Wie Junge mehr aus ihrem Sparbatzen machen

Langfristig planen: Aktien bieten dabei die beste Renditechance. Foto: Getty

Langfristig planen: Aktien bieten dabei die beste Renditechance. Foto: Getty

Aus einer Schenkung besitzt meine Enkelin 55’000 Franken. Vielleicht könnte man davon etwas anlegen. Hätten Sie einen Tipp?  Meine lokale Bank empfiehlt seit Monaten, das Geld zu parkieren. K.B.

Das Ersparte auf dem Konto zu parkieren, macht nur Sinn, wenn man den Betrag bald braucht und daher keine Wertschriften kaufen kann oder wenn man sich vor einem Crash fürchtet und daher höchste Sicherheit ohne Kursschwankungen anstrebt. Der Nachteil dabei ist, dass man auf dem Sparbatzen praktisch keinen Zins mehr bekommt. Da Ihre Enkelin 18-jährig und damit noch sehr jung ist, würde ich wenigstens einen Teil des Geldes in Wertschriften investieren.

Als junger Mensch kann man das Ersparte mit einem sehr langen Anlagehorizont anlegen. Im Vergleich zu anderen Anlageformen bieten Aktien auf lange Sicht die besten Renditechancen. Zwar muss man jederzeit damit rechnen, dass es an den Aktienmärkten zu einem Einbruch kommen kann. Wenn man aber das Geld bewusst acht, zehn Jahre oder besser noch länger liegen lassen kann, was bei einem jungen Menschen möglich ist, gleichen sich die Kursausschläge in der Regel aus, und man hat auf lange Sicht eine erfreuliche Rendite.

Im Falle Ihrer Enkelin würde ich rund 30’000 Franken, also etwas mehr als die Hälfte, langfristig in Aktien investieren. Dieses Geld wäre dann für sie eine Basis für ihre spätere freiwillige Altersvorsorge. Angesicht der vielen Ungewissheiten rund um die AHV und die Pensionskassen erachte ich es für junge Menschen heute als besonders wichtig, dass sie frühzeitig für ihre Altersvorsorge zu sparen beginnen. Diesen Betrag könnte ihre Enkelin zum Beispiel kostengünstig in je einen Indexfonds auf Schweizer Blue Chips, auf Europa-Aktien und auf US Blue Chips oder auf Aktien weltweit anlegen. So erreicht sie mit sehr geringen Gebühren eine breite Diversifikation, welche die Risiken etwas senkt.

Das bewusst langfristig ausgerichtete Investment in solche Aktien-Indexfonds und damit in die Altersvorsorge hätte auch den Vorteil, dass die Gefahr geringer ist, dass sie den Betrag einfach in den Konsum steckt. Falls sie später berufstätig ist, könnte sie auch einen Teil in eine steuerbegünstigte 3. Säule fliessen lassen und vom Steuervorteil profitieren. Auch da empfehlen sich spezielle 3.-Säule-Fonds mit einem höheren Aktienanteil.

Die restlichen 25’000 Franken würde ich hingegen sehr konservativ auf einem Jugendsparkonto parkieren, welches für Junge bis 25 noch etwas mehr Zins abwirft. Damit wäre sie auch etwas abgesichert, falls es bei den Aktienanlagen einmal zu einem grösseren Kurseinbruch kommt. Diesen Betrag könnte ihre Enkelin für eine allfällige Zusatzausbildung oder sonstige Notfälle, welche ihr Budget übersteigen, als eiserne Reserve auf die Seite legen.

Aussicht auf Dividende versüsst Kursrückschlag

Von unserem Bruder erben wir 5000 N Aktien UBS Group. Frage: Wie lange sollen wir diese halten? Die Dividende abwarten? Wird die Dividende bei vorzeitigem Verkauf anteilmässig bezahlt? R.S.

Nein, die Dividende wird nicht anteilig bezahlt. Wenn Sie die Dividende haben möchten, müssen Sie die Papiere bis zur Auszahlung dieser nach der Generalversammlung im nächsten Frühling behalten. Laut Aussagen von UBS-Konzernchef Sergio Ermotti kann man für das Geschäftsjahr 2016 mit einer ordentlichen Dividende von 60 Rappen pro Aktie rechnen. Dies ist zwar noch nicht sicher und muss von der Generalversammlung gutgeheissen werden. Da der CEO sich aber so konkret geäussert hat, stufe ich die Wahrscheinlichkeit als hoch ein, dass die Dividende in diesem Umfang auch wirklich zur Auszahlung gelangt.

