Mit eigener Anlageplanung zur rosigen Altersrente

US-Bürger, die es sich leisten können, ziehen nach Florida: Tampa Bay. Foto: Getty Images

US-Bürger, die es sich leisten können, ziehen nach Florida: Tampa Bay. Foto: Getty Images

Im September erreiche ich das AHV-Alter und mir werden die Hälfte des Pensionskassenkapitals von rund 350’000 Franken sowie eine Dritte-Säule-Versicherung im Betrag von 80’000 Franken ausbezahlt. Ich habe Erfahrung im Börsenhandel und verwalte alles Geld selbst. Meine Planung sieht vor, breit diversifiziert Dividendenperlen zu halten. Was halten Sie davon? Eine Zeitschrift hat zudem ein Musterdepot für die Anlage veröffentlicht, das ich auch prüfe. R. P.

Musterdepots würde ich nie einfach eins zu eins umsetzen. Doch sie können eine sinnvolle Hilfe sein, um Ihr eigenes Depot zusammenzustellen. In jedem Fall muss aber geprüft werden, ob für Sie die in einem Musterdepot enthaltenen Anlagen wirklich passen. Ein Depot sollte immer auf Ihre persönliche Lebenssituation ausgerichtet sein. Ein allgemeines Musterdepot, wie es in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wird, kann das nie erfüllen.

Aber nehmen Sie doch positive Impulse daraus für Ihre eigene Planung. Sie schreiben mir, dass Sie Ihr Geld in Dividendenperlen investieren möchten. An sich erachte ich das als sinnvoll. Mit den Dividenden von Qualitätstiteln wie Roche, Nestlé, Novartis, Zürich, Swiss Re oder Swisscom, um nur einige Beispiele zu erwähnen, erreichen Sie in der Regel eine deutlich höhere Rendite als mit Frankenanleihen. Allerdings sind die Dividenden nie sicher. Im schlimmsten Fall kann die Dividende gestrichen oder zumindest reduziert werden. Dann fehlen Ihnen diese Einnahmen. Auch müssen Sie damit rechnen, dass die Aktien stark schwanken.

Sie erwähnen zwar, dass Sie Erfahrung im Börsenhandel haben. Dennoch müssen Sie sich fragen, wie Sie mit starken Kursausschlägen umgehen und ob Sie die Nerven behalten können, wenn die Märkte stark tauchen und sich lange nicht mehr erholen. Dies ist angesichts der vielen Unsicherheiten an den Finanzmärkten durchaus möglich. Deshalb rate ich Ihnen, Ihr Kapital breit diversifiziert zu investieren und nicht zu grosse Klumpenrisiken einzugehen. Also nicht nur in Dividendenaktien, sondern auch in verschiedene weitere Anlageklassen.

Eine gute Möglichkeit dazu bieten kostengünstige Exchange Traded Funds (ETF) sowie generell Anlagefonds, welche ebenfalls in verschiedenen Anlageklassen und Währungen erhältlich sind. Auch würde ich gesamthaft mit dem Altersgeld nicht zu hohe Risiken eingehen. Obschon Sie Ihr Geld selber anlegen möchten, empfehle ich Ihnen, von verschiedenen Banken und Versicherungen fachliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen und einen Anlagevorschlag einzuholen. Immerhin geht es um Ihr Altersgeld. Anhand der verschiedenen Vorschläge können Sie entscheiden und erhalten den einen oder anderen interessanten Impuls. Nur schon das lohnt sich.

 

Für das Sabbatical den Versicherungsschutz überprüfen

Nach zwanzig Dienstjahren kann man in unserer Firma eine Auszeit ohne Lohn in Anspruch nehmen. Nun überlege ich mir, ein solches Sabbatical-Jahr in Florida. Man wird ja nicht jünger. Was muss ich dabei beachten? F. W.

Primär müssen Sie genau prüfen, ob Sie es sich leisten können, während eines ganzen Jahres kein Salär zu haben. Rechnungen bezahlen müssen Sie trotzdem. Auch der Lebensunterhalt im Ausland ist meist nicht billig. Abgesehen von den wichtigen finanziellen Konsequenzen, weil der Lohn während längerer Zeit ausbleibt, empfehle ich Ihnen, Ihren Versicherungsschutz genau zu überprüfen. Solange Sie angestellt sind, werden Sie durch Ihren Arbeitgeber gegen die Folgen eines Unfalles versichert.

Wenn Sie aber länger nicht arbeiten und keinen Lohn erhalten, ist dieser Schutz nicht mehr gegeben. In der Regel kann man die Deckung durch die obligatorische berufliche Unfallversicherung bis zu einem halben Jahr verlängern. Da Sie aber, wie ich Ihrer Frage entnehme, während eines ganzen Jahres eine Auszeit nehmen möchten, reicht es nicht, die Unfallversicherung bei Ihrem Arbeitgeber nur zu verlängern. In diesem Fall sollten Sie sich bei Ihrer Krankenkasse auch gegen Unfall versichern lassen. Man nennt dies, den Unfallschutz einschliessen.

