Breite Diversifikation hilft gegen Schuldnerausfall

Postfinance-Fonds-1-Bond: Währungsrisiken sind gering. Foto: Getty

Postfinance-Fonds-1-Bond: Währungsrisiken sind gering. Foto: Getty

Mein Mann und ich halten Anteile des Postfinance-Fonds-1-Bond Valor-Nr. 686920. Wir sind beide um die siebzig. Weil man hier auch von Eurobonds spricht, sind wir seit längerer Zeit doch sehr verunsichert. Wie sicher ist unsere Anlage heute, wenn Europa einknicken würde? E. M.

Der von Ihnen gehaltene Postfinance-Fonds-1-Bond investiert, wie es der Name sagt, fast ausschliesslich in Obligationen. 96 Prozent des Kapitals stecken in Anleihen. Der Rest in Geldmarktinstrumenten. Der Fokus liegt auf Obligationen mit guter bis sehr guter Schuldnerqualität. Die grössten Positionen umfassen Bundesobligationen der Schweizerischen Eidgenossenschaft sowie sehr sichere Pfandbriefanleihen. Zusätzlich wird auch in Anleihen von ausländischen Schuldnern investiert – etwa in die European Investment Bank, die Bank Nederlandse Gemeenten oder die Österreichische Kontrollbank. Doch auch diese Schuldner gelten als sicher. Die Währungsrisiken sind gering. Der weitaus grösste Teil des Geldes wird in Schweizer Franken angelegt oder ist gegen Währungsrisiken abgesichert. Um die Zinsrisiken gering zu halten, weisen rund 40 Prozent der im Fonds enthaltenen Anleihen eine Restlaufzeit von lediglich bis zu drei Jahren auf.

Sie befürchten, dass die EU zusammenbrechen und Ihr in dem Fonds investiertes Erspartes dadurch in Gefahr käme. Tatsächlich zeigt der Brexit, also der Austritt Grossbritanniens aus der EU, dass die EU einer grossen Belastungsprobe ausgesetzt ist. Ich schliesse nicht aus, dass auch noch andere Länder einmal der EU den Rücken kehren könnten oder sich die EU als Ganzes neu aufstellen muss. Das würde einige Turbulenzen auslösen. Die massive Expansion der EU in den letzten Jahren und die Aufnahme etlicher Staaten, die eine deutlich geringere Stabilität aufweisen als EU-Kernländer wie Deutschland oder Frankreich, waren aus meiner Sicht ein Fehler und haben die Gemeinschaft geschwächt. Die Gegensätze innerhalb der EU sind riesig. Entsprechend ist die betriebene Geldpolitik längst nicht für alle Länder sinnvoll. Europa dürfte wohl noch einige Zeit durch eine Zerreissprobe gehen, welche durch die Flüchtlingskrise noch verstärkt wird. Auch die Bankenkrise in Italien ist ein zusätzlicher Risikofaktor für das Finanzsystem.

Dennoch bin ich für Ihren Fonds keineswegs pessimistisch. In Phasen grosser Unsicherheit flüchten die Anleger erst recht in den Franken sowie in sehr sichere Obligationen, wie sie in Ihrem Fonds enthalten sind. Dies zeigt gerade das erste Halbjahr 2016. Die Schwankungen an den Finanzmärkten und geopolitische Unsicherheiten trieben Anleger in sichere Anleihen – insbesondere in Franken-Obligationen wie Bundesobligationen. In der Folge sind die Zinsen der Bundesanleihen noch stärker in den Minusbereich gerutscht. Je mehr die Investoren verunsichert sind, desto eher flüchten sie in sehr sichere Anleihen. Dies gibt Ihnen zwar keine Garantie, dass keine der im Fonds enthaltenen Obligationen zu einem Problemfall werden.

