Politchaos: Kommt die Zinserhöhung durch das Fed?

Chaotisch und unkontrollierbar: US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus. Jonathan Ernst/Reuters
Ich bin erschrocken über die starken Reaktionen an der Börse wegen der FBI-Affäre von Präsident Trump. Ist die Aktienrally jetzt vorbei, und wird die amerikanische Notenbank die Zinsen nicht weiter anheben? A. H.
Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet Donald Trump, der schillernde und in breiten Kreisen heftig umstrittene US-Präsident hat den Börsen seit seiner Wahl zuerst phasenweise kräftig Auftrieb gegeben und dazu beigetragen, dass eine Reihe von Indizes, aber auch Einzelaktien bis vor kurzem auf Höchstständen notierten. Nicht einmal die Zinsanhebungen der US-Notenbank hatten die Investoren irritiert. Sie galten vielmehr als Zeichen dafür, dass die US-Wirtschaft gut läuft.
Doch ausgerechnet Donald Trump ist es wieder, der in diesen Tagen die Anlegerinnen und Anleger schwer verunsichert. Das Politchaos im Weissen Haus hat die Rekordjagd an den Börsen gestoppt. Die Marktteilnehmer reagierten verunsichert auf die laufend neuen Vorwürfe gegen US-Präsident Trump. Auch der Dollar und der Euro kamen zum Franken zeitweise unter Druck, während US-Staatsanleihen als sichere Anlagen plötzlich wieder gesucht waren.
Die Negativmeldungen aus dem Weissen Haus erreichen in der Tat eine hohe Kadenz. Zuerst hört man erstaunt die Nachricht über die angebliche Weitergabe von Geheimdienstinformationen an Russland durch den US-Präsidenten persönlich. Dann folgen Berichte über eine mögliche Beeinflussung von FBI-Ermittlungen. Trump soll den damaligen FBI-Chef James Comey gebeten haben, die Ermittlungen gegen Ex-US-Sicherheitsberater Michael Flynn wegen dessen Russland-Kontakten zu stoppen.
Daraus allerdings gleich abzuleiten, der US-Präsident werde wegen Behinderung der Justiz angeklagt, halte ich angesichts der bis heute vorliegenden Fakten indes für weit übertrieben. Erst recht übertrieben sind derzeit jedenfalls Spekulationen, US-Präsident Trump drohe ein Amtsenthebungsverfahren. Das würde erst ein Thema, wenn der nun vom Justizministerium eingesetzte Sonderermittler zum Schluss käme, dass Trump gegen Gesetze verstossen hätte und das mit Fakten belegt werden könnte. Derzeit ist dies aber nicht der Fall. Daher halte ich auch die zeitweisen nervösen Börsenreaktionen auf die Trump-News für übertrieben.
Persönlich habe ich den Eindruck, dass viele Investoren einen Grund zum Verkaufen geradezu gesucht hatten. Denn nachdem viele Indizes und Einzelaktien auf Höchststände gestiegen waren, lag eine Korrektur längst in der Luft. Das Politchaos um Donald Trump könnte auch ein Vorwand gewesen sein, um Gewinne ins Trockene zu bringen. Wichtiger als die Irritationen rund um den US-Präsidenten ist die Analyse der US-Konjunktur und der Unternehmenszahlen. Beides präsentiert sich in guter Verfassung. Die US-Wirtschaft erweist sich als robust und zeigt noch keine Wachstumsabschwächung. Und auch die Gewinne der US-Unternehmen zeigen weiter nach oben.
Das ist die Grundlage für die weitere Börsenentwicklung. Gerade weil die US-Konjunktur kräftig in Fahrt bleibt, glaube ich nicht, dass die US-Notenbank von ihrem bisherigen Kurs abkommt und die Zinserhöhungen stoppt. Falls Notenbankchefin Janet Yellen die Zinsen entgegen der Markterwartung doch nicht weiter anhebt, könnte das so interpretiert werden, dass die wichtige Notenbank Zweifel am weiteren Wachstum der US-Wirtschaft hat. Das wäre in der Tat ein negatives Signal, was die Märkte dann erneut verunsichern könnte.
Das Börsenjahr 2017 entwickelte sich bislang vielversprechend. Die Verunsicherung über die Politik von US-Präsident Trump ist für die Märkte aber definitiv nicht hilfreich und beinhaltet weiteres Korrekturpotenzial. Immerhin: Die Konjunktur in den USA präsentiert sich robust, und auch Europa zeigt weitere Erholungszeichen. Das sind positive Voraussetzungen auch für die Schweizer Wirtschaft und die Märkte. Eine mögliche weitere Eskalation der Politkrise rund um Donald Trump in Washington birgt allerdings einige Unwägbarkeiten. Angesichts fehlender Alternativen in Niedrigzinsumfeld bieten Aktien aber weiterhin Chancen – auch wenn die Luft dünn geworden ist und sich weitere Korrekturen ankünden.
2 Kommentare zu «Politchaos: Kommt die Zinserhöhung durch das Fed?»
Und was der Titel mit dem Inhalt des Blog-Eintrages zu tun?
Sie glauben im Ernst, die FED lässt sich Politgeschehen beeinflussen. Bleiben Sie so, wie es der Tagesanzeiger leider schon lange nicht mehr ist – objektiv, informativ, interessant, hilfreich. Danke.
Und wer kann soch eine Zinserhöhung leisten ? Italien? Gute Nacht an den Börsen.. ich habe verkauft