Investieren in Start-ups ist hoch riskant

Innomedica-Forschung: Setzt Erfolg mit Krebsmitteln. Foto: PD

Innomedica-Forschung: Setzt Erfolg mit Krebsmitteln. Foto: PD

Ich bin auf einen interessanten Bericht über die Start-up-Firma Innomedica gestossen, die eine öffentliche Kapitalerhöhung plant. Da ich mein PK-Kapital bei meiner Frühpension auszahlen liess und es auf den Banken praktisch keinen Zins gibt, suche ich nach einer sicheren Alternative. Können Sie mir die Aktien dieser Firma empfehlen? R.K.

Die von Ihnen erwähnte kleine Pharmafirma Innomedica mit Sitz in Marly ist in der Krebsforschung tätig. Dies ist meines Erachtens der Sektor im Pharmabereich, der langfristig am meisten Potenzial verspricht. Wer da erfolgreiche Medikamente entwickeln kann, hat auch wirtschaftlich interessante Aussichten. Mit dem Mittel Talidox forscht Innomedica an einem vielversprechenden Krebsmedikament. Im laufenden Jahr sollen erste Patienten mit dem neuen Krebsmedikament behandelt werden, nachdem Studienresultate offenbar eine konstant bessere Wirkung durch eine Behandlung mit Talidox im Vergleich zu heutigen Therapiestandards aufzeigen.

Grosser Pluspunkt ist laut dem Unternehmen der Umstand, dass der oft eingesetzte Wirkstoff Doxorubicin medizintechnisch neu verpackt wird, sodass er gezielter eingesetzt werden kann. Damit soll nicht nur die Wirkung verbessert, sondern auch das Risiko von Nebenwirkungen geschmälert werden. Gemäss Innomedica gelangt der Wirkstoff Doxorubicin dank der neuartigen «Verpackung» gezielter zum Tumor und kann dort dadurch das ganze Wirkungspotenzial ausschöpfen.

Wie erfolgversprechend diese Therapiemöglichkeit aus medizinischer Sicht ist, kann ich nicht beurteilen und muss mich ebenso wie Sie auf die Angaben des Unternehmens verlassen. Tatsache ist, dass das Jungunternehmen Innomedica eine öffentliche Kapitalerhöhung um 7,7 Millionen Franken bis Ende Mai plant. In einem weiteren Schritt kündet das Unternehmen einen geplanten Börsengang nach erfolgreicher Phase-II-Studie von Talidox an.

Sie als Anleger müssen die Chancen und Risiken genau abwägen. Sollten sich die hohen Erwartungen der Forscher von Innomedica in das neue Medikament Talidox bewahrheiten und eine Zulassung in der Schweiz und im Ausland erfolgen, könnte sich der Wert des Gesellschaft schnell vermehrfachen. In einem solchen Fall wäre ein möglicher Börsengang durchaus denkbar, was den Wert der bestehenden Aktien in der Regel deutlich steigen lässt. Auch ist es möglich, dass grosse Pharmakonzerne auf die Firma aufmerksam würden: Diese kaufen gerne und oft Jungunternehmen mit vielversprechenden Medikamenten auf, um ihre eigene Pipeline zu verstärken. Das ist die Seite der Chancen.

Es ist möglich, dass Sie alles verlieren

Gleichzeitig stufe ich die Risiken aber als sehr hoch ein. Offenbar plant Innomedica auch andere Medikamente. Derzeit ist die Firma aber in erster Linie vom Erfolg von Talidox abhängig. Sollte das Mittel entgegen der Erwartungen der Forscher doch nicht erfolgreich sein oder nicht zugelassen werden, wäre dies für die Aktien fatal. Im allerschlimmsten Fall müssten Sie mit einem Totalausfall Ihres Kapitals rechnen. Bei jungen Pharmafirmen ist alles möglich. Dies liegt in der Natur von Start-ups: steiler Aufstieg oder Zusammenbruch, falls ein Mittel ein Flop ist.

