Für Emmi wird die Luft dünn

Umsatzrückgang wegen Einkaufstourismus und sinkenden Preisen: Kaum Kurspotenzial für Emmi. Foto: Andy Müller/Freshfocus
Ich interessiere mich für die Aktien von Emmi. Sind diese noch einen Kauf wert? D. N.
Bei der Ergebnispräsentation für das Geschäftsjahr 2016 hatte Emmi teilweise für lange Gesichter gesorgt. Die Prognosen des Marktes wurden nur teilweise erreicht. Irritiert hatte die Anleger, dass der Luzerner Milchverarbeiter faktisch einen Umsatzrückgang erlitt. Zwar stieg der Umsatz 2016 um 1,4 Prozent auf 3,26 Milliarden Franken. Die Steigerung war aber nur dank Akquisitionen möglich. Organisch nahm der Umsatz um rund ein Prozent ab.
Sorgen bereitet die Entwicklung im wichtigen Markt Schweiz. Hier wirkt sich der Einkaufstourismus direkt negativ aufs Geschäft aus. Das führt nicht nur dazu, dass es schwierig ist, das Verkaufsvolumen zu halten, sondern bringt zusätzlich auch die Preise im Inland unter Druck. Entsprechend war der Umsatz im letzten Jahr hierzulande um fast 3 Prozent gesunken. Besser läuft es im Ausland, welches gesamthaft rund 47 Prozent der Verkäufe beisteuert.
Ein erfreuliches Wachstum erreichte der Luzerner Milchverarbeiter insbesondere in den USA, während in Europa organisch ebenfalls ein Rückgang verzeichnet wurde. Dass die Emmi-Aktien nur kurz nachgaben, ist darauf zurückzuführen, dass der Milchkonzern seine Gewinnprognosen trotz des rückläufigen organischen Umsatzes nicht etwa nach unten korrigiert hat, sondern diese bestätigt hat. Das bedeutet, dass der Betriebsgewinn rund 190 Millionen Franken erreichen und eine Reingewinnmarge von 3,5 Prozent erzielt werden soll. Über den Gewinn informiert Emmi am 22. März. Ob dann noch grosse Kurssteigerungen bei den Aktien drinliegen, bezweifle ich.
Die Emmi-Papiere sind nicht günstig und haben einen langen, erfreulichen Anstieg hinter sich. Meines Erachtens könnte die Luft angesichts des gebremsten organischen Umsatzwachstums dünner werden. Kurzfristig sehe ich bei den Emmi-Aktien jedenfalls kein grosses Kurspotenzial mehr.
2 Kommentare zu «Für Emmi wird die Luft dünn»
Mit seiner kruden Mengenstrategie ist Emmi in der Sackgasse und wird m.E. auch nicht mehr so schnell dort herauskommen. Zumal für ein Schweizer Unternehmen ist dies absolut fatal und möglicherweise langfristig letal. Mit seiner reinen Mengenpolitik ist Emmi heute etwa dort, wo die Walliser Weinproduzenten in den 70er Jahren: Schwimmbäder voller Wein. Der Ausweg der Walliser war damals „besser und besser“, statt „immer noch mehr und mehr“. Und es hat funktioniert. Emmi muss in Sachen Unternehmensstrategie m.E. grundsätzlich über die Bücher: Irgendwann sind economies of scale ausgereizt. Dann beginnt der eigentliche Challenge für die Unternehmensleitung (zusammen mit Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und andern Stakeholdern): Innovation statt immer noch more of the same.
Wer Emmi-Aktien besitzt, wird zur GV eingeladen. Und die ist immer einen Besuch wert! Da trifft man auf aktienbesitzende Kleinbauern und moderne Manager und sitzt mit ihnen an einem Tisch beim Raclette. Steigende Aktienkurse sind nicht alles!