Setzen Sie nicht alles auf Immobilien

Originelle, aber nicht risikolose Strategie: Mit Immobilienfonds sparen, um Immobilien zu erwerben. Foto: Gaetan Bally/Keystone
Ich beabsichtige, später Wohneigentum in der Region Zürich zu erwerben. Als Absicherung möchte ich in der Zwischenzeit Geld in Immobilienfonds investieren. Die Idee: Sollten beim Investment in den Fonds Verluste anfallen, würde im Gegenzug der Erwerb von Wohneigentum günstiger. Ich wäre abgesichert. Halten Sie diese Strategie für empfehlenswert? C. S.
Ich finde Ihre Strategie originell. Solange Sie für Ihr Wohneigentum sparen, profitieren Sie von ansprechenden Erträgen und von einem möglichen Anstieg der Fondsanteile. Sollte es aber zu einem Kurseinbruch bei den Immobilienfonds und -preisen kommen, könnten Sie Ihr Wohneigentum günstiger erwerben. Auf den ersten Blick ergibt Ihre Strategie Sinn. Bei genauer Analyse habe ich aber doch einen gewichtigen Einwand: Meines Erachtens gehen Sie ein grosses Klumpenrisiko ein, wenn Sie nur einen einzelnen Immobilienfonds erwerben.
Zwar decken die drei von Ihnen erwähnten Fonds den Liegenschaftenmarkt in der Schweiz recht gut ab. Sollte einer der Fonds aber unabhängig vom Gesamtmarkt hauseigene Probleme haben, etwa weil es Schwächen in der Fondsleitung gibt, würde Ihre Strategie nicht aufgehen. Funktionieren würde Ihre Strategie am ehesten, wenn Sie nicht nur in ein einzelnes Vehikel, sondern in mehrere Immobilienfonds investieren. Dann können Sie den Markt gut abdecken.
Die drei Fonds könnten dazu geeignet sein. Der Swisscanto (CH) Real Estate Fund Ifca investiert praktisch ausschliesslich in Wohnimmobilien in der Schweiz. Dank einer breiten Diversifikation über die verschiedenen Regionen hinweg werden lokale Marktrisiken abgefedert. Mit einer Kostenkennziffer (TER) von 0,97 liegt der Fonds im Durchschnitt.
Auch der Immofonds fokussiert auf Wohnliegenschaften in der Schweiz, wobei der grösste Teil der Gelder in Wohnhäuser in der Region Zürich fliesst. Stark ist das Engagement des Fonds auch in der Zentral- und Ostschweiz.
Ähnlich aufgestellt ist der Realstone Swiss Property Fund: Auch er legt das Kapital hauptsächlich in Wohnliegenschaften in der gesamten Schweiz an. Der Fokus auf Wohnimmobilien macht Sie weniger anfällig auf die starken Preisschwankungen, die wir häufiger im Büro- und Geschäftsimmobilienmarkt sehen.
Eine Alternative zu den drei Fonds sind Immobilienaktien wie Swiss Prime Site, Mobimo Holding oder PSP Swiss Property. Diese bieten ansprechende Dividendenrenditen zwischen 3,5 und 5 Prozent.
Unabhängig von der Titelwahl rate ich Ihnen über das Immobiliensegment hinaus zu einer breiten Diversifikation: Wenn Sie später Wohneigentum erwerben wollen und möglicherweise noch daran sind, zusätzliches Eigenkapital anzusparen, empfehle ich Ihnen, nicht nur auf Fonds oder Aktien aus dem Immobilienbereich zu setzen. In anderen Bereichen – etwa im Pharma- oder Technologiesektor – sind die Wachstumschancen deutlich grösser als im Immobiliensegment.
So haben Sie die Möglichkeit, in Ergänzung zu Ihren Anlagen im Immobiliensektor ein rascheres Kapitalwachstum zu erzielen. Allerdings müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie sowohl bei Fonds als auch bei Aktien starken Kursschwankungen ausgesetzt sind. Sie müssen sich somit genau überlegen, ob Sie diese Risiken tragen wollen und können.
2 Kommentare zu «Setzen Sie nicht alles auf Immobilien»
Bevor man allerdings in kotierte Immobiliengefässe investiert, sollte man sicher sein, dass man den Begriff „Agio“ versteht, weiss, wie hoch die aktuell sind, und deren Zusammenhang mit den Zinsen kennt. Ansonsten könnte es böse Überraschungen geben, wenn die Zinsen steigen, aber die Verkehrswerte der Immobilien nicht sinken.
Zuerst einmal den Ausgang der Volksabstimmung zum Energiegesetz EnG50 abwarten und deren Auswirkungen auf den Immobilienmarkt eine Zeit lang beobachten, würden möglicherweise zu neuen Erkenntnissen beim Kauf von Wohneigentum führen, weil für Immobilien erhebliche bauliche und finanzielle Veränderungen in der Luft liegen. In der Zwischenzeit könnten Sie vielleicht nützliche Studien betreiben über Eigentumswohnungen, deren Unterhalts- und Betriebskosten, über Eigentümerversammlungen, Bau- und Zonenvorschriften und nicht zuletzt eine Steuerberechnung anstellen. Sollte es Ihnen am neuen Ort vielleicht nicht mehr gefallen, so müssten Sie mit vielen Unkosten rechnen, denn grundsätzlich kaufen Sie Wohneigentum problemlos, aber ein Verkauf derselben würde Ihnen sehr viel mehr Mühe bereiten.