Vorsicht vor Euphorie bei Richemont

Luxusgüterkonzern Richemont: Die Talsohle ist noch nicht durchschritten. Foto: PD
Ausgerechnet jetzt, da in der Uhrenbranche wieder Aufbruchstimmung herrscht, bremst Richemont die aufkeimende Euphorie. Johann Rupert, der starke Mann hinter dem Genfer Luxusgüterkonzern, sieht die Talsohle noch nicht durchschritten. Die Lager der Händler seien noch immer zum Bersten voll, sagte der Verwaltungsratspräsident am Samstag im Gespräch mit der «Finanz und Wirtschaft». Es werde noch eine gewisse Zeit dauern, bis die Bestellzahlen wieder anziehen. Tatsächlich zeigen die Schweizer Uhrenexportzahlen weiterhin nach unten. Im Februar wurden 10 Prozent weniger Uhren ausgeführt als ein Jahr zuvor. An der derzeit laufenden Uhrenmesse Baselworld ist von dieser Vorsicht wenig zu spüren. Es gibt kaum einen Uhrenchef, der für dieses Jahr nicht zuversichtlich ist. Das stimmt mich wiederum ziemlich vorsichtig, zumal die Uhrenaktien in den vergangenen Monaten viel Positives vorweggenommen haben. Ich rate, erst wieder einzusteigen, wenn die Kurse wieder etwas zurückgekommen sind. In Schwächephasen kaufen
Teure Emmi-Titel
Ich schätze den Realismus von Emmi-Chef Urs Riedener. Er gibt keine Versprechen ab, die er nicht halten kann. So auch bei der Präsentation der Jahreszahlen. Der Chef des Milchverarbeiters bleibt beim Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr zurückhaltend. Und das zu Recht. Im Hauptmarkt Schweiz ist der Umsatz von Emmi im vergangenen Jahr wieder geschrumpft. Discounter, niedrige Milchpreise und Einkaufstourismus machen Emmi das Leben schwer. Daran dürfte sich bis auf weiteres wenig ändern. Zum Glück wartet Riedener aber nicht einfach ab, sondern sucht im Ausland attraktive Nischen, um zu wachsen. Und das mit Erfolg. Dank des expandierenden Auslandsgeschäfts hat Emmi 2016 einen Rekordgewinn verzeichnen können. Es ist ein bemerkenswertes Resultat in einem herausfordernden Umfeld. Aber genau das nimmt die hohe Bewertung der Aktien bereits vorweg. Die Erfolge zu überbieten, wird schwierig. Dementsprechend teuer sind die Titel. Sie sind gar höher bewertet als Branchengigant Nestlé. Für mich ist das zu viel. Abwarten
Vorfreude auf das nächste iPhone
Die im deutschen Tec-DAX enthaltenen Aktien von Dialog Semiconductor gehören wie jene von AMS zu den Titeln, bei denen die Vorfreude der Investoren im Moment schier grenzenlos scheint. Die Vorfreude auf das nächste iPhone, das wohl im Herbst erscheint. Wie bei der österreichischen AMS, deren Titel in der Schweiz kotiert sind, gehört Apple auch bei der deutsch-britischen Dialog Semiconductor zu den Grosskunden. Doch während sich AMS-Aktien seit Anfang Jahr mehr als 80 Prozent verteuert haben, sind Dialog Semi «nur» 20 Prozent gestiegen. Die Stärke des Unternehmens mit Hauptsitz in London ist die Stromversorgung von Smartphones. Weil bei der Kapazität von Akkus nur geringe Fortschritte erzielt werden, wollen Smartphone-Hersteller das Laden schneller und komfortabler machen. Mit dem US-Partner Energous arbeiten die Ingenieure von Dialog Semiconductor sogar daran, dass ein Smartphone schon auflädt, wenn es sich nur im selben Raum wie das Ladegerät befindet. Klingt alles spannend, und auf Basis verschiedener Kennzahlen kommen Dialog Semiconductor günstiger als AMS – sind aber trotzdem teuer. In Schwächephasen kaufen
Wohl bald grünes Licht für Chemchina
Das reine Spekulieren überlasse ich anderen. Doch keine Regel ohne Ausnahme, zumindest wenn das Risiko überschaubar ist. Das ist meiner Ansicht nach bei Syngenta der Fall. Dass die geplante Übernahme durch Chemchina gelingt, ist nicht hundertprozentig sicher. Doch ich spekuliere darauf, dass die Transaktion über die Bühne geht, und sehe keine Hürden. Die Wettbewerbsbehörden der Europäischen Union könnten bereits nächste Woche grünes Licht geben. Das berichtete zumindest Reuters am Freitag. Die Bewilligung könnte schon am Montag oder Dienstag kommuniziert werden, heisst es. Geboten werden bekanntermassen 465 Dollar je Aktie plus 5 Franken Dividende. Das sind derzeit umgerechnet 470 Franken. Solange der Aktienkurs ein paar Prozent unter diesem Wert notiert, lohnt sich für risikofähige Anleger der Deal. Immerhin ergibt sich, gemessen am Kurs vom Freitag, rund 6,5 Prozent Kurschance. Falls der Deal klappt, bleibt auch nach Kauf- und Verkaufsgebühren ein schöner Zustupf. Kaufen
Gute Investition
Seit der Generalversammlung vom Freitag steht so gut wie fest: Walter Meier wird mit Tobler Haustechnik zum führenden Schweizer Gebäudetechniker fusionieren. Mit wettbewerbsrechtlichen Hürden ist kaum zu rechnen. Walter Meier bringt Systemlösungskompetenz mit, Tobler Haustechnik trumpft mit dem Grosshandel und dem Sanitärbereich. Beide sind stark in der Wärmeerzeugung und den Bereichen Warmwasser und Fussbodenheizung. Kumuliert wird die neue Gruppe, weiterhin einzig auf dem Heimmarkt aktiv, rund 570 Millionen Franken umsetzen. Der Gewinn je Aktie wird schnell steigen. Das heisst, auch die Ausschüttung wird künftig wie zuletzt 2 Franken oder mehr betragen können. Walter Meier waren schon immer Dividendenpapiere. Sie rentierten in den letzten Jahren je nach Aktienkurs meist zwischen 4 und mehr als 6 Prozent. Neu ist nun, dass dank Kapitalerhöhung Einlagereserven entstehen, aus denen die künftigen Ausschüttungen entnommen werden können. Das heisst, Privatanleger müssen den Betrag künftig nicht mehr versteuern. Die Bruttorendite von derzeit 4,3 Prozent ist somit gleich Nettorendite. Kaufen
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