Der Fiskus profitiert von hohen Dividenden

Mehr Einkommen, mehr Steuern: Wer viel verdient, muss damit rechnen, den Steuerbehörden mehr Geld abliefern zu müssen. Foto: Getty Images

Mehr Einkommen, mehr Steuern: Wer viel verdient, muss damit rechnen, den Steuerbehörden mehr Geld abliefern zu müssen. Foto: Getty Images

Immer wieder werden Aktien empfohlen, welche hohe und konstante Dividenden abwerfen. Auch gibt es ETF-Papiere, um in solche Anlagen zu investieren. Ist aber ein Investment in solche Anlagen überhaupt sinnvoll, da die Dividenden voll als Einkommen versteuert werden müssen? T. W.

In Zeiten rekordtiefer Zinsen sind Dividendenperlen für viele Anleger ein möglicher Ersatz für Obligationen, welche mehrheitlich sehr tiefe Renditen erreichen. Allerdings sind die Kursschwankungen und Risiken bei den Aktien auch weit höher als bei den meisten Anleihen. Wie der Zins bei einer Obligation oder auf dem Sparkonto muss auch die Dividende bei der Aktie voll versteuert werden. Ausnahmen sind Kapitalrückzahlungen, die steuerfrei sind. Die ordentliche Dividende hingegen wird steuerlich zum Einkommen dazugerechnet.

Zudem werden als Sicherheit für den Fiskus 35 Prozent Verrechnungssteuer in Abzug gebracht. Die Tatsache, dass die ordentliche Dividende vollumfänglich versteuert werden muss, macht Dividendenperlen für Anlegerinnen und Anleger, welche ein hohes Erwerbseinkommen haben, eigentlich unattraktiv. Denn es kann gut sein, dass ausgerechnet die fürstlichen Dividendeneinnahmen dazu führen, dass jemand in eine höhere Progression gerät und somit dem Fiskus mehr abliefern muss. Dann wären die Dividenden ein schlechtes Geschäft.

Kritisch kann man bei Unternehmen, welche eine hohe Dividende ausschütten, auch anmerken, dass diese das Kapital besser ins wachstumsträchtige operative Geschäft investieren würden. Sind diese Firmen zu wenig innovativ oder ist ihr Business zu wenig rentabel, dass sie so viel ausschütten? Dieser Aspekt spricht dafür, dass man statt in Dividendenperlen besser in innovative Unternehmen investiert, welche möglichst viel in ihr künftiges Geschäft anlegen. In der Praxis verleitet zu viel Kapital allerdings Firmen oft auch dazu, teure Übernahmen zu tätigen, welche längst nicht immer im Nutzen der Aktionäre sind. Die Rechnung geht nur auf, wenn Firmen, statt hohe Dividenden zu entrichten, in lohnende Wachstumsbereiche investieren. Doch das ist nicht selten auch etwas Glückssache.

Ob man als Privatanleger auf Dividendenperlen oder auf Wachstumswerte mit geringer Dividendenausschüttung setzt, hat nicht zuletzt mit der persönlichen Situation des Investors zu tun. Ein Rentner mit einem geringen steuerbaren Einkommen kann seine finanzielle Lage durch hohe Dividendeneinnahmen verbessern und fährt trotzdem steuerlich nicht schlecht. Jene, welche bereits im Erwerbsleben viel verdienen, sollten indes eher auf das Kurswachstum einer Aktie und nicht auf eine hohe Dividende achten: Denn der Kursgewinn, welchen man mit einer Aktie erzielt, ist anders als die ordentliche Dividende steuerfrei.

11 Kommentare zu «Der Fiskus profitiert von hohen Dividenden»

  • Josef Marti sagt:

    Das ist aber wirklich ungerecht, dass Kapitaleinkünfte besteuert werden. Nur solche Idioten die fürs Geld arbeiten sollte man besteuern.

    • Karl von Bruck sagt:

      Dafuer fehlt nicht mehr viel. Die neofeudale Abzocke der Kapital- und Sozialschmarotzer vom Arbeitserwerb der Schaffer und Verwalter der Werte uebertrifft das der altfeudalen Sonnenkoenige prozentual schon um das Vielfache…..

  • krummenacher sagt:

    Spieler hat Recht und ich teile seine Meinung. Allerdings wünschte ich mir von ihm mal zu hören, welche Firmen seit Jahren in die Zukunft investieren, wenig Dividende auszahlen, keine oder wenig Risiken aufweisen, über Jahre dem Anleger Wertzuwachs garantieren, vor einem möglichen Crash an der Börse nicht oder nur leicht betroffen sein werden und kein Fremdwährungsrisiko darstellen. Das wäre mal ein lesenswerter Artikel. Allgemein bekannte steuerliche Aussagen helfen wenig.

  • Anh Toàn sagt:

    „Denn es kann gut sein, dass ausgerechnet die fürstlichen Dividendeneinnahmen dazu führen, dass jemand in eine höhere Progression gerät und somit dem Fiskus mehr abliefern muss.“

    NEIN, die Progression ist so definiert, dass zusätzliches Einkommen einem höheren Prozentsatz unterworfen wird: Verdient jemand 100 mehr, werden diese 100 oft mit gegen 40% besteuert, aber nie mit 110 Prozent.

