Profitieren Sie von rekordtiefen Zinsen

Eigentumswohnung: Die Türen stehen weit offen. Foto: Getty

Eigentumswohnung: Die Türen stehen weit offen. Foto: Getty

Für eine neue Eigentumswohnung benötigen mein Mann und ich (63 und 64) eine Hypothek von rund 300’000 Franken. Die Bank offeriert uns einen Zins von 1,39 Prozent für eine Festhypothek für zehn Jahre. Ist das ein reales Angebot? Auch eine Liborhypothek für 0,75 wurde uns angeboten. Was würden Sie uns raten? V.A.

Das Angebot Ihrer Bank ist real und entspricht den momentanen Marktzinsen. Allerdings bieten einige Institute auch tiefere Sätze für Verträge mit einer Laufzeit von zehn Jahren an. Darum rate ich Ihnen, sich bei Ihrem Entscheid nicht nur auf dieses einzelne Angebot abzustützen. Vielmehr würde ich zusätzliche Offerten einholen. Und zwar von zwei weiteren Banken und wenigstens einer Versicherung. Das lohnt sich. Gerade Versicherungen sind derzeit an Hypothekarverträgen mit kapitalkräftigen Kunden interessiert, um das Geld der Versicherten konservativ und dennoch gewinnbringend anzulegen. Auch unter den Banken herrscht ein intensiver Wettbewerb im Hypothekengeschäft.

Wenn Sie vergleichen, können Sie möglicherweise noch tiefere Sätze für sich herausholen. Immerhin geht es um eine langfristige Vereinbarung, welche Sie eingehen und die Sie über Jahre hinweg einiges kostet. Mir fällt auf, dass viele Leute die Preise im Detailhandel und generell für Konsumgüter zwar intensiv vergleichen, sich bei Hypotheken aber oft nur mit einer Offerte begnügen. Dabei geht es hier um sehr viel Geld. Wenn überhaupt, dann würde sich hier Schnäppchenjägertum auszahlen.

Unabhängig davon fahren Sie derzeit sehr günstig. Hypotheken sind momentan extrem günstig und in den letzten Monaten sogar nochmals leicht billiger geworden. Noch günstiger als mit einer Festhypothek kommen Sie mit einer Liborhypothek weg. Letztlich müssen Sie sich fragen, ob Sie lieber auf Sicherheit oder möglichst tiefe Zinsen setzen wollen. Mit der Liborhypothek können Sie noch einige Zeit von den rekordtiefen Sätzen profitieren. Kurzfristig rechne ich in Europa nicht mit einer Zinswende an den Kapitalmärkten: Weil die Europäische Zentralbank ihre Zinsen weiter tiefhalten muss, um die Konjunktur zu stützen, hält auch die Schweizerische Nationalbank noch einige Zeit an ihren Tiefstsätzen fest.

Wie lange die Zinsen tief bleiben, weiss ich nicht. Da Sie schon bald pensioniert werden, würde ich in Ihrem Fall wohl eine günstige Festhypothek vorziehen. Denn mit der Festhypothek haben Sie klare Verhältnisse: Sie können klar budgetieren, wie viel Zins sie in den nächsten zehn Jahren zahlen müssen. Da Ihre Einkünfte nach der Pensionierung abnehmen dürften, ist dies besonders wichtig.

Auch Tausendernoten unter der Matratze müssen als Vermögen deklariert werden

Wie sieht es aus, wenn man zu Hause einige Tausend Franken angespart hat im Tresor, Sparstrumpf oder unter der Matratze? Das Geld wurde als Lohn korrekt versteuert. Nun möchte ich das Geld gerne aufs Konto meiner Bank tun. Muss ich mit Busse oder Nachsteuern rechnen? H.S.

Entscheidend ist meines Erachtens die Tatsache, dass es sich bei dem angesparten Geld nicht um Kapital handelt, das Sie schwarz verdient hatten. Vielmehr ist es Geld, das Sie bereits als Lohn versteuert haben. Sie haben den Betrag, statt auf der Bank zu horten, einfach bei sich zu Hause aufbewahrt. Also punkto Einkommenssteuern sehe ich kein Problem, zumal Sie auf dem Sparbatzen auch keine Zinsen, die es zu versteuern gilt, erwirtschaftet haben.

Etwas komplexer ist die Frage nach allfälligen Vermögenssteuern. Bei kleinen Beträgen, die jemand als Cash zu Hause in Reserve hat, ist dies für die Vermögenssteuer nicht relevant. Grössere Beträge hingegen muss man als Vermögen deklarieren. Nun schreiben Sie mir, dass Sie beabsichtigen, den Sparbatzen im Umfang von rund 30’000 Franken auf die Bank zu bringen und dann in der Steuererklärung zu deklarieren. Damit wäre der Betrag steuerkonform. Sie müssen aber damit rechnen, dass die Steuerbehörden Sie dann fragen, woher Sie die neu deklarierten 30’000 Franken haben. In diesem Fall müssten Sie belegen können, dass Sie den Betrag bereits früher als Einkommen versteuert haben.