Da der Fonds aber nicht nur in einige wenige Papiere investiert, sondern in eine Vielzahl verschiedener Schuldner, ist das Ausfallrisiko für den Fonds und auch für Sie sehr gering. Die breite Diversifikation und die hohe Schuldnerqualität bieten Ihnen einen guten Schutz. Daher sehe ich keinen Anlass, dass Sie Angst haben müssen, das in den Fonds investierte Geld zu verlieren.

Zusätzliche Absicherung dank Versicherungsprodukt

Mein Versicherungsberater hat mir folgendes Produkt empfohlen: Vorsorgepolice für die gebundene Vorsorge – Protect Plan, auf dem massgebenden Index Dynaplan Excess Return Index (CHF). Ich wäre ausserordentlich dankbar für Ihre Hilfe! Ich sollte mich in den nächsten zwei Wochen entscheiden. F. L.

Zunächst gibt es keinen Grund, dass Sie sich zeitlich unter Druck fühlen müssen. Sie können sich für Ihren Entscheid ruhig auch länger Zeit nehmen. Natürlich hat Ihr Berater ein Interesse, dass Sie sich rasch entscheiden, denn er bekommt eine Provision, wenn Sie das Produkt zeichnen. Sie selber sollten davon aber unbeeindruckt sein. Das Ihnen von Ihrem Berater vorgeschlagene Instrument ist ein Vorsorgeprodukt im Rahmen der steuerbegünstigten Säule 3a. Wie Sie mir schreiben, haben Sie bereits ein 3.-Säule-Konto bei einer Bank. Der Hauptunterschied zwischen einer 3. Säule bei einer Bank und einer Versicherung liegt in der zusätzlichen Risikoabdeckung. Zusätzlich zum garantierten Mindestzins von 0,5 Prozent wird von der Versicherung die vereinbarte Zahlung bei Erwerbsunfähigkeit bis zum 65. Altersjahr übernommen. Sie können sich mit dem Versicherungsprodukt somit absichern.

Dieses gibt es aber nicht gratis. Im Vergleich zu den Banken fallen bei Versicherungsprodukten in der Regel höhere Gebühren an, welche die Rendite drücken können.  Auf das Argument Ihres Beraters, dass die Banken in mittlerer Zukunft auch die 3. Säule nicht mehr verzinsen würden, würde ich nicht eingehen. Auch ein Bankberater könnte Ihnen ähnliche Risikoszenarien für Versicherungen nennen. Denn Sie müssen wissen, dass sich Banken und Versicherungen bei der 3. Säule eine harte Konkurrenz liefern.

Dennoch finde ich in Ihrem Fall das vorgeschlagene Produkt nicht schlecht. Zusätzlich zur erwähnten Absicherung können Sie von der Entwicklung eines Anlagekorbes profitieren. Der Protect Plan gemäss Dynaplan Excess Return Index investiert das Kapital breit diversifiziert und konservativ in Anleihen, Rohstoffe, Geldmarktprodukte und Immobilien. Derzeit wird stark auf Anleihen aus Deutschland, den USA und Gold gesetzt. Damit können Sie im positiven Fall von einer etwas höheren Rendite profitieren, als wenn Sie das Geld einfach auf einem Sparkonto liegen lassen würden. Allerdings bieten auch Banken Fonds für die steuerbegünstigte 3. Säule in verschiedenen Anlageklassen an.

Im Sinne der Diversifikation macht für mich in Ihrem Fall aber ein Investment in das Versicherungsprodukt Sinn, zumal Sie und Ihre Frau allenfalls auch Kinder haben werden und für Sie eine Absicherung somit wichtiger wird. Ich würde möglichst den Maximalbetrag in die 3. Säule einzahlen. Somit können Sie den vollen steuerlichen Abzug geltend machen.

Nur 100’000 Franken des Vorsorgekapitals sind geschützt

Wegen der faulen Kredite bei den Italien-Banken könnte es eine neue Finanzkrise geben: Wie sicher ist mein Geld auf dem Freizügigkeitskonto, falls meine Bank in der Schweiz Konkurs macht? F. B.