    Die Steuerberechnung erfolgt nach folgender Methode (keine präzisen Zahlen):

    Die ersten 20’000 sind steuerfrei
    Auf die nächsten 20’000 10%
    Auf die nächsten 50’000 20%
    Auf den Rest 40%

    • Anh Toàn sagt:

      Wer seinen Steuersatz auf zusätzliches Einkommen ungefähr berechnen will, verdopple den Satz mit dem sein Gesamteinkommen besteuert wird: Die erste Hälfte ist (fast) steuerfrei, die zweite Hälfte hat den doppelten Satz: Dies passt in etwa für die allermeisten Steuerpflichtigen.

      Nach diesem System ist mathematisch unmöglich, wegen mehr steuerbarem Einkommen nach Steuern weniger zu haben. Zu diesem Ergebnis kann allenfalls führen, dass andere Subventionen (Ergänzungsleistungen, Krankenkassenbeiträge, Stipendien für Kinder) entfallen und dann tatsächlich weniger bleibt.

      Aber nie wegen der Progression auf Einkommenssteuern.

      • Karl von Bruck sagt:

        Selektiver Superkommunismus, wenn bei mittleren Einkommen die Kombination von Steuerprogression und Subventionswegfall zu Mehrbelastungen (und Wenigerentlastungen) von bis zu ueber 100 Prozent fuehrt, derweil die Reichsten kaum mehr als 30 Prozent auf jeden zusaetzlichen und ganz ueberfluessigen Franken mehr abdruecken.

        Neofeudalismus vom „Feinsten“…..

    • Karl von Bruck sagt:

      Gerechter waere, das EL-Existenzminimum fuer alle von Steuern zu befreien, anstatt die Rentner mit horrenden Steuern zu bestrafen, die am Fleissigsten in die AHV eingezahlt haben. Dafuer koennte man bei einer Million bis 70 statt nur 40 Prozent gehen. Einige Kantone haben die direkten Steuern fuer Einkommensmillionaere gar auf 30 Prozent beschraenkt. Zuwenigbeitrager in AHV, PK, KK usw. sollten zudem aus Steuern subventioniert, statt den Mitbeitragern aufgepuckelt werden. So zahlen Studenten mit Eltern in der Schweiz bis 500 Franken pro Monat in die obligatorische KK, die mit Eltern im Ausland weniger als 100 Franken, samt einer geschenkten 5-Millionen-Haftpflichtvericherung versicherungsmatematisch freiwillig….

      • Anh Toàn sagt:

        Eigentlich teile ich Ihre Meinung, dass das Existenzminimum von Steuern zu befreien ist. In manchen Kantonen sind die Steuertarife so gestaltet, in anderen Kantonen wird die Ansicht vertreten, auch Leute mit ungenügendem Einkommen einzuladen, einen bescheidenen Beitrag an das Gemeinwesen sich irgendwo ab zu sparen. Wer dies nicht will, wird spätestens vom betreibungsrechtlichen Existenzminimum von der Vollstreckung einer Steuerforderung auf Einkommen unter dem Existenzminimum geschützt: Ich halte auch diese Sicht für vertretbar.

      • Karl von Bruck sagt:

        @Toan – Der selektive Superkommunismus wird da sehr kreativ. Ein Kanton hat einen Abzug gebastelt, welcher ungefaehr die befreit, welche garantiert nix bezahlen koennen. Aber dieser Abzug schmilzt bei Ueberschreiben dieser Schwelle um 50% ab. Entsprechend wird da die Progression bei den Fastaermsten statt bei den Reichsten verschaerft. Der gleiche Kanton deckelt die prozentuale Belastung aller direkten Steuern auf 30 Prozent. Garantierte Vermoegensexplosion fuer die Reichsten, mit den wegfallendn Subventionen und anderen Tricks prozentual weit hoeherer Klau auf jedem zusaetzlich verdienten Franken fuer den unteren Exmittelstand….

  • Lo Gik sagt:

    Nach diesem Artikel würde ich auf mein Bonus verzichten. Fast auch auf einen tieferen Lohn bestehen – würde ich dafür nicht PK Beiträge erhalten

  • Pit Abt sagt:

    Also mit dieser Erklärung habe ich etwas Mühe. Wenn ich von Obligationen die Zinsen bekomme, muss ich die ja auch versteuern. Wieso also nicht von Aktien? Es gibt auch Firmen die aus den Kapitalreserven Auszahlungen machen, die sind nicht Einkommenssteuer pflichtig. Wenn ich also mein Einkommen aufbessern will, muss ich dauernd kaufen und verkaufen,Steuerfreier Kapitalgewinn, das freut die Banken, aber dann kommt die Steuerverwaltung auch und sagt das ist Gewerblich. Also wie man`s macht ist es nicht recht. Da kann ma sein Geld ja auch einfach auf dem Sparbüchlein liesgenlassen und Minuszinsen bezahlen Also Herr Spieler, wie soll man sein Einkommen/ die Rente sonst aufbessern?

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