Wenn die Bank gleich doppelt verdient

Geldanlage mit Mandat: Wichtig ist, dass die Bank diversifiziert, aber auch dann bleiben die Risiken bestehen. Foto: Key
Ich hatte während Jahren bei der UBS ein Aktiendepot, das ich selbst verwaltete. Auf Drängen meines Kundenberaters übergab ich dann mein Depot der UBS als Verwaltungsmandat. Nun stellte ich fest, dass die UBS alle Aktien verkauft hat und fast nur noch UBS-Fonds im Depot sind, die ich früher nie gekauft hätte. Was halten Sie davon? S.B.
Gemäss Ihren detaillierten Depotunterlagen, die Sie mir zugestellt haben, ist es tatsächlich so, dass Sie heute mehrheitlich UBS-Fonds besitzen. Positiv ist, dass mit diesen Finanzvehikeln eine sehr gute Diversifikation erreicht wird. Im Vergleich zu Ihrem früheren Depot, das von Ihnen selbst geführt wurde, konnte mit dieser Strategie die Diversifikation eindeutig verbessert werden. Im Vergleich zum heutigen Depotbestand hatten Sie früher ein erhöhtes Klumpenrisiko, welches dank der zahlreichen Fonds nicht mehr besteht. Ausserdem sind die Fonds und Währungen zum Teil abgesichert, und es werden auch kostengünstige Indexfonds eingesetzt. Zudem sind Sie selbst von der Verwaltung entlastet. Dies sind die positiven Aspekte.
Ob Sie mit dieser Strategie über die Jahre hinweg unter dem Strich wirklich besser fahren, ist keineswegs sicher. Tatsache ist jedenfalls, dass Sie mit Ihrem Depot trotz Diversifikation sehr grosse Risiken eingehen. Dies wird von der UBS auch entsprechend ausgewiesen. Tatsache ist auch, dass Sie bedeutende Kosten tragen müssen: Pro Quartal werden Ihnen fast 5000 Franken für die Vermögensverwaltung belastet. Pro Jahr macht dies fast 20’000 Franken aus.
Für die UBS ist dies attraktiv, denn Sie verdient gleich doppelt an Ihnen: Einerseits dank der Gebühren für die Vermögensverwaltung, anderseits an den hauseigenen Fonds. Dies ist denn auch der Grund, warum Sie so viele bankeigene Fonds und strukturierte Produkte der UBS im Depot halten. Für die Bank ist es besonders lukrativ, wenn sie Ihnen die eigenen Produkte weiterverkaufen kann. Dies bedeutet nicht, dass diese Produkte in jedem Fall immer die besten sein müssen. Genau darin liegt oft das Problem solcher Verwaltungsmandate: Zu oft werden diese faktischen Blankovollmachten von den Instituten dazu genutzt, den Kunden einfach die eigenen – sprich für die Bank ertragreichen – Hausprodukte ins Depot zu legen.
Ihren Ärger kann ich gut nachvollziehen: Es ist für mich ebenfalls unverständlich, dass die Bank verschiedene Dividendenperlen und Qualitätstitel, die Sie seit Jahren im Depot hatten, wie Nestlé, Novartis, Zürich, ABB oder Royal Dutch, radikal verkauft hat, obschon diese eine schöne Dividende abwerfen. Ich sehe keinen Grund, warum man solche Papiere nicht behalten und, um Ihr Klumpenrisiko zu vermindern, nur einen Teil der weiteren Positionen verkauft und dann mit anderen Fonds ergänzt hat.
Meines Erachtens hätte es genügt, einzelne Titel des bestehenden alten Depots wie die Aktien der CS und der UBS oder Meyer Burger abzustossen und mittels günstiger Exchange Traded Funds die Diversifikation zu optimieren. Unter dem Strich wären Sie zumindest kostenmässig günstiger gefahren.
Ob Ihnen die Vermögensverwaltung durch die Bank künftig wirklich den erhofften Mehrwert bringt, kann ich nicht voraussagen. Fest steht aber, dass die beträchtlichen Verwaltungskosten Ihre Rendite schmälern, ohne dass Sie eine Garantie haben, dass Sie später nicht doch hohe Buchverluste einfahren. Anders als Ihr Ertrag sind die Verwaltungsgebühren der Bank jedenfalls garantiert.
9 Kommentare zu «Wenn die Bank gleich doppelt verdient»
Sie hätten also Nestlé und Novartis behalten und das Depot mit ETFs ergänzt. Am Besten wohl mit einem SMI-ETF, dort sind ja diese beiden Werte mit nur ca. 20 % vertreten 🙂 Ob ihre propagierten Dividendenperlen den erhofften Mehrwert bringen, kann übrigens auch niemand garantieren. Lieber Herr Spieler, unabhängig mögen Sie sein aber ein Experte?