Wenn man angestellt ist, kann man diesen ausschliessen und spart so Prämien, da man ja beim Arbeitgeber ohnehin obligatorisch eine Unfalldeckung hat. Weil Sie Ihr Sabbatical in den USA verbringen wollen, würde ich bei Ihrer Krankenversicherung über die Grundversicherung hinaus eine Zusatzversicherung abschliessen. Arzt- und Spitalkosten sind in den USA extrem teuer. Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrer Krankenkasse beraten. Auch ein Zusatz für eine Rückführung in die Schweiz ist sinnvoll.

Prüfen würde ich im Fall der USA zudem eine Rechtsschutzpolice, da in Amerika selbst banale Streitigkeiten rasch beim Anwalt landen, was brutal teuer werden kann. Dies bringt allerdings nur etwas, wenn die Rechtsschutzversicherung Anwaltskosten in den USA auch wirklich abdeckt. Zudem müssen Sie bei der AHV einen Mindestbeitrag von wenigstens 478 Franken leisten, auch wenn Sie während des Sabatticals nicht erwerbstätig sind und kein Einkommen haben. Die Auszeit entbindet Sie nicht automatisch von der AHV-Beitragspflicht.

 

Bundesobligationen sind sehr teuer

Ich habe lang laufende Obligationen der Eidgenossenschaft in meinem Depot. Der Kurs ist deutlich gestiegen. Doch ich frage mich, wie lange das so bleibt. Muss ich irgendwann mit einem Rückschlag rechnen? K. W.

Ja. Weil die Zinsen in den letzten Jahren weiter gesunken sind, haben Staatsanleihen mit langer Laufzeit wie jene der Schweizerischen Eidgenossenschaft, die Sie im Depot haben, kursmässig stark zugelegt. Den Kurs einer Obligation beeinflussen verschiedene Faktoren. Ein wichtiger ist die Zinsentwicklung. Weitere Faktoren sind die Laufzeit und die Bonität des Schuldners. Diese ist in Ihrem Fall erstklassig. Einen Einfluss haben auch die Erwartungen der Investoren an die künftige Entwicklung der Zinsen, der Inflation, der Konjunktur und der Finanzmärkte. Besonders Anleihen mit langen Laufzeiten sind stark an die Inflationserwartungen gekoppelt. Rekordtiefe Zinsen und eine Politik des billigen Geldes, wie sie derzeit die internationalen Notenbanken und auch die Schweizerische Nationalbank praktizieren, unterstützen Staatsanleihen. Wenn ein Land sogar Negativzinsen einführt, wie dies die Schweiz getan hat, lässt dies die Kurse von lang laufenden Staatsanleihen ansteigen. Sollte allerdings diese ultralockere Geldpolitik irgendwann Wirkung zeigen – was sie bis jetzt nicht tut –, müsste ja die Wirtschaft irgendwann richtig anspringen und die Inflation anziehen, was momentan ebenfalls noch nicht der Fall ist. Wenn aber die Inflation später steigt, wäre dies problematisch für Ihre Anleihen. Dann müssten Sie mit deutlichen Kursverlusten rechnen. Dies wohlverstanden auf einer Anleihe, welche ansich aufgrund der besten Schuldnerqualität als sehr sicher gilt. Momentan gibt es null Anzeichen für ein Anziehen der Inflation. Sollte diese aber plötzlich steigen, ist sie auch von den Notenbanken schwer im Griff zu behalten – erst recht, wenn man bedenkt, wie viel billiges Geld die Währungshüter in den letzten Jahren in die Finanzmärkte gepumpt haben. Ich zweifle, ob die Notenbanken dann noch alles im Griff haben werden. Daher empfehle ich Ihnen, auch die Kurse Ihrer Bundesobligationen genau im Auge zu behalten. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für gross, dass wir mittel- bis langfristig gerade bei den sehr sicheren Anleihen heftige Kurskorrekturen erleben werden. Noch herrscht Ruhe vor dem Sturm, aber ich würde mich darauf einstellen, dass wir in Zukunft schmerzliche Korrekturen bei den heute so stark gestiegenen Staatsanleihen sehen werden.

Ein Kommentar zu «Mit eigener Anlageplanung zur rosigen Altersrente»

  • Josipovic Zlatko sagt:

    Es ist komisch, früher hiess es das Pensionskassenkapital bekommen sie wenn sie ein Haus oder Eigentumswohnung bauen, zum mindesten einen Teil, heute heisste es sie müssen zwingend ihr Kapital beziehen. Das kann nur heissen der Staat will dass sie das kapital verbraucen und in die Wirtschft einpumpen, die meisten werden ihr Kapital verprssen und werden nachher zum Sozialfall. So recht so gut, auf jedenfall ist es besser das Geld zu verprassen anstatt der Bank zu schenken, in irgendwelche dubiose Depots, Aktien, die nur die Banken verstehen und nachher sind sie auch auf der Null.

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