Ich halte das Risiko, dass eine Freizügigkeitsstiftung einer Bank in Konkurs geht, für gering. Dennoch gibt es auch hier keine absolute Sicherheit. Ein Restrisiko bleibt. Viele Leute gehen irrtümlich davon aus, dass mit dem Freizügigkeitsgeld nichts schiefgehen könne. Das stimmt so nicht. Tatsache ist: Ihr Vorsorgegeld auf dem Freizügigkeitskonto ist nur bedingt geschützt. Das Kapital, das Sie bei Ihrer Freizügigkeitsstiftung Ihrer Bank deponiert haben, untersteht aber immerhin dem Konkursprivileg der zweiten Konkursklasse, womit Sie davon ausgehen können, dass Sie Ihr Geld wiedersehen.

Aber dieser Schutz reicht nur bis zum Betrag von 100’000 Franken. Das Konkursprivileg gilt unabhängig von allfälligen Spareinlagen, die Sie allenfalls ebenfalls bei der gleichen Bank parkiert haben. Das bietet zwar einen gewissen Schutz. In der Regel ist die Freizügigkeitsleistung aber weit höher als die geschützten 100’000 Franken. Der darüber hinausgehende Betrag untersteht hingegen nicht mehr dem Konkursprivileg. Wenn also der Fall eintreten würde, dass Ihre Vorsorgeeinrichtung zusammenbrechen würde, wäre nicht Ihre gesamte Freizügigkeitsleistung gesichert.

Aus diesem Grund empfehle ich, das Freizügigkeitskapital möglichst auf zwei verschiedene Freizügigkeitseinrichtungen zu verteilen. So können Sie das Restrisiko, dass Ihr Freizügigkeitsgeld in einem Konkursfall nicht vollumfänglich gesichert wäre, schon deutlich reduzieren.

 

 

3 Kommentare zu «Breite Diversifikation hilft gegen Schuldnerausfall»

  • Alain Surlemur sagt:

    Erstklassige Bonds in CHF und EUR rentieren nahe oder gar unter Null. Die wahre Gefahr ist ein Zinsanstieg bei dem die Preise der Anleihen und damit auch die des Fonds sinken würden. Ein solcher Fond bedeutet dass der Besitzer gebührend Gebühren zahlt um ein „Ertragsloses Risiko“ managen zu lassen. Aber jeder wie er will…..

    • Anh Toàn sagt:

      Nach den Gebühren der Fondsverwaltung ist der Ertrag garantiert negativ:

      Sie verlieren täglich ein wenig damit, ziemlich garantiert, also warum das Risiko eingehen, mehr zu verlieren, bei steigenden Zinsen, oder, was ich nicht erwarte aber dennoch nicht ausschliesse, bei einem Zusammenbruch der EU:

      Sie können damit nichts gewinnen, nur wahrscheinlich nur wenig aber vielleicht auch viel verlieren, besser Sie legen ihr Geld auf ein Konto zumindest solange Ihnen keine Negativzinsen belastet werden.

  • Patrik sagt:

    Die Frage ist auch, wieviel Geld absolut und in % des Vermögens
    im Fonds stecken. ALLES Geld in einem Fonds, ist eine fragliche Idee. Auf der anderen Seite ist es schwierig, sein Geld selbst zu verwalten, in diesem Sinn macht dieser Fonds halt durchaus Sinn (dito Hr. Spieler). Ich würde heute den Menschen in der Schweiz empfehlen, näherungsweise 25% in phys. Edelmetallen ( 50/50 Gold/Silber oder 40/60 Gold/Silber) zu halten. Das Problem ist wie Hr. Surlemur sagt, dass man für den geringen (realen) Ertrag doch mehr Risiko auf sich nimmt, als man gemeinhin denkt. Bei hohen Bankgebühren & Minuszinsen (realer Vermögensverlust) macht „ein wenig“ Edelmetall Sinn. Gerade mit 70 Jahren (pardon!) muss man sich fragen, ob das Ausmass der Positionierung am Kapitalmarkt noch sinnvoll ist!

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