Wichtig ist auch die Frage, wie viel Vermögen Sie sonst noch haben. Falls Sie ansonsten kein oder nur ganz wenig Vermögen haben und mit dem Notgroschen zusammen nicht über ein steuerbares Vermögen von 100’000 Franken kommen, habe ich keine Bedenken. Falls aber der zu Hause aufbewahrte und nicht deklarierte Betrag dazu geführt hätte, dass Sie Vermögenssteuern hätten leisten müssen, müssten Sie damit rechnen, dass Sie allenfalls Nachsteuern leisten müssten. Dann stellt sich auch die Frage, wie lange der Betrag nicht als Vermögen deklariert wurde. Wie hoch die möglichen Nachsteuern ausfallen, können Sie direkt bei Ihren lokalen Steuerbehörden erfahren.

Anlass für eine Busse sehe ich nicht, da Sie ja den Betrag, wenn auch nachträglich, freiwillig deklarieren. Ein möglicher Ausweg könnte auch sein, dass Sie den Barbetrag schrittweise und angepasst an Ihre Einkommensverhältnisse über mehrere Jahre hinweg auf ein Konto einzahlen und in der Steuererklärung aufführen. So verändert sich die Vermögenslage nicht sprunghaft, sondern in einem Umfang, der auch möglich wäre, wenn Sie normal sparen würden.

Freiwillig mehr fürs Alter zu sparen, lohnt sich

Ich bekam ein Schreiben der Pensionskasse BVK mit der Mitteilung, dass ich die Versicherungsbeiträge selber wählen könne. Was raten sie mir? Soll ich mehr einzahlen, um dann mehr Sparkapital zu haben, oder soll ich lieber selber sparen? P.S.

Sie haben das Privileg, dass Sie der BVK angehören. Zwar hat auch die BVK die Umwandlungssätze im überobligatorischen Bereich gesenkt, was für die Versicherten künftig deutlich geringere Renten zur Folge hat. Dennoch ist die BVK als Vorsorgeeinrichtung für die Angestellten des Kantons Zürich sehr arbeitnehmerfreundlich. Im Vergleich mit anderen Vorsorgestiftungen bietet sie überdurchschnittliche Leistungen für das Alter oder bei Invalidität oder Todesfall. Auch der Vorschlag, dass Sie Ihre Versicherungsbeiträge selber wählen können, erachte ich als interessant. Mit höheren Lohnabzügen können Sie mehr in die Pensionskasse einzahlen und damit Ihre künftige Rente nach der Pensionierung erhöhen.

Attraktiv ist aber vor allem, dass sich der Arbeitgeber grosszügig beteiligt. Die Beiträge werden bei der BVK monatlich nicht nur zur Hälfte von Ihnen und Ihrem Arbeitgeber einbezahlt, sondern Sie profitieren von einem weit vorteilhafteren Verhältnis: Bei der BVK übernimmt der Arbeitgeber standardmässig 60 Prozent der Beiträge. Sie als Angestellter bezahlen lediglich den kleineren Anteil, nämlich 40 Prozent. So wird Ihr Alterskapital durch den Arbeitgeber faktisch subventioniert.

Wenn Sie, wie Sie mir schreiben, lohnmässig dazu in der Lage sind, würde ich diesen Sparplan voll ausnutzen und freiwillig mehr fürs Alter sparen. Als grösste Pensionskasse der Schweiz stufe ich die BVK als sicher ein. Wenn Sie darüber hinaus noch genügend liquide Mittel haben, würde ich zusätzlich weiterhin auf privater Basis jeweils den Maximalbetrag in die 3. Säule einzahlen. Denn diesen können Sie bei den Steuern abziehen und stärken zusätzlich Ihre Altersvorsorge.

Bei hohen Liquiditätsbeständen können Sie ausserdem eine freiwillige Einzahlung in Ihre Pensionskasse prüfen: Auch so erhöhen Sie Ihr Alterskapital und entsprechend Ihre spätere Rente. Vor allem aber dürfen Sie auch diesen Einzahlungsbetrag voll von den Steuern abziehen, was je nach Höhe eine erhebliche Steuerersparnis bringt. Vor einem solchen Schritt empfehle ich Ihnen aber, bei Ihrer Bank oder Versicherung eine Vorsorgeplanung vornehmen zu lassen. So sehen Sie, wo allenfalls Lücken bei Ihrer Altersvorsorge bestehen und wie Sie diese füllen und gleichzeitig von Steuervorteilen profitieren können.

3 Kommentare zu «Profitieren Sie von rekordtiefen Zinsen»

  • Lothar Müller sagt:

    Hypothekenverlängerung:
    Wie sieht der konkrete Vertrag aus? Tranchen? Rahmenvertrag?
    Wie hoch wird die Wohnung von der Bank bewertet?
    Welches Rating als Person haben Sie für die Bank?
    Wieviel Zeit haben Sie?

    Und: Guter Rat muss nicht teuer sein!

    Lothar Müller

    • Walter Boshalter sagt:

      Viel zu kompliziert. Den Papierkram wurde einmalig vor Ende der Laufzeit an einen Hypothekenmakler geschickt und innert zehn Tagen waren 18 Angebote auf dem Tisch. Für die Zehnjährige auf 750k waren beim besten ANgebot dann noch 1.16% fällig.

  • Fritz Berger sagt:

    Höhere Versicherungsbeiträge:
    Da ist Herr Spieler leider nicht richtig informiert, bezüglich Beteiligung des Arbeitgebers an höheren Beiträgen. Ich werde höhere Beiträge bezahlen, aber der Arbeitgeber bezahlt weiterhin den bisherigen standardmässigen Beitrag, was ich o.k. finde, denn ich kann spare Steuern und habe mehr Alterskapital.

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