Tiefe Rendite – grosse Sicherheit

Auf der Suche nach sicheren Anlagen: Der Brexit-Entscheid Grossbritanniens hat die Finanzmärkte erschüttert. Foto: Emilio Morenatti/AP
Ich bin sehr verunsichert wegen meiner Anlagestrategie. In meinem Wertschriftendepot habe ich 89 Titel von Swisscanto CH Bond Fund Vision CHF Klasse AA. Wie lautet Ihrer Beurteilung? D. M.
Der Swisscanto CH Bond Fund Vision CHF investiert, wie es der Name sagt, in Obligationen. 99 Prozent des Kapitals sind in Anleihen angelegt. Die Anlagestrategie ist sehr konservativ. Ihre Risiken sind gering, zumal rund drei Viertel des Geldes in Papieren mit mindestens einem A-Schuldnerrating steckt. Rund die Hälfte verfügt sogar über ein AAA- oder AA-Rating.
Zu den grössten Positionen des Fonds zählen Anleihen von General Electric Capital, der Caisse Française de Financement Local, der Bank of America, der Royal Bank of Canada, Coop-Gruppe, der ZKB und der Pfandbriefbank. Der Preis der hohen Sicherheit ist die Tatsache, dass Sie mit dem Fonds praktisch nichts verdienen. Das verwundert nicht, denn sehr sichere Bundesobligationen der Schweizerischen Eidgenossenschaft weisen sogar eine Negativrendite aus.
Wer auf sehr sichere Frankenanleihen setzt, muss angesichts der rekordtiefen Zinsen in Kauf nehmen, dass er nichts oder nur sehr wenig verdient oder sogar nach Gebühren Geld verliert. Entsprechend sind auch sehr konservative Anleihen-Fonds wie derjenige von Swisscanto, den Sie im Depot haben, renditemässig uninteressant. Sorgen machen müssen Sie sich aber nicht: Ihr Geld ist nicht in Gefahr. Aber Sie verdienen auch nicht viel, zumal von der Bruttorendite auch noch die Fondskosten im Umfang von 1 Prozent weggehen.
Immerhin bietet der Fonds eine Ausschüttung, womit Sie letztlich besser dastehen, als wenn Sie selbst Bundesobligationen halten oder das Geld einfach auf dem Konto liegen lassen würden. Auch in nächster Zeit dürfen Sie von dem Fonds nicht viel erwarten: Denn nach dem Brexit-Entscheid von Grossbritannien ist es erneut zu einer Flucht in sichere Werte gekommen. Das führt dazu, dass die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank die Zinsen noch längere Zeit sehr tief halten werden. Das Schuldenproblem der Banken in Italien mit vielen faulen Krediten verstärkt die Flucht in Sicherheit, was ebenfalls für anhaltend tiefe Zinsen spricht.
Mit dem Altersgeld sollte man nicht spekulieren
Ich bin vorzeitig pensioniert und habe noch Einkommen aus mehreren Mandaten, mit denen ich den Lebensunterhalt mehr oder weniger bestreite. Das bezogene Pensionskassenkapital will ich ganz in Aktien investieren. So habe ich am meisten Rendite, kann in fünf bis zehn Jahren die Hypothek abzahlen und habe mehr Kapital zum Leben. Wie würden Sie vorgehen? H. K.
Ihre Strategie ist hoch riskant. Ich teile Ihre Meinung, dass Sie mit Aktien zwar tatsächlich hohe Renditechancen haben. Aber Sie tragen damit gleichzeitig beträchtliche Risiken. Ihre Rechnung geht nur auf, wenn sich die Märkte in den nächsten Jahren positiv entwickeln und Ihre Aktien stetig an Wert zulegen. Eine Garantie gibt es dafür nicht. Sie müssen genauso damit rechnen, dass Sie mit Ihren Papieren eine längere Baisse durchlaufen. So könnte es sein, dass Ihr Kapital sogar abnimmt, statt dass es sich vermehrt.
So sehr ich Aktien als sinnvolle Instrumente einschätze, empfehle ich Ihnen, Ihre Strategie nochmals zu überdenken. Vor allem rate ich Ihnen zu einer breiten Diversifikation. Ich frage mich, wie Sie Ihren Lebensunterhalt bestreiten, wenn Ihre Mandate mit steigendem Alter einmal wegfallen. Spätestens dann sind Sie auf Ihr Kapital angewiesen. Da Sie das Kapital von der Pensionskasse bezogen haben, liegt das Langlebigkeitsrisiko voll bei Ihnen. Wenn Sie das Glück haben, werden Sie vielleicht sehr alt. Dann muss sichergestellt sein, dass Sie noch genügend Reserven besitzen, um daraus Ihre Lebenshaltungskosten zu bestreiten.
