Pharma und Chemie profitieren vom Export

Treibende Kraft: Die Pharma- und Chemiebranche ist für den rekordhohen Anstieg bei den Schweizer Exporten verantwortlich. Foto: PD
Nach dem Frankenschock steigen die Schweizer Exporte wieder stetig. Sollte man deswegen nicht vermehrt Exportwerte im Depot halten? S. B.
Die Schweizer Exportwirtschaft hat sich erstaunlich gut erholt. Der Frankenschock dürfte zu einem grossen Teil überwunden sein. Offensichtlich haben die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle gut an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. Im Monat Januar sind die Exporte arbeitstagbereinigt gegenüber 2016 nominal um 5,3 Prozent und real um 2,3 Prozent gewachsen.
Allerdings sollten Sie bedenken, dass der Euro in den letzten Monaten zum Franken weiter abgebröckelt ist und mit rund 1.06 Franken deutlich tiefer notiert als noch im letzten Jahr. Die Analyse der aktuellen Januar-Exportdaten belegt, dass in der Maschinen- und Elektronikindustrie die Ausfuhren um 1,3 Prozent abnahmen. Auch die Uhrenexporte sanken um 11,3 Prozent. Auffallend ist zudem, dass sich die Schweizer Exporte saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat sogar abgeschwächt haben. Jedenfalls nahmen die Ausfuhren nominal um 0,9 Prozent und real um 4 Prozent ab, wobei es je nach Ausfuhrregion grosse Unterschiede gibt.
Während die Ausfuhren nach Nordamerika um 23 Prozent stiegen, legten sie in die EU nur um 3,1 Prozent zu. Immerhin verzeichnet Deutschland einen Anstieg von 12 Prozent, was für unsere Exportfirmen sehr wichtig ist. Abgenommen haben die Ausfuhren indes nach Grossbritannien, aber auch nach Asien. Unter dem Strich zeigt sich, dass es vor allem die chemisch-pharmazeutischen Industrie ist, welche für den Anstieg der Schweizer Exporte verantwortlich ist. Alles in allem erreichten die Exporte der chemisch-pharmazeutischen Produkte mit über 9 Milliarden Franken im Januar 2017 sogar einen Monatsrekord.
Würde man die Ausfuhren der chemisch-pharmazeutischen Industrie aus der Statistik herausrechnen, würde sich bei den Schweizer Exporten im Total eine Abnahme von rund 5 Prozent ergeben. Vor diesem Hintergrund würde ich trotz wieder wachsenden Schweizer Exporten nicht generell auf Aktien von Exportfirmen setzen, sondern jene der Pharma- und Chemiebranche vorziehen, welche massgeblich zum aktuellen Exportwachstum beitragen.
Interessant stufe ich vor diesem Hintergrund Aktien wie Novartis, Roche, Actelion und Clariant ein. Insbesondere die beiden grossen Pharmatitel Roche und Novartis halte ich für zu tief bewertet. Meines Erachtens widerspiegelt der aktuelle Kurs zu wenig den tatsächlichen Wert und das Potenzial der beiden Schweizer Exportweltmeister. Über kurz oder lang rechne ich damit, dass der Markt die starke Leistung von Roche und Novartis wieder stärker honoriert.
2 Kommentare zu «Pharma und Chemie profitieren vom Export»
Warum wird nie ein Wort darüber verloren, dass die Frankenstärke die importierten Vorleistungen stark verbilligt? Dass die Rohstoffpreise seit Jahren im Keller sind? Wie hoch ist der Profit, den die Exportwirtschaft daraus zieht?
Die Rohstoffpreise haben in der Pharma-Produktion nur ein sehr geringes Gewicht. In der Regel ist der Anteil an den Gesamtkosten bei <10%. Viel stärker schlagen die Herstellkosten unter hohen Qualitätsstandards vor Ort (Personal/Infrastruktur/Administration) zu Buche. Das ist die Dienstleistung, die exportiert wird. Von den billigen Rohstoffen lebt im Pharmabereich niemand. Etwas anders mag das Bild in materialintensiveren Zweigen der Chemie aussehen. Aber auch dort dominieren in der Schweiz in der Regel andere Kostentreiber.