Die Musik spielte 2016 fast nur in den Nebenwerten

Zähnefletschen in den USA: Die CS kann sich mit 5,3 Milliarden Dollar freikaufen. Foto: Alvarez/Getty

Das Börsenjahr 2016 neigt sich dem Ende entgegen. Wenn sich heute schon etwas sagen lässt, dann, dass die Musik hierzulande in den vergangenen 12 Monaten fast ausschliesslich in den Nebenwerten spielte. Die Medaillen­ränge gehen an die Banque Profil de ­Gestion (+162,2 Prozent), den Milchverarbeiter Hochdorf (+80,4 Prozent) sowie den Pharmazulieferer Bachem (+72,5 Prozent). Auf dem undankbaren vierten Rang ist Logitech (+61 Prozent) anzu­treffen. Obwohl der Peripherie­gerätehersteller aus Lausanne schon seit Jahren vieles sehr gut macht, scheint die Börse erst jetzt so richtig darauf aufmerksam geworden zu sein. Wie nicht öffentlich zugängliche Statistiken ver­raten, haben sich ausländische Leerverkäufer weitestgehend aus der Aktie zurückgezogen. 2016 war aber auch ein Jahr der Gegensätze und eines der grossen Abstürze. Die Aktionäre der eins­tigen EFG-Tochter Leonteq (–76 Prozent), des Solarzulieferers Meyer Burger (–62,4 Prozent) und des Immobilienentwicklers Orascom (–55,9 Prozent) dürften wissen, wovon ich spreche. Ihnen bleibt nur der schwache Trost, dass die Kursentwicklung vergangener Tage nicht zwingend etwas über die zukünftige Kursentwicklung aussagt.

Fragwürdige Hypothekarkredite 

Hunde die bellen, beissen nicht – so sagt man zumindest. Das gilt ­allerdings nicht für die zähne­fletschende Spezies im Vorgarten der amerikanischen Justizbehörde. Wie seit Freitag bekannt ist, kann sich die Credit Suisse im ­Zusammenhang mit fragwürdigen Hypothekarkrediten für insgesamt 5,3 Milliarden Dollar freikaufen. Die Summe setzt sich aus einer ­Zivilbusse von 2,5 Milliarden ­Dollar sowie Entschädigungszah­lungen in der Höhe von 2,8 Milliarden Dollar über fünf Jahre ­zusammen. Wenige Tage zuvor war der Schweizer Grossbank noch mit einer Vergleichszahlung von 5 Milliarden bis 7 Milliarden Dollar gedroht worden. Mangels ausreichender Rückstellungen belastet die Einigung die laufende Rechnung mit rund 2 Milliarden Dollar. Zudem wird die Strategic Resolution Unit über die kommenden fünf Jahre mit weiteren Millionenzahlungen belastet. Im übertragenen Sinn muss die Credit Suisse den gesamten aus der geplanten Publikumsöffnung der Universalbank Schweiz erwarteten Erlös nach Übersee weitervergüten. Aktie meiden

Gerüchteküche brodelt kräftig

Der Ausstieg von Kohlberg Kravis Roberts (KKR) gestaltet sich bei Galenica schwieriger als gedacht. Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, verkaufte die Private-Equity-Firma ein 5-Prozent-Paket an das Aktionärsehepaar Remo und Manuela ­Stoffel. Die neuen Eigentümer der Aktien sind in der Schweiz kein unbeschriebenes Blatt. Stoffel und seine Frau erlangten spätestens mit ihrem umstrittenen Hotelprojekt in Vals Bekanntheit. In einem Kommentar zum Aktienhandel der MainFirst Bank wird Remo Stoffel mit dem bekannten Financier Martin Ebner in Verbindung gebracht. Die Bank Vontobel spricht in diesem Zusammenhang gar davon, dass Ebner und die Stoffels ein Netzwerk bildeten. Das wiederum lässt kräftig die Gerüchteküche brodeln. Wie der Verfasser des Kommentars von MainFirst schreibt, könnten die beiden Grossaktio­näre nach der geplanten Unternehmensaufspaltung nämlich mit vereinten Kräften versucht sein, Vifor Pharma und Galenica Santé ins Ausland zu verkaufen. Aktie in Kursrückschläge
hinein kaufen

Syndikatskredit über 600 Millionen Franken

Im zweiten Anlauf ist die trans­atlantische Hochzeit geglückt: Linde und Praxair schliessen sich zum weltgrössten Industriegashersteller zusammen. Eine Glückwunschkarte seitens von OC Oerlikon dürfte bereits auf dem Weg nach Übersee sein und auch gleich eine ­Interessensbekundung am Oberflächentechnologiegeschäft, einer Mitgift der Amerikaner, beinhalten. Dass der Industriekonzern aus Zürich erst vor wenigen Wochen einen im Juli nächsten Jahres fällig werdenden Syndikatskredit über 600 Millionen Franken vorzeitig verlängerte, dürfte mehr als nur ein Zufall sein. Schliesslich wird der Erlös für das Oberflächentechnologiegeschäft von Praxair im Falle eines Verkaufs von Experten auf umgerechnet etwas mehr als 600 Millionen Franken geschätzt. Erhält OC Oerlikon den Zuschlag, käme das einem willkommenen und mit Synergien versüssten Quantensprung gleich. Aktie ist ein heisser Favorit für 2017

Die Konkurrenz lacht nicht mehr

Vor wenigen Tagen zeigte sich Marco Gadola von Straumann gegenüber den Kollegen vom ­«Tages-Anzeiger» sehr zuversichtlich. Der Dentalimplantateher­steller aus Basel werde das Geschäftsjahr 2016 «äusserst» erfolgreich abschliessen, liess der Konzernchef durchblicken. Wurde ­Gadola einst für sein sowohl auf das Premium- als auch auf das Tiefpreissegment abgestützte Geschäftsmodell belächelt, ist zumindest der Konkurrenz das Lachen längst im Hals stecken geblieben. Den ungebrochenen Optimismus Gadolas scheinen aber nicht ganz alle Personen in der Geschäfts­leitung zu teilen, ging bei der Schweizer Börse SIX in den vergangenen Wochen doch die eine oder andere Meldung über den Verkauf eigener Aktien oder Optionen ein. Es macht ganz den ­Anschein, als ob sich die beneidenswert guten Aussichten bei Straumann bereits weitestgehend im Kurs- und Bewertungsniveau widerspiegeln würden. Erste Gewinne ­mitnehmen

Kommentarfunktion deaktiviert.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.