. Foto: PD
Wir haben WIR-Bank-Anteilscheine im Wert von über 80’000 Franken. Mit unseren Renten können wir komfortabel leben. Die Anteilscheine der WIR-Bank sind für eine Absicherung für Unvorhergesehenes. Durch Medienartikel über WIR sind wir verunsichert. Riskieren wir, unser angelegtes Geld zu verlieren? A. S.
Obschon bei praktisch jeder Anlage ein Restrisiko besteht, gehe ich nicht davon aus, dass Sie ernsthaft riskieren, Ihr in die WIR-Stammanteile investiertes Geld zu verlieren. Die Kleinbank verfügt über eine robuste Kapitalbasis mit anrechenbaren Eigenmittel von 530,9 Millionen Franken und eine Eigenmittelquote von 8,4 Prozent.
Eine Kapitalgarantie haben Sie als Besitzer von WIR-Stammanteilen aber keineswegs. Wie bei jeder Aktienanlage müssen Sie schlimmstenfalls immer mit einem Kapitalausfall rechnen. Anders als Einlagen auf dem Konto wäre Ihr Geld auch nicht durch die Einlagensicherung abgesichert. Die vom Institut vollzogene Strategieänderung, bei der WIR-Kunden mit der Unterschrift unter die neuen Geschäftsbedingungen auf das Bankgeheimnis verzichten, erachte ich zudem als problematisch. Als Kunde würde ich das nicht akzeptieren. Daher erstaunt mich nicht, dass laut Medienberichten bereits Kunden abgesprungen sind.
Das beinhaltet die Gefahr, dass sich die operative Leistung der Bank künftig verschlechtern könnte. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Bank als solche gefährdet ist. Wer Stammanteile der WIR-Bank besitzt, sollte allerdings die weitere Entwicklung des Institutes besonders genau verfolgen. In Ihrem Fall sehe ich noch ein ganz anderes Risiko: Meines Erachtens gehen Sie mit den WIR-Anteilen ein hohes Klumpenrisiko ein – auch abgesehen von den kritischen Berichten im Zuge des Strategiewandels.
Sie schreiben mir, dass Sie die 80’000 Franken, welche Sie in den WIR-Stammanteilen parkiert haben, als Absicherung in Ergänzung zu Ihrer Rente gedacht haben. Für diesen Zweck erachte ich ein Engagement in den WIR-Anteilen gleich in doppelter Hinsicht für nicht sinnvoll.
Erstens sind die Titel weit weniger liquide – also einfach handelbar – als Aktien wie CS, UBS, Nestlé oder Novartis. Sie können die Nebenwerte an der internen Börse der WIR-Bank handeln, wobei laut Unternehmensbeschreibung der Handel «in der Regel am 1. und 3. Freitag des Monats» stattfindet. Zusätzlich können Sie die Titel täglich auf der OTC-Plattform der Berner Kantonalbank kaufen oder verkaufen, wobei auch da kein reger Handel stattfindet.
Zweitens würde ich Geld, welches ich als Absicherung brauche, nur sehr konservativ und nicht in Aktien anlegen. Naturgemäss kommt es bei Aktien vermehrt zu Schwankungen. Da kann es Ihnen passieren, dass Sie die Titel genau zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt abstossen müssen, weil Sie das Geld für Unvorhergesehenes benötigen.
Wenn überhaupt in Wertschriften, müssten Sie das Geld breit diversifizieren, also nicht nur in eine Aktie – in Ihrem Fall in die Stammanteile der WIR-Bank – investieren. Sollte es tatsächlich einmal ein grundlegendes Problem bei der Bank geben und diese in Schieflage geraten, wäre Ihr Geld tatsächlich gefährdet. Indem Sie diversifizieren, reduzieren Sie Ihre Risiken.
Immerhin bringen es die WIR-Anteile auf eine ansprechende Dividendenrendite von über zwei Prozent. Mit Aktien von grossen, weit einfacher handelbaren Versicherungsaktien wie Swiss Life, Zürich oder Swiss Re erzielen Sie aber eine deutlich höhere Dividendenrendite. Doch auch da sollten Sie kein Klumpenrisiko eingehen und nur auf einen einzelnen Titel setzen. Falls Sie grossen Wert auf Sicherheit legen, würde ich die WIR-Stammanteile verkaufen und das Geld entweder stockkonservativ auf ein Konto legen oder zumindest breit diversifiziert anlegen.
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