Bloss nicht auf Kredite setzen

Steuerschulden, Mahnungen, finanzielle Engpässe: Wer seine Probleme mit Krediten lösen will, macht alles nur noch schlimmer. Foto: Getty Images
Ich habe viele offene Rechnungen. Auch die Steuern vom letzten Jahr sind nicht bezahlt. Weil ich schon einige Mahnungen habe, befürchte ich eine Betreibung. Ich überlege mir, zur Überbrückung einen Kredit aufzunehmen. Welche Bank empfehlen Sie für einen günstigen Kredit? U. A.
Keine. Ich rate Ihnen, auf keinen Fall einen Kredit aufzunehmen. Auch nicht zur Überbrückung, wie Sie schön schreiben. Und auch nicht, um eine mögliche Betreibung zu verhindern. Offene Rechnungen mit einem Kredit zu bezahlen, führt oft in die Sackgasse. Man verlängert das Problem, ohne es zu lösen. Denn der Kredit hilft zwar, kurzfristig einige Löcher zu stopfen. Doch erstens sind die Schulden damit ja nicht aus der Welt geschafft. Und zweitens ist der Kredit nicht gratis.
Im Gegenteil: Je nach Anbieter kann dieser bis zu zehn Prozent Zins kosten. Wenn Sie sich 10’000 Franken leihen, betragen Ihre Zinskosten pro Jahr bis zu 1000 Franken. Auch wenn einige Anbieter tiefere Sätze verlangen, sind die Zinsen in jedem Fall sehr hoch – erst recht, wenn Sie bedenken, dass man derzeit auf dem Sparkonto praktisch null Zins erhält. Dazu kommt, dass es keineswegs sicher ist, ob Sie wirklich einen Kredit bekämen. Je nachdem wie es um Ihre Bonität steht, kann eine Kreditanfrage von den Banken abgelehnt werden oder Ihnen aufgrund schlechter Bonität ein höherer Zins belastet werden.
Da das Gesetz vorschreibt, dass ein solcher Kredit nicht zu einer Überschuldung führen darf, sind die Institute verpflichtet, über die Zentralstelle für Kreditinformation zu prüfen, ob jemand aufgrund seiner finanziellen Umstände in der Lage ist, einen Kredit zu tragen, oder ob schon Betreibungen vorliegen oder frühere Kreditanfragen wegen Bonitätsproblemen abgelehnt wurden. Selbst wenn Sie eine Laufzeit eines Kredites von einem Jahr wählen würden, braucht es viel Disziplin, dass Sie die monatlichen Raten und Zinskosten konsequent zahlen und dafür auf andere Ausgaben, die Ihnen wichtig sind, verzichten.
Wenn die Einnahmen durch den Lohn nicht steigen, bleibt Ihnen für die Abzahlung des teuren Kredites nichts anderes übrig, als dass Sie Ihre Ausgaben senken. Ansonsten laufen Sie über kurz oder lang in ein grösseres Schuldenproblem. Vor diesem Hintergrund würde ich gar nicht erst einen Kredit aufnehmen, sondern in einem ersten Schritt ein realistisches Haushaltsbudget erstellen, das neben den Lebenshaltungskosten auch einen Betrag zur Tilgung der offenen Rechnungen beinhaltet. Dieses müssen Sie dann strikt einhalten, auch wenn Sie auf einige Dinge wie Restaurantbesuche, Ausgang oder Ferien vorübergehend verzichten müssen.
In einem zweiten Schritt sollten Sie mit den Firmen und Institutionen, bei denen Sie Schulden haben, rasch den Kontakt suchen. Wenn Sie diese offen über Ihre Situation informieren und Ihre finanziellen Möglichkeiten transparent machen, gleichzeitig aber eine Ratenzahlung in Aussicht stellen, besteht eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass sie auf eine Betreibung verzichten. Die Gläubiger wollen in erster Linie ihr Geld. Wenn eine Chance besteht, dass Sie die Rechnungen begleichen, nehmen die Gläubiger in der Regel auch in Kauf, das Geld verspätet in Raten zu bekommen. Auch mit dem Steueramt können Sie eine Ratenzahlung vereinbaren.
Vorlagen für ein Haushaltsbudget finden Sie im Internet. Fachmännische Hilfe geben ausserdem Schuldenberatungsstellen sowie Schuldenpräventionsstellen von Gemeinden. Diese zeigen Ihnen auch, wie Sie Ihr persönliches Budget langfristig auf gesunde Beine stellen können, ohne dass Sie einen Kredit benötigen, und wie Sie sich bei den Ausgaben organisieren müssen, damit Sie künftig alle Rechnungen fristgerecht bezahlen und sich von Ihren Schuldensorgen nachhaltig befreien können.
3 Kommentare zu «Bloss nicht auf Kredite setzen»
Lieber Herr Spieler
Derjenige der Geld schuldet ist der Schuldener, der Gegenpart ist der Gläubiger. Ich denke, dass Sie im zweitletzten Abschnitt was verwechselten. Sonst bin ich mit Ihrem Text vollumfänglich einverstanden.
Schöne Grüsse
Peter Huber
Scheint mir sehr vernünftig – wenn ich davon ausgehe, dass mit dem Wort „Schuldner“ im vorletzten Abschnitt die Gläubiger gemeint sind.
Absolut richtig, dieser Rat. Es gibt bis zu einer gewissen unteren Einkommensgrenze nur eines: Das ganze Leben lang zu versuchen mit dem Einkommen das Auskommen zu bestreiten.