Wenn Gebühren die Rendite auffressen

Bankberatung: Sicherer, aber auch teurer, als wenn Sie selbst investieren. Foto: Key

Bankberatung: Sicherer, aber auch teurer, als wenn Sie selbst investieren. Foto: Key

Unser Bankberater hat mir und meiner Frau empfohlen, 150’000 Franken in der BKB-Anlagelösung Einkommen anzulegen, da wir über einige Hunderttausend Franken liquide Mittel verfügen. Die Kosten betragen jährlich 1,25 Prozent. Was halten Sie von dieser Anlagelösung? C.P.

Die Ihnen vorgeschlagene Anlagelösung der Basler Kantonalbank ist faktisch ein Anlagefonds, der analog marktüblicher Strategiefonds breit diversifiziert in verschiedene Anlagegruppen investiert. Dabei legt der Fonds das Kapital wiederum in andere Fonds und Exchange Traded Funds an. Die Kosten von 1,25 Prozent pro Jahr beinhalten zwar alle mit der Anlage verbundenen Gebühren, nicht aber in jedem Fall die jeweils einmalig anfallende Ausgabe- und Rücknahmegebühr von zusätzlich 2 Prozent. Im Anlageprospekt heisst es allerdings, dass die Ausgabe- und Rücknahmegebühr in Absprache mit Ihrem Berater tiefer ausfallen oder wegfallen kann.

Ich gehe davon aus, dass die Bank bei Ihrem Angebot darauf verzichtet. Ausserdem werden Retrozessionen zurückvergütet und die Vermögensverwaltungskosten sind bei den Steuern abzugsfähig. Wie viel Ihnen schlussendlich unter dem Strich übrig bleibt, hängt vom Anlageerfolg ab. Zu grosse Erwartungen sollten Sie sich nicht machen. Die Anlagelösung Einkommen investiert nämlich in erster Linie in Obligationen. Dabei entfallen 55 Prozent auf Anleihen Schweiz und 15 Prozent auf Anleihen Ausland. 15 Prozent fliessen in Schweizer Aktien und 10 Prozent in ausländische Aktien. Der Rest wird liquid gehalten. Diese Aufteilung hat den Pluspunkt, dass sich Ihre Risiken in Grenzen halten. Gleichzeitig sind Ihre Ertragschancen aber begrenzt, zumal mit Anleihen in Schweizer Franken kaum mehr ein Ertrag erwirtschaftet werden kann.

Konservative Fonds mit hohem Franken-Obligationenanteil rentieren meist schlecht. Dazu kommt, dass Sie trotz der breiten Diversifikation und der konservativen Strategie keine Kapitalgarantie haben und mit Kursschwankungen rechnen müssen: Der bisherige Höchstkurs des Fonds lag bei 101,49 und der Tiefpunkt bei 95,64 vor rund einem Jahr.

Eine mögliche Alternative wäre, dass Sie selbst in verschiedene kostengünstige Exchange Traded Funds investieren. Entsprechende Indexfonds gibt es auf die verschiedensten Anlageklassen. Die Gebühren liegen in der Regel klar unter einem Prozent. Eine weitere Alternative sind Dividendenperlen, also Aktien mit einer hohen Dividendenrendite wie Novartis, Nestlé, Roche, Zürich, Swiss Re, Swisscom oder Swiss Life. Diese bringen eine Dividendenrendite von zwei bis fünf Prozent pro Jahr. Allerdings müssten Sie höhere Schwankungsrisiken in Kauf nehmen und einen längeren Anlagehorizont wählen. Im Vergleich sind die Schwankungsrisiken bei der Anlagefondslösung Ihrer Bank oder den ETFs auf Anleihen geringer.

Sie könnten sich von Ihrer Bank einen Vorschlag für kostengünstige ETFs auf Anleihen und in kleinem Umfang wie im Fonds der Bank auf Aktien unterbreiten lassen. Dann haben Sie eine Alternative und können entscheiden, ob Sie in das Anlagevehikel der Bank oder die ETFs investieren möchten oder das Kapital doch lieber auf dem Konto liegen lassen möchten.

