Aromahersteller bleibt trotz Enttäuschung dufte

Givaudan: An der Börse hat der Aromahersteller enttäuscht, doch die Aktien sind attraktiv. Foto: A. Wiegmann/Reuters

Die Saison der Jahresabschlüsse hat begonnen. Nach mittlerweile fast acht Jahren Börsenhausse und allgemein hohen Bewertungen ist Folgendes klar: Die Börse reagiert ungnädig auf Enttäuschungen. Ein Beispiel dafür lieferte vergangene Woche Givaudan. Der Aroma- und Duftstoffhersteller hat zwiespältige Jahreszahlen vor­gelegt. Das Umsatzwachstum war in Ordnung, aber der Gewinn hat die Erwartungen nicht erfüllt. Der Aktienkurs gab deshalb deutlich nach. Doch diese Markt­reaktion war meiner Meinung nach übertrieben. Givaudan hat 2016 viele Vorleistungen erbracht und unter anderem in Forschung und Entwicklung investiert. So ­etwas ­belastet, ehe es Früchte ­tragen kann. Zudem hat der Konzern letztes Jahr für 340 Millionen Dollar Spicetec übernommen, einen Hersteller von Aroma- und Würz­mischungen. Dieses Geschäft ist weniger profitabel als das eigene Kerngeschäft mit Aromen und Duftstoffen, in dem ­Givaudan als Marktführer kaum mehr zukaufen kann. Auch das war eine Belastung. Dafür soll ­Spicetec über ein grosses Wachstumspotenzial verfügen. Die Aktien von Givaudan sind von höchster Qualität und eignen sich als Langfristan­lage. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 sind sie zwar immer noch nicht billig, doch der Rückschlag der vergangenen Woche bietet eine Einstiegsgelegenheit. Kaufen

Markt lechzt nach positiven Meldungen

Erinnern Sie sich? Vor drei Wochen habe ich mich mit Swatch Group auseinandergesetzt und ­gesagt, man könne einen vorsichtigen Einstieg wagen. Gleichzeitig tönte ich an, man könne mit dem Kauf bis nach dem Jahres­abschluss warten, laufe dann aber Gefahr, zu einem höheren Preis einsteigen zu müssen. Genau dies ist vergangene Woche passiert: Der Uhrenkonzern hat enttäuschende Zahlen präsentiert. Der Aktienkurs tauchte, aber nur für kurze Zeit. Das zeigt: Bei den Uhrenaktien war in den vergangenen zwei Jahren so viel «Bad News» enthalten, dass der Markt nach positiven Meldungen lechzt. Bei Swatch Group kommen Anleger diesbezüglich kaum zu kurz – dank des dauer­optimis­tischen Konzernchefs Nick Hayek. Wie bereits 2016 erwartet er auch für dieses Jahr ein bis zu zehnprozentiges Umsatzwachstum. Ich bin, was Hayeks Aussagen betrifft, meist skeptisch, doch dieses Mal halte ich seine Prog­nosen für glaubwürdig. Swatch Group hat erstmals seit zwei Jahren wieder ein positiveres Geschäftsjahr vor sich. Langfristig sind die Aktien auf dem heutigen Niveau durchaus attraktiv. Fürs Erste dürfte die Luft aber draussen sein, der 80-Prozent-Anstieg der vergangenen Monate muss erst verdaut werden. Kursschwächen abwarten

Ungeschickte Kommunikation

Bleiben wir bei der Luxusbranche: Die Aktionäre des Genfer Luxusgüterkonzerns Richemont mussten Anfang Woche die Meldung zweimal lesen, um sicherzugehen, dass sie keine Fake-News vor sich hatten. Der Abgang von nicht ­weniger als vier der insgesamt 20 Markenchefs wurde verkündet. Nur wenige Tage zuvor war in Genf der von Richemont organisierte Uhrensalon SIHH zu Ende gegangen. Ein Schelm, wer sich dabei Böses denkt. Musste Johann Rupert, der starke Mann bei Richemont, etwa die Reissleine ziehen? Und ebenfalls pikant: Die ­Rochaden hätten erst zu einem späteren Zeitpunkt offiziell kommuniziert werden sollen. Doch via Intranet gelangte die Meldung auf Um­wegen an die Öffentlichkeit. Riche­monts Medienstelle agierte in der nachfolgenden Kommunikation ungeschickt. Eine Auffrischung des Managements ist meiner Ansicht nach bei Richemont durchaus sinnvoll, aber dieser ­Prozess muss transparenter gemacht werden. ­Solange ich bei der Personalpolitik nicht den Durchblick habe, bleibe ich an der Seitenlinie. Abwarten

Spannende Titel

Ich bin gespannt auf den 14. Februar. Dann, nach Börsenschluss, wird Temenos seine Jahreszahlen vorlegen. Tags darauf lädt der Genfer Hersteller von Bankensoftware zum Investorentag nach London ein. Das Unternehmen hat einen sehr guten Lauf; ich sehe gute Chancen, dass Temenos die Erwartungen der Analysten übertreffen wird. Besonders gefreut hat die ­Ankündigung von Ende 2016, wonach die amerikanische Com­merce Bank als Kundin gewonnen worden sei. Zwar ist es eine relativ kleine Bank, doch es ist ein ermutigendes Zeichen, dass sich die Genfer gegen den US-Platzhirsch Fiserv durchsetzen konnten. Temenos-Chef David Arnott verspricht sich in den kommenden Jahren ein ­bedeutendes Wachstum im riesigen Bankenmarkt USA. Temenos gehören für mich zu den spannendsten Titeln am Schweizer Aktienmarkt, auch wenn sie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 31 leider schon sehr stattlich bewertet sind. Kaufen

Fragen zum Geschäftsmodell

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle im Zusammenhang mit dem Backwarenhersteller Aryzta erwähnt, wie wichtig es für Inves­toren ist, potenzielle Fallen zu vermeiden. Hier ein weiteres Beispiel: Seit letztem Jahr ist an der Schweizer Börse ein Unternehmen namens Wisekey kotiert, das sich ­damit brüstet, ein Spezialist auf dem Gebiet der Cybersecurity zu sein. Wisekey verschickt fast wöchentlich Pressemitteilungen, in denen neue Partnerschaften irgendwo auf der Welt verkündet werden. Der Haken dabei ist: Ich habe bislang noch niemanden getroffen, der das Geschäftsmodell verstanden hat. Auch Wisekey-Chef Carlos Moreira hat es noch nie richtig erklären können. Das gefällt mir nicht; um derartige ­Situationen mache ich einen grossen Bogen. Meiden

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