Falls Sie erwägen, mit Ihrem Geld im Rahmen der Kapitalerhöhung einzusteigen, müssten Sie bereit sein, Ihren Kapitaleinsatz im negativen Fall vollkommen abzuschreiben. Es ist möglich, dass Sie alles verlieren. Dafür haben Sie bei einer positiven Entwicklung aller Medikamentenstudien die Chance, überdurchschnittlich zu verdienen. Wenn jemand direkt bei einer jungen Pharmafirma einsteigt, muss er sich bewusst sein, dass dies immer eine Hochrisikoanlage ist. Darum sollte man ohnehin nur kleine Beträge investieren, die man problemlos abschreiben kann, wenn es schiefgeht.

Falls Sie aber, wie Sie in Ihrer Frage schreiben, eine sichere Anlage für Ihr Pensionskassengeld suchen, müsste ich Ihnen von einem Investment in eine Jungfirma dringend abraten. Hohe Sicherheit bietet eine solche Anlage definitiv nicht. Das kann sie gar nicht. Denn ein Start-up beinhaltet immer höchste Risiken. Prüfen kann man als Privatinvestor einen Einstieg höchstens im Rahmen einer sehr breiten Diversifikation in geringen Umfang, wenn alles übrige Geld sicher investiert ist. Für Alters- und Vorsorgegeld erachte ich ein Direkt-Investment in einzelne Jungunternehmen indes nicht für sinnvoll.

Stattdessen würde ich spezialisierte Fonds empfehlen, welche breit diversifiziert in eine Vielzahl von Jungunternehmen investieren. Doch selbst da stufe ich die Risiken für Alters- und Vorsorgegeld als sehr hoch – als zu hoch – ein. Wenn Sie mehr Rendite für Ihr Kapital suchen, rate ich Ihnen, im Rahmen einer auf Ihre Bedürfnisse abgestimmten Strategie ein Portefeuille zusammenzustellen, welches alle relevanten Anlageklassen breit diversifiziert abdeckt.

Mit dem Geld für die dritte Lebensphase darf man nicht spekulieren. Gerade bei Alters- und Vorsorgegeld sollte man Klumpenrisiken unbedingt vermeiden. Denn bei einem Verlust haben Sie nicht mehr die nötige Zeit, um den Abschreiber wieder wettzumachen, da die Zeit gegen Sie spielt und Sie das Kapital benötigen.

 

2 Kommentare zu «Investieren in Start-ups ist hoch riskant»

  • Ralph Lang sagt:

    Grundsätzlich ist es eine gute Sache in Start ups auch als Privater zu investieren, aber in einer möglichst frühen Phase mit einem schönen prozentualen Aktienanteil. Das sichert Mitspracherechte und ordentlich Cash beim Exit.
    Hier bei einem Medizin Start up sehe ich hohe Risiken, denn die verbrennen Geld ohne Ende und brauchen daher immer wieder neues Geld, was sie aufgrund der Krebs-Story auch bekommen. Nur der Aktionär wird immer mehr verwässert. Ich investiere in Firmen, die ich verstehe, bei einem Medizin Start up sagen mir Wissenschaftler immer total gegensätzliche Meinungen, insofern Vorsicht an der Bahnsteigkante.

  • Roland Heinzer sagt:

    Es gilt immer noch je höher die Rendite, umso grösser ist das Risiko.
    Es kommt also darauf an, ob Sie auf das Geld im Alter angewiesen sind. Wenn ja dann Finger weg, wenn es keine Rolle spielt dann sollten Sie trotzdem vorsichtig sein. Ein Fond bietet ein bessres Risikoprofil, denn da sind Spezialisten die die Investitionen überwachen. Z.B. BB-Biotech. Bedenken Sie auch, dass bei der Medikamentenentwicklung eine Chance von ca. 1:40 besteht. Im Casino können Sie auf rot und schwarz setzen, da haben Sie fast 50% Chance auf Verdoppelung.
    Besser wären Kantonalbankaktien mit Statsgarantie, da gibt es noch Dividenden, aber auch da muss mit Kurskorrekturen gerechnet werden, es gibt umsonst eben NICHTS.

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