Schauen Sie mal unter http://www.avadis.ch nach:
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20’000 Franken um unter dem Strich einfach alle Aktien zu verkaufen und ein paar ETFs und UBS-Fonds zu kaufen? Müsste man das nicht bereits als reinen Wucher qualifizieren? Ich hoffe, S.B. hat dort mindestens Kapital im 6-stelligen Bereich liegen, ansonsten wäre eine solche Geldverbrennung geradezu absurd und würde auch eine ordentliche Rendite auffressen. Selbst bei einer Million sind da ja alleine 2% pro Jahr notwendig um keine Verluste einzufahren..
Der Kunde wäre besser beraten, wenn er die Dienste eines externen Vermögensverwalters in Anspruch nähme. Den Banken ist die Performance der Kunden egal. Man fokussiert sich primär auf das Generieren von Kommissionen, erst dann auf seine Resultate. Neben den transparenten Kosten für Depotverwaltung und Courtagen, bezahlt der Kunde zusätzlich versteckte Gebühren der Strukturierten Produkte und Fonds. Und das nicht zu wenig. Fragen Sie einmal ihren Berater – für Frustration ist gesorgt! Natürlich wird man dann und wann an einen Anlass eingeladen oder erhält zu Weihnachten eine Flasche Champagner. Das beruhigt das Gewissen der Bank, verbessert aber nicht die ungenügende Performance. Wer in den letzten Jahren an den Märkten nichts verdient hat, verfolgt definitiv den falschen Ansatz.
Sehr geehrter Herr Treffer
Da kann ich Ihnen nur Recht geben. Versuchte es zuerst auch bei einer Bank und bin jetzt bei einer kleineren Vermögensverwaltung im Zürcher Seefeld und alles läuft seit Jahren sehr gut. und ich fühle mich aufgehoben und Ernst genommen.
Man lässt sich leider bei den grossen Geldinstituten sehr schnell täuschen!
E. Colombo
Offenbar gibt es Leute, die genug Geld haben um pro Quartal 5’000 Franken Vermögensverwaltungskosten zu bezahlen. Da geht doch einer von denen hin, weil ihn sein Kundenberater „gedrängt“ hat und unterschreibt einen Vermögensverwaltungsvertrag. Anschliessend kommt er daher und fragt den Briefkastenonkel der BAZ, ob das mit der Vermögensverwaltung eine gute Idee war. Die Antwort ist natürlich wie immer wischi-waschi, wie alles was man von Finanzleuten zu hören kriegt. Vielleicht ist Enteignung in gewissen Fällen doch keine gar so schlechte Idee.
Bei Banken oder auch Versicherungen sind Vermögensverwaltungen (bis zu mehreren Millionen) immer ein Standard Produkt mit einheitlicher Aufteilung der Anlagen. Ob dann viele eigene „Produkte“ verwendet werden hängt ab wie viel der Vermögensverwalter am Kunden verdienen will, ob er eigene Produkte hat oder solche konstruiert und ob er generell eine offene Produkte Architektur pflegt.
Wenn man als Kunde aber auch noch eine individuelle Anlagestrategie, mit einem erfahrenen, kompetenten Berater sucht, findet man das fast nur noch bei einem Unabhängigen Vermögensverwalter. Sie sind die echte Alternative für anspruchsvolle Kunden ab 100′ bis 10 Mio. CHF Vermögen.
Nicht nur Baenksters, sondern auch Konzerne verdienen mit den der Umlage abgestohlenen Zigmilliarden gleich dreifach. Die guten Aktien ins Toepchen der Bank und der guten Grosskunden, der absehbare Sanierungsschrott ins Pansionskroepfchen. Die Minuszinsen sind nebst den sonstigen Fehlpolitiken der Ueberschwemmung des Marktes mit Pansionskassenbaldbillionen zu verdanken. Winwin fuer die Baenkster und anderen Wirtschaftsgaengster. Loselose fuer den Kapitalabschmelz- statt Umlagepansionierten….
Steigen Sie aus der Vermögensverwaltung wieder aus. Aus eigener Erfahrung, bringt eine Vermögensverwaltung nur garantierte Kosten und schön gedruckte Rapporte. Mit etwas Pech kann man mit sogenannten aktiven Depotverwaltungen obendrein auch noch Geld verlieren. Oder man würde ein unauffindbares Geldinstitut finden, dass auch die Anlagerisiken mit dem Kunden teilt. Persönlich wünschte ich mir schon längstens ein solches Geschäftsmodell. Etwa nach dem Motto “ der Kunde wird wieder zum König“.