 

6 Kommentare zu «Wenn Gebühren die Rendite auffressen»

  • Anton Schneider sagt:

    55 % Schweizer Anleihen? Die Rendite beträgt nicht einmal 0.8%. Risiken: Ausländische Anleihen und Aktien tragen ein Währungsrisiko. Und sollte die Politik des billigen Geldes in ein bis zwei Jahren der Vergangenheit angehören (es reichen bereits 0.5-1%) , werden die Obli-Fonds schwere Kursverluste einfahren.
    Warum lassen sich Private von den Banken noch immer über den Tisch ziehen? Für die Beratung, Kommissionen und jährliche Depotgebühr verdient die Bank großartig. Netto bleiben der Bank ca. 2000.- jährlich für die 150000.- Anlage“beratung“. (Dem CEO der CS wäre damit zB bereits die Kaffeepause eines Tages finanziert!) Wollen die Anleger das?

  • Hansli sagt:

    Die Kosten halten sich für mich im Rahmen, wenn man sein Geld verwalten lassen will. Jedoch habe ich genauso wie Herr Schneider starke Vorbehalte ob der Berater zum jetzigen Zeitpunkt das richtige Produkt verkauft. Obligationen gehören für mich zukünftig. Jetzt fressen die Gebühren (obwohl einigermassen ok) die Rendite auf und sobald die Zinsen anziehen, sieht es düster aus. Das war kein Beratungsgespräch, sondern ein reines Verkaufsgespräch. Allerdings halte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht investiert zu sein für eine gute Wahl, auch nicht in Indexprodukte. Auch Aktien sind zurzeit hoch bewertet und für Einzelinvestments in noch kaufenswerte Aktien wäre eine echte Beratung Voraussetzung. Natürlich habe ich auch keine Glaskugel und die Bewertungen können noch ein zwei Jahre steigen. Die Wa

  • groeg sagt:

    Es ist eigentlich simpel.Auf alle Risiken verzichten, Renditen im Promillebereich vergessen, ruhig schlafen bei Spesen von Fr. 200 p.a.- 10 kg Gold kaufen für Fr. 400’000.-.Voilà, Beratung von mir hiemit gratis.Die Rendite auf Gold in Fr. seit 2002 160.4%, also ca. 10% pro Jahr.Das gibt es N I R G E N D S.Wer noch etwas „spielen“ möchte, kann das ja mit limitierten Fr. 50’000.-.

    • Gerhard Engler sagt:

      @groeg: Waren Sie wirklich so ein Glückspilz, dass Sie das Gold 2002 beim jahrzehntelangen Tiefststand gekauft haben? Wenn Sie 1980 gekauft hätten, dann hätten Sie bis heute keinen Gewinn gemacht. Und das gleiche gilt, wenn Sie 2012 gekauft hätten.

  • Markus Ackermann sagt:

    Interview auf BBC live vom 28.2.2017 (bei ~23 min):
    BBC: „What most people would be astounded by is quite how much of their retirement pot can be taken out in fees.“
    Antwort Bogle: „In the last 65 years the market, the S P500, has given ~11% return and the average mutual fund has given ~9%.
    1 US$ compounded 7% invested over 50 years grows to 30 US$ in the stock market and it grows to 10 US$ in the average mutual fund.
    That means that the investor put up 100% of the capital, 100% of the risk and gets 30% of the return. And Wallstreet put up none of the capital, none of the risk and get 70% of the return.“
    Die HAUPT-Anlage der meisten ist die Pensionskasse.
    DORT Kosten senken: von ~2% auf 0.07-0.2%!
    Jack Bogle erfand das „passive investing“ (Indices, buy + hold) OHNE „Experten“

  • Peter Rohner sagt:

    Jährliche Verwaltungskosten von 1.25% … das können andere besser. Zumal es sich hier jm eine Standardlösung handelt. Schauen Sie mal beim Vetmögenszentrum vorbei, Snkegen mit ETFs ust hier Ihr Stichwort.

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