Fair Trade: Gutes tun und dabei noch verdienen

Fair Trade: Investieren in den Agrarsektor von Entwicklungsländern. Foto: Getty

Fair Trade: Investieren in den Agrarsektor von Entwicklungsländern. Foto: Getty

Auf Empfehlung eines Bekannten habe ich vor zwei Jahren 285 Anteile am Responsability Fair Trade Fund (Valor 14258736) zum Kurs von 104.49 Franken gekauft. Der Kurs ist immer rückläufig und liegt per 30.12.2016 bei 101.63 Franken. Was halten Sie von diesem Fonds? H.L.

Bei dem von Ihnen gehaltenen Responsability Fair Trade Fund handelt es sich um ein Anlagevehikel, das sich auf Entwicklungsmöglichkeiten von Kleinbauern in Entwicklungsländern fokussiert. Der Fonds ist in Zusammenarbeit mit der Fondsleitung Credit Suisse Funds entstanden und hierzulande von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) zum Vertrieb zugelassen. Mit dem Fonds investieren Sie hauptsächlich in den Agrarsektor, etwa in die Produktion und den Handel von Bananen, Kakao oder Kaffee aus Entwicklungsländern. Fair Trade bietet den Bauern einen garantierten Mindestpreis auf ihren Landwirtschaftsprodukten und zusätzlich eine Fair-Trade-Prämie. Mit diesem Ansatz soll den Bauern ein existenzsicherndes Grundeinkommen ermöglicht und sie vor den Risiken, welche die stark schwankenden Rohstoffnotierungen beinhalten, geschützt werden.

Dank lokaler Strukturen im Rahmen von Kooperativen wird ein Marktzugang geschaffen. Zudem helfen die Kooperativen bei der Finanzierung, dem Handel der Produkte und deren Verarbeitung sowie bei der Ausbildung und gewährleisten die Fair-Trade-Zertifizierung. Hierzulande kennen wir Fair Trade aus dem Detailhandel, wo man viele Produkte mit dem entsprechenden Zertifikat kaufen kann. Die Nachfrage nach solchen Produkten ist stark steigend.

Davon kann man auch als Anleger oder Anlegerin profitieren – ganz nach dem Grundsatz: Gutes tun und dabei auch noch etwas Rendite erwirtschaften. Konkret stellt der Fonds Kooperativen über festverzinsliche Schuldpapiere Kapital zur Verfügung, etwa zur Export- oder Erntevorfinanzierung sowie zur Beschaffung von Produktionsmitteln. Hinter dem vor fast sechs Jahren lancierten Responsability Fair Trade Fund steht die Responsability AG mit Hauptsitz in Zürich, welche sich seit zehn Jahren auf Anlagelösungen rund um Entwicklungsländer und -organisationen spezialisiert hat. Aktionäre der Gesellschaft sind die Banken Baumann & Cie., Raiffeisen, Vontobel sowie die Swiss Re Foundation und zu rund einem Fünftel die Mitarbeitenden. Ausgegeben und zurückgenommen werden die Anteile jeweils monatlich von der Fondsfirma, welche auch entsprechende Kurse stellt.

Nach einem schönen Anstieg nach der Lancierung ist die Kursentwicklung des Fonds seit 2015 tatsächlich unbefriedigend. Immerhin haben Sie auf Ihren Anteilen einen Ertrag erhalten. Dieser ist zwar nicht berauschend, aber angesichts der rekordtiefen Zinsen an den Kapitalmärkten besser, als wenn Sie das Geld auf dem Konto liegen gelassen hätten.

Ob für Sie mittel- und langfristig die Rechnung aufgeht und wie sicher Ihr Kapital wirklich ist, kann ich nicht beurteilen. Meines Erachtens sollte man bei einem Investment in diesen Fonds weniger auf ein Kurswachstum schauen, sondern in erster Linie ideelle Gründe für ein Engagement haben. Man nimmt bewusst etwas weniger Rendite in Kauf, stellt dafür aber Bauern und Kooperativen in Entwicklungsländern Kapital zur Verfügung. Dabei bleiben sollten Sie nur, wenn Sie dies wirklich wollen und bereit sind, auf eine höhere Rendite zu verzichten, die Sie möglicherweise mit anderen Anlagen erzielen könnten. Und wenn Sie auch künftig weitere Kursschwankungen tragen können und wollen, denn es gibt keine Garantie, dass sich die Kurse des Fonds wieder erholen.

4 Kommentare zu «Fair Trade: Gutes tun und dabei noch verdienen»

  • Georg Wuitschik sagt:

    Vielleicht sollte erwähnt werden, dass das mit den „ideellen Gründen für ein Engagement“ nicht für den Herausgeber gilt. Mit 3.42% Verwaltungsgebühr und saftigem Ausgabe- und Rücknahmeaufschlag wird hier bestimmt nicht schlecht verdient.

    • Christoph Bögli sagt:

      Die Information fehlte allerdings im Text, denn dann wird schnell klar, wo genau die durchaus vorhandene Rendite verschwindet. Womit leider auch das ideelle Argument weitgehend wegfällt. Angesichts dessen ist es wohl allemal schlauer, das Geld in einen Index-Fonds o.ä. zu stecken und die gesparten >3% an ein konkretes Aufbauprojekt zu spenden..

      • adrian wehrli sagt:

        Leider sind die konkreten Projekte extreme Mangelware. Meist fehlt es an Profis mit entsprechendem Weitblick und einer langfristigen Strategie. Natürlich ist es heher ein hungerndesd Kind zu fütter oder einen zerschossenen Rebellen wieder zusammenzuflicken, aber Lösen tun wir damit die Probleme nicht.

  • RENE BRUGGER sagt:

    Wir sind so ein konkretes Aufbauprojekt in Bolivien; produzieren mit Kleinbauern an den Andenhängen Gourmetkaffee. Zugang zu den „Fair“trade und Entwicklungsfonds haben wir keinen, denn wir investieren in Menschen, weshalb die Rentabilität unseres Unternehmens eine langfristige sein wird, welche diesen Menschen, und nicht den Fonds zugute kommen wird. Siehe http://www.cafemunaipata.com.

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