In Ihrem Fall geht es somit konkret um 3000 Franken, welche Sie für die 5000 Aktien einstreichen könnten. Zusätzlich zur Dividende müssen Sie sich überlegen, was mit dem Kurs passiert. Im laufenden Jahr haben sich die Aktien der beiden Grossbanken UBS und CS sehr enttäuschend entwickelt und notieren seit Jahresbeginn deutlich im Minus, obwohl der Wahlsieg von Donald Trump in den USA auch den hiesigen Bankwerten eine zeitweise Erholung brachte. Für die Kursentwicklung ist neben dem allgemeinen Marktumfeld, welches einige Risiken beinhaltet, das operative Geschäft der Bank massgeblich. Im dritten Quartal hatte die UBS etwas mehr verdient als vom Markt erwartet. Vor allem das Wealth Management in den USA und das Schweizer Geschäft entwickelten sich erfreulich. Dagegen waren die Vermögensverwaltung in Europa und Asien sowie das Investment Banking enttäuschend.

Auch in den nächsten Monaten gehe ich davon aus, dass die Voraussetzungen für die UBS und generell die Grossbanken schwierig bleiben. Die Kundenaktivitäten dürften angesichts der sehr unsicheren Marktaussichten zurückhaltend bleiben und der Margen- und Kostendruck hoch sein. Vor diesem Hintergrund dürfen Sie kaum mit einer starken Erholung bei den UBS-Papieren rechnen. Wenn Sie die Titel jetzt verkaufen, haben Sie das Geld auf sicher. Wenn sie die Aktien aber bis im Frühling behalten, können Sie auf eine leichte Erholung hoffen, gehen aber gleichzeitig das Risiko ein, dass der Kurs sogar noch tiefer notiert. Dafür aber können Sie von der Dividende profitieren.

Allerdings müssen Sie sich bewusst sein, dass die meisten Aktien direkt nach dem Dividendenabgang zuerst einmal unter Druck sind. In diesem Fall müssten Sie für einen Verkauf wohl noch länger warten und die Kurse genau im Auge behalten, damit Sie nicht zu einem tieferen Kurs verkaufen müssen.

Sich nicht von vergangenen Kursanstiegen blenden lassen

Als regelmässiger Leser Ihrer Wirtschaftsartikel würde es mich interessieren, weshalb keine oder ganz wenige Artikel über die Firma Cosmopharmaceutical erscheinen. Die Aktienkurse sind im Begriff, zu den Sternen zu steigen. H.S.

In der Tat gehören die Aktien von Cosmo Pharmaceutical zu den erfreulichen Papieren im Börsenjahr 2016. Die Aktie ist seit Jahresbeginn über 7 Prozent gestiegen. Freude macht sie aber vor allem im Langzeitvergleich: Seit 2007 hat die Aktie über 700 Prozent zugelegt. Dass trotz dieser sehr respektablen Kursleistung wenig Artikel über das Unternehmen erscheinen, hat mit der Grösse der Firma zu tun. Im Vergleich zu Pharmariesen wie Roche oder Novartis ist Cosmo Pharmaceutical sehr klein. Für die ersten sechs Monate dieses Jahres wies das Unternehmen lediglich einen Umsatz von 31,6 Millionen Euro und einen Gewinn von 5,6 Millionen Euro aus. Dass es im Vorjahr viel mehr war, hat mit dem ausserordentlichen Gewinn von 258,5 Millionen Euro zu tun, welche der Börsengang der Dermatologie-Tochter Cassiopea einbrachte.

Grösse allein sagt allerdings wenig aus. Viel wichtiger sind die Produkte, welche hervorgebracht werden, und deren Potenzial. Cosmo Pharmaceutical fokussiert sich auf die Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln und Wirkstoffen für Therapien bei bestimmten Magen- und Darmerkrankungen und stellt darüber hinaus Pharmaprodukte für Dritte her und erbringt damit zusammenhängende Dienstleistungen. Vor kurzem konnte Cosmo einen wichtigen Erfolg vermelden. Das Produkt Lumeblue erreichte positive Studienresultate und hat gute Chancen, die Marktzulassung zu erreichen. Lumeblue stellt für Cosmo nach Einschätzung des Managements ein Wendepunkt dar, was die Aktien steigen liess. Auch hat die Cosmo-Aktie vom Sieg von Donald Trump in den US-Präsidentschaftswahlen profitiert, da das Unternehmen über Lizenznehmer im wichtigsten Pharmamarkt der Welt aktiv ist und dort einiges Potenzial hat.

Ob die Cosmo-Aktie auch künftig noch steigen wird, hängt von den weiteren Produkterfolgen ab. Hier zeigt sich allerdings, dass gerade bei kleinen Pharmafirmen die Risiken sehr hoch sind. Sollte eines der Produkte doch nicht die Marktzulassung bekommen, müssten Sie bei diesen Aktien mit einem massiven Kursrückschlag rechnen. Auch grosse Pharmakonzerne leiden immer wieder mal unter Enttäuschungen bei einzelnen Entwicklungen. Da diese aber laufend eine Vielzahl von Produkten in der Pipeline haben, also breiter diversifiziert sind, können diese einen Rückschlag in der Entwicklung besser verkraften als kleine Pharmafirmen.

