Wer gut diversifiziert, erntet am meisten Früchte

Je mehr Früchte im Anlagekorb sind, desto geringer kann man das Risiko halten. Foto: Getty Images
Aus einer Erbschaft habe ich rund 4 Millionen Franken, die ich anlegen möchte. Ich habe ein gutes Erwerbseinkommen und bin nicht auf das Erbe angewiesen. Mein Gedanke ist, das Geld langfristig für zehn oder mehr Jahre anzulegen. Gibt es eine Vermögensaufteilung über die Anlageklassen hinweg, bei der ich auch in stürmischen Zeiten ruhig bleiben kann? C. G.
Mit einer ähnlichen Herausforderung wie Sie sind auch professionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen konfrontiert: Sie wollen das ihnen anvertraute Kapital möglichst sicher, aber gleichzeitig möglichst renditebringend investieren und verfügen über einen langen Anlagehorizont.
Damit sie das erreichen, nutzen sie eine sogenannte Asset Allocation: Sie definiert, wie das Vermögen in verschiedenen Anlagegruppen angelegt wird, damit ein möglichst optimales Verhältnis zwischen Risiko und Gewinnchancen erzielt wird. Gerade grössere Vermögen sollten breit diversifiziert auf alle Anlagegruppen verteilt werden. Dazu zählen Aktien, Obligationen, Cash, Immobilien, Gold und weitere Rohstoffe. Je nach Risikofähigkeit kommen im kleinen Umfang noch Segmente wie Private Equity, Hedgefonds und strukturierte Produkte dazu.
Wie umfangreich die einzelnen Anlagegruppen gewichtet werden, hängt von Ihrer persönlichen Risikofähigkeit ab. Da Sie mir schreiben, dass Sie das Vermögen während zehn Jahren oder sogar mehr investieren möchten und nicht auf das Kapital angewiesen sind, könnte es Sinn ergeben, einen etwas höheren Aktienanteil von bis zu 40 Prozent zu wählen, zumal die Zinsen sehr tief sind und mit Obligationen nur sehr geringe Renditen möglich sind. Der Aktienanteil müsste nach Branchen und Regionen international breit diversifiziert werden. Dabei können Sie sowohl auf Einzeltitel als auch auf Fonds und kostengünstige Exchange Traded Funds setzen.
Für rund 30 Prozent würde ich Anleihen erwerben, welche ebenfalls breit diversifiziert werden sollten. Um für das Portfolio einen gewissen Kapitalschutz zu erreichen, würde ich nur Obligationen von guten und sehr guten Schuldnern nutzen. Je 10 Prozent könnten Sie in Immobilien wie Immobilienfonds sowie Gold und Silber ebenfalls als Absicherung fliessen lassen. Den Rest würde ich auf die Positionen Cash als eiserne Reserve und Rohstoffe verteilen. Bei den Rohstoffen würde ich ausschliesslich Fonds und Exchange Traded Funds verwenden, damit Sie eine breite Diversifikation erreichen.
Allerdings müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie mit einem Aktienanteil von rund 40 Prozent etwas höhere Risiken eingehen und es je nach Börsenphasen zu stärkeren Kursschwankungen kommen kann. Da Sie einen langen Anlagehorizont haben, ist ein höherer Aktienanteil aus meiner Sicht diskutabel. Sie müssen sich aber selbst genau überlegen, ob Sie mit diesen erhöhten Risiken gut leben können. Sonst müssten Sie den Obligationenteil zulasten der Aktien erhöhen. Auch eine Währungsabsicherung würde ich prüfen, da Währungsverluste oft ins Geld gehen können.
Für Ihre konkrete Planung rate ich Ihnen, von drei verschiedenen Banken je einen konkreten Anlagevorschlag einzuholen. Anhand dieser Portfolio-Vorschläge können Sie sich am besten ein Bild machen, welches Vorgehen wirklich Ihren eigenen Bedürfnissen entspricht. Am wichtigsten ist allerdings, dass Sie genau überlegen, was Sie persönlich wollen und wie viel Risiken Sie eingehen können und möchten. Denn letztlich ist es Ihr Geld, und falls es zu Kursrückschlägen kommt, was jederzeit möglich ist, sitzen nur Sie allein auf den Buchverlusten.
