Im Alter gut diversifizieren

Richtig investieren: Wenn das Pensionskassengeld im Trockenen ist, lässt sich das Alter unbeschwerter geniessen. Foto: Getty Images
Ich bin 60-jährig und werde Ende Jahr in Pension gehen. Eigenes Einfamilienhaus, praktisch keine Hypotheken mehr. Habe ein Vermögen von gut 2 Millionen, knapp die Hälfte seit Jahren erfolgreich in SMI-Titeln angelegt. Das Pensionskassenguthaben von über 1 Million Franken möchte ich mir auszahlen lassen und das Geld sicher anlegen. Die Axa bietet mir eine Anlagemöglichkeit mit Twinstar Plus und Twinstar Income. Was halten Sie davon? ETFs? R. W.
Die von Ihnen erwähnten Anlageprodukte haben den Vorteil, dass Ihnen ein regelmässiges Einkommen garantiert ist. Ähnlich wie ein Salär. Den Betrag können Sie sich monatlich, viertel-, halb- oder jährlich auszahlen lassen. Das von Ihnen angelegte Kapital wird in Fonds investiert. Damit können Sie die Rendite steigern, dafür tragen Sie aber auch ein Risiko mit. Je nach erreichter Fondsrendite steigt das ausbezahlte Kapital. Einmal erhöhte garantierte Auszahlungen können während der restlichen Vertragslaufzeit aber nicht mehr sinken. Auch im Todesfall ist das Geld nicht einfach weg, sondern würde an die Erben ausbezahlt. Diese können wählen, ob sie die Anlage bis zum Vertragsende zum Beispiel nach 20 Jahren auslaufen lassen oder ob sie das in den Fonds investierte Kapital sofort auszahlen lassen möchten, wobei in einer schlechten Finanzmarktlage der Betrag geringer als bei Vertragsende wäre. Bei den von der Axa vorgeschlagenen Finanzvehikeln handelt es sich um konservative Instrumente.
Ihre Renditechancen halten sich in Grenzen. Faktisch könnten Sie diese Produkte anstelle von sicheren Anleihen nutzen, welche derzeit kaum mehr eine vernünftige Rendite abwerfen. Da Sie bereits über die SMI-Titel einen hohen Aktienanteil besitzen, würde ich diesen im Gesamtdepot aus Risikoüberlegungen nicht zusätzlich aufstocken, zumal auch die Axa-Produkte einen geringen Aktienanteil enthalten. Aus diesem Grund würde ich in Ihrem Fall auch nicht zusätzlich in Exchange Traded Funds investieren, welche ebenfalls an einen Aktienindex gekoppelt sind. Gerade mit steigendem Alter ist eine gute Diversifikation des Vermögens besonders wichtig.
Da es sich um einen grösseren Betrag handelt, den Sie anlegen möchten, empfehle ich Ihnen, sich von weiteren Versicherungen und Banken je einen Anlagevorschlag einzuholen, wobei Sie allen gleiche Risikovorgaben geben und genaue Gebührenangaben verlangen sollten. Anhand dieser Vorschläge können Sie sich selbst ein Bild machen und entscheiden, welche Variante Ihren Bedürfnissen entspricht und wo Sie bei vergleichbaren Risiken die besten Renditeaussichten nach Gebühren haben.
Allerdings sollten Sie möglichst nur garantierte Renditen vergleichen und sich nicht von unrealistisch hohen Renditeversprechen, die nicht garantiert sind, blenden lassen. Da Sie mir schreiben, dass Sie auch noch eine Resthypothek haben, wäre zu prüfen, ob Sie diese nicht amortisieren möchten. In diesem Fall sparen Sie den Zins, den Sie der Bank zahlen müssen. Diese Ersparnis entspricht auch einer garantierten Rendite.
Chancen und Tücken der Selbstständigkeit
Als Maler bin ich seit 17 Jahren angestellt. Gerne möchte ich einen eigenen Betrieb führen. Mir fehlt aber das Geld. Ein Arbeitskollege hat mir gesagt, dass ich mir dazu meine Pensionskasse auszahlen lassen kann. Was gilt? F. M.
Ihr Arbeitskollege hat recht. Sie dürfen Ihr Pensionskassenguthaben beziehen, um sich selbstständig zu machen. Voraussetzung für den Bezug des BVG-Guthabens ist, dass Sie belegen können, eine selbstständige Erwerbstätigkeit aufgenommen zu haben, und nicht mehr der obligatorischen beruflichen Vorsorge unterstehen. Als Belege für den Nachweis gelten die AHV-Bestätigung, ein Eintrag im Handelsregister sowie die Miete von Geschäftsräumen und der Kauf von für den Betrieb notwendigem Material wie Werkzeugen usw.
Wenn Sie das Kapital bei der Pensionskasse beziehen möchten, müssen Sie den entsprechenden Antrag für den Bezug im Jahr nach Aufnahme der selbstständigen Erwerbstätigkeit bei Ihrer Kasse stellen. Falls Sie verheiratet sind, müsste dem Schritt auch Ihre Frau zustimmen und dies schriftlich bestätigen.