Obwohl ich das Potenzial von Cosmo Pharmaceutical sehe, warne ich ausdrücklich vor den Rückschlaggefahren. Aus meiner Sicht ist die Aktie keineswegs günstig. Wer diesen Titel hält, vertraut darauf, dass Cosmo weitere Produkteerfolge erzielt. Sollten diese aber ausbleiben, muss man erhebliche Buchverluste in Kauf nehmen. Im Vergleich zu den Pharmariesen ist das kurzfristige Potenzial bei der Aktie höher – ebenso aber das Rückschlagrisiko. Wenn eine Aktie – wie Sie poetisch schreiben – daran ist, zu den Sternen zu steigen, sollte man nie vergessen, dass sie auch wieder abstürzen kann.

 

 

 

 

 

6 Kommentare zu «Wie Junge mehr aus ihrem Sparbatzen machen»

  • P. Jenni sagt:

    Man kann eigentlich jedem jungen Menschen, der im Berufsleben steht und ein regelmässiges Einkommen hat, nur empfehlen, jeden Monat einen gewissen Betrag in Aktien von sehr gut geführten Firmen (z.B. Nestle, Novartis, Roche, Swiss Re, Zurich, etc.) zu investieren. Wenn es am Anfang auch nur 200 Franken pro Monat sind. Lieber dafür ein Mal weniger in die Ferien oder weniger auswärts essen gehen. Jeden Monat einen fixen Betrag in die gleichen Aktien (oder Aktienfonds) investieren. Später im Leben, wenn man mehr verdient, 500 oder 1000(+) Franken pro Monat. Der „Durchschnittskosteneffekt“ über 30, 40 Jahre ist phänomenal. Wenn jeder arbeitende und geldverdienende Mensch dies ab seinen 20er Jahren ein Leben lang tun würde, müsste er sich im Alter um die AHV und PK keine Sorgen mehr machen.

    • Hansli sagt:

      Die Gebühren nicht vergessen. Bei meiner Hausbank bezahle ich bei onlinkauf 50 CHF pro Transaktion bei Aktien oder Fonds bis zu einem Volumen von 5000 CHF. Beim Fonds kommen dann noch die Fondsgebühren dazu. Heisst einen Aktientransaktion hat am besten mindestens ein Volumen von 5000 CHF.

  • M. Deux-Champs sagt:

    Als 18 Jährige das Geld „zur Seite legen“ um in 50 Jahren dann mal was zu haben? Warum nicht ins Leben und in Wissen investieren? Z.Bsp. Auslandaufenthalte, resp. Sprachaufenthalte (Sprachen sind Schlüssel zu Kulturen), Austauschjahre, Weiterbildung etc. Oder als Startkapital um selber etwas auf die Beine zu stellen… Die Rendite bei einem Investment (auch in aktuell guten Aktien wie dazumal Swissair) ist nicht gewiss, aber die Erfahrungen und Erlebnisse nimmt einem niemand…

  • P. Jenni sagt:

    @Hansli & Deux-Champs: Das Eine schliesst ja das Andere nicht aus. Und mit dem Argument, dass die Gebühren so hoch seien, kann man das Sparen und Investieren ja von vorneherein aufgeben. Für mich ist das 1nur eine billige Ausrede. Der „Durchschnittskosteneffekt“ hat sich auf jeden Fall in meinem Leben bestens bewährt. Auch ich musste in den 70er und 80er Jahren hohe Gebühren bezahlen. Bis ich ein relativ substantielles Vermögen besass. Dann kam die Bank runter mit den Gebühren. Aber wie gesagt, jeder Mensch macht sich sein eigenes Bett, in das er sich legt.

  • Renato Tobler sagt:

    Ich würde empfehlen 1/5 davon in Bitcoin und einen 1/8 in Ethereum zu investieren. Diese Blockchainwährungen ohne 3. Instanz verhalten sich wie Goldanlagen. Setzt sich die Technologie durch, was ich aus technischer Sicht für sehr wahrscheinlich halte, dürfte längerfristig der Kurs steigen.

  • Sacha Maier sagt:

    Wenn jemand jung, aber nicht reich ist, kann er gar nichts zur Seite legen. Er wird jeden Franken dafür aufwenden müssen, den Erhalt seiner Arbeitsmarktfähigkeit zu finanzieren. Stichwort: Lebenslanges Lernen. Wenn es auf die 40 zugeht, steht meist ein Berufswechsel mit Studium an. Genau das habe ich verpasst, und habe seelenruhig als Elektroingneiur geforscht und entwickelt – bis ich pünktlich zum 50. Geburtstag die Kündigung bekam. Heute (ausgesteuert) arbeite ich im Beruf für CHF 300/Mt. im dritten Arbeitsmarkt. Den Rest zum Leben zahlt die Sozialhilfe. Hätte ich rechtzeitig den Ingenieurberuf an den Nagel gehängt und einen sinnvollen Beruf, wie Jura, Ökonomie oder Bankwissenschaften, studiert, wäre ich heue ein bonusberechtigter Manager. So ein Berufswechsel kostet schnell CHF 100k.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.