Es ist positiv, wenn Sie Ihr PK-Kapital professionell anlegen und nicht einfach brachliegen lassen möchten. Doch dürfen Sie die mit der Anlage verbundenen Risiken nicht unterschätzen. Bei einer spekulativen Anlage wie Sie sie mit einem hundertprozentigen Aktienanteil planen, kann das Kapital bei negativer Entwicklung in wenigen Jahren unter Umständen ein Drittel oder sogar um die Hälfte weniger Wert sein. Natürlich kann es auch stark zunehmen. Derzeit stufe ich die Marktvoraussetzungen aber nicht so rosig ein, als dass Sie bedenkenlos darauf vertrauen könnten, dass es an den Börsen nur noch steil aufwärtsgeht.
Im Gegenteil: Mit dem Brexit, der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit in der EU, der Wachstumsabschwächung der Weltkonjunktur, dem geringeren Wachstum in China und den Schwellenländern sowie den anhaltenden geopolitischen Gefahren und Terrorrisiken bestehen eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren, welche gegen eine Hausse an den Börsen sprechen. Mit dem Alterskapital würde ich auf keinen Fall spekulieren.
Vielmehr würde ich einen Teil des Geldes in Sicherheit bringen – etwa indem Sie die Hypothek jetzt schon (teil-)amortisieren – sowie den Rest breit diversifiziert auf verschiedenen Anlageklassen investieren. Dazu würde ich auch den Rat von Fachleuten einholen und mehrere Vorschläge von verschiedenen Banken sowie Versicherungen für die Anlage einholen.
Wichtige Hilfe im Fonds-Dschungel
Ich habe einiges gespart und überlege mir, in Fonds zu investieren. Doch es gibt ja Tausende von Fonds. Worauf muss ich bei Fondsanlagen achten? P. O.
Eine Hilfe geben Ihnen die Produktbeschreibungen der einzelnen Fonds. Diese informieren Sie über die Ziele des Fonds und wie diese erreicht werden sollen. Handelt es sich beispielsweise um einen Strategiefonds, der breit diversifiziert in verschiedene Anlageklasse investiert oder um einen reinen Aktienfonds? Aufgeführt sind in der Regel auch die grössten Positionen, welche der Fonds hält, die Prozentanteile, die auf die einzelnen Anlagegruppen entfallen sowie die Gewichtung der Währungen. Teilweise sind die Währungsrisiken abgesichert. Doch das muss entsprechend erwähnt sein.
Hilfreich ist ferner die Wertpapier-Kennnummer ISIN, mit der Sie den Fonds auch im Internet selbst einfach identifizieren und die Kursentwicklung nachverfolgen können. Nach der Lektüre der Produktebeschreibung sollten Sie einen Eindruck davon haben, wie riskant der Fonds ist, sowie wie sich das Finanzvehikel in der Vergangenheit seit der Ausgabe des Fonds entwickelt hat. Dabei wird die Entwicklung meist in Beziehung zu einem Vergleichsindex gemessen, etwa zu einem Aktienindex.
Allerdings muss ich Sie warnen: Der Erfolg in der Vergangenheit sagt nichts oder nur wenig über die Zukunft aus. Ein Fonds kann bisher eine ausgezeichnete Entwicklung aufweisen, aber künftig floppen, weil die Marktbedingungen anders sind oder das Fondsmanagement gewechselt hat. Wichtig sind aus meiner Sicht die Angaben zu den Gebühren. Denn diese fressen einen Teil der Rendite weg. In Zeiten tiefer Zinsen und Renditen ist das doppelt wichtig. Die Fondsgebühren werden mit der Kostenkennziffer Total Expense Ratio (TER) ausgewiesen.
Ob ein Fonds günstig oder teuer ist, hängt natürlich davon ab, wie aufwendig sich das Fondsmanagement gestaltet, ob der Fonds aktiv oder passiv geführt wird und wie ausgeklügelt die gewählte Strategie ist. Dennoch würde ich bei einer TER von deutlich über 1 Prozent bei Standardfonds genauer hinschauen. Bei passiv geführten Fonds sind deutlich tiefere Gebühren angebracht. Kritisch vergleichen sollten Sie auch den möglichen Ausgabeaufschlag und die Rückgabegebühr für den Fonds. Diese zahlen Sie beim Kauf oder Verkauf der Anteile.
Je nach Anbieter gibt es auch da erhebliche Unterschiede, die es zu beachten gilt, da diese ebenfalls Ihre effektive Rendite schmälern. Fonds benötigen eine Bewilligung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht und werden von dieser beaufsichtigt.
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