8 Kommentare zu «Wer gut diversifiziert, erntet am meisten Früchte»
Mit dem Titel bin ich nicht einverstanden: «Wer gut diversifiziert, erntet am meisten Früchte», eigentlich müsste es heissen: «Wer gut diversifiziert, vermindert Risiken (und Chancen)» oder «Wer gut investiert, erntet am meisten Früchte».
Diversifizieren macht Sinn, ist aber auch ein Hinweis auf die eigene Unsicherheit, das ist wie im Casino setzen auf Rot UND Schwarz, zum Segen der Bank, ähh des Casinos . Die Börse und das Casino scheinen manchmal enge Verwandte zu sein…
Ich bin mit der Empfehlung von Herrn Spieler einverstanden, bis auf jenen, drei Banken zu kontaktieren. Herr C.G. wird mit grösster Wahrscheinlichkeit drei völlig verschiedene Vorschläge erhalten und dann wieder vor dem nächsten Problem stehen, wem er sein Geld anvertrauen soll. Ich empfehle zuerst einmal das Buch von David F. Swensen, Anlagechef der Yale Universität, „Unkonventionell Success: A Fundamental Approach to Personal Investment“, zu lesen. Er gibt für einen mit der Materie nicht vertrauten Person sehr gute Informationen. Swensen empfahl übrigens für Private eine Aufteilung auf 30 % einheimische Aktien, 15 % Auslandaktien, 5 % Schwellenländeraktien, 20 % in Immobilienfonds, 15 % in Staatsobligationen und 15 % in Inflationsgeschützte Anleihen (USA eben). Und dies alles via ETFs.
Die Vergleichbarkeit von Finanzdienstleistern ist wirklich ein grosses Problem. Dabei wäre es sehr einfach zu läsen: die Finma sollte Regeln aufstellen das jeder Finanzberater mit dem Aktienindex verglichen werden kann.
Ich bevorzuge einen höheren Aktienanteil. Bekanntlich ist die Börse ein Paternoster. Durch den Keller zu fahren ist nicht gefährlich, man darf nur keine Angst haben. Der Kurs einer Aktie interessiert mich nur bei Kauf/Verkauf. Wichtig ist dagegen eine konstante Dividende.
Der Titel ist irreführend. Hoher Grad an Diversifikation und hohe Erträge schliessen sich gegenseitig aus. Es ist ja gerade der Sinn der Diversifikation die Varianz des Portfolios zu reduzieren. Kommt dazu, dass in Krisenzeiten die Korrelationen steigen und der Diversifikationseffekt dadurch reduziert wird. Ganz so einfach wie hier dargestellt, ist die Sache nicht. Am besten schläft sich meines Erachtens, wenn man die Anlagen selber genau kennt, was bei den börsenkotierten Werten as sich bereits eine Herausforderung ist.
Ganz wichtig ist es auch, nicht nur den Betrag auf verschiedene Anlageklassen aufzuteilen (Diversifikation), sondern auch den zu investierenden Betrag nicht auf einmal, sondern über einen grösseren Zeitraum, beispielsweise zwei oder gar drei Jahre gestaffelt zu investieren. Gerade jetzt, wo besonders die US-Leitbörse sehr hoch ist und die ZInsen sehr tief sind, lohnt es sich, nur ca. 20 Prozent des Aktien, des Obligationen und des Immobilienteils zu investieren.
Entweder man investiert dann beispielsweise Mitte November die nächsten 20% und hat dann in zweieinhalb Jahren den vollen Betrag investiert oder investiert über zwei Jahre und versucht, bei möglichen zwischenzeitlichen Kurseinbrüchen Teile der restlichen 20% zu investieren.
„Wer gut diversifiziert, erntet am meisten Früchte“ ?. Nein, wer richtig investiert, erntet am meisten Früchte. Diversifikation ist immer ein Risikoausgleich, und dieser geht auf Kosten des Ertrags. „Richtig“ investieren setzt voraus, dass man einen Informationsvorsprung haben muss (Insiderkenntnisse) oder die Geschäfte selber beeinflussen kann (Politiker, Staatsangestellte). Oder einfach schlauer sein als die anderen und fähig sein, die Mega-Trends vorauszusehen. Wobei das letztere auch das schwierigste von allen dreien ist.
Juff, um richtig investieren zu können muss man erst mal Kapital haben :-S