Wie mit dem Frust über Börsenverluste umgehen?

Buchverluste: Nicht entmutigen lassen, überdenken Sie Ihre Anlagestrategie. Foto: Getty

Buchverluste: Nicht entmutigen lassen, überdenken Sie Ihre Anlagestrategie. Foto: Getty

 

Ich habe von der Bank den Depotauszug bekommen und musste feststellen, dass ich Geld verloren habe. Die Mehrzahl meiner Aktien und Fonds entwickelte sich negativ. Dabei wollte ich etwas verdienen. Was soll ich machen? Alles verkaufen? S.N.

Nein. Allein die Tatsache, dass Sie auf Buchverlusten sitzen, rechtfertigt nicht einen schnellen Verkauf. Vielmehr rate ich Ihnen, jetzt noch am Anfang des neuen Börsenjahres Ihr Depot kritisch zu überprüfen. Jede Position – also jede Aktie und jeden einzelnen Fonds – sollten Sie auf den Prüfstand legen: Wie steht es um die Gewinnaussichten des Unternehmens, von dem Sie Aktien halten? Welche Erwartungen haben Sie an die Aktie, und sind diese realistisch?

Das Gleiche sollten Sie bei den Fonds machen: Welches sind die Gründe für die Buchverluste? Ist eine baldige Erholung zu erwarten? Und wie hoch sind die Gebühren des Fonds, durch den Ihre Rendite geschmälert wird? Falls Sie sich von der Bank beraten lassen, würde ich kritisch bei der Bank nachfragen und Gründe für die enttäuschende Entwicklung verlangen.

Vor allem müssen Sie sich Gedanken machen, ob Sie mit Ihrer gewählten Anlagestrategie richtig liegen: Entspricht diese wirklich Ihrem persönlichen Risikoprofil? Erreichen Sie eine sinnvolle Diversifikation, und stimmen die Vorgaben, welche Sie bei der Festlegung der Strategie gemacht haben, noch mit den aktuellen Voraussetzungen überein? Bestehen punkto Sicherheit erhöhte Risiken, welche Sie nicht tragen möchten? Diese und viele weiteren Fragen sollten Sie sich im Rahmen eines Depotchecks stellen.

Je nach Antworten kommen Sie dann zum Schluss, dass Sie vielleicht einzelne Positionen bereinigen möchten, oder aber Sie dürfen realistischerweise auf eine Erholung hoffen. Ein gutes Beispiel dafür bieten die Aktien der beiden Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche. Diese haben im letzten Jahr bei der Kursentwicklung schwer enttäuscht. Dennoch sind es keineswegs schlechte Papiere, von denen man sich trennen sollte. Eine Erholung bei Roche und Novartis dürfte über kurz oder lang kommen.

Gerade bei Aktien und Fonds braucht es in der Regel einen langen Anlagehorizont von mehreren Jahren. Nur weil eine Aktie aus nachvollziehbaren Gründen einen Rückschlag erleidet, sollte man sie nicht zwingend gleich verkaufen, sofern deren Qualität stimmt. Auch wenn sich der Kurs bis jetzt noch nicht zufriedenstellend entwickelt hat, erhalten Sie noch eine Dividende. So kurz vor der Dividende eine Aktie zu verkaufen, wäre zusätzlich schade.

Nutzen Sie die enttäuschende Entwicklung Ihres Depots, um Ihre Anlagestrategie und Ihr Depot zu überprüfen und so auszurichten, damit beide möglichst optimal Ihrer Risikofähigkeit und Ihrem Anlagehorizont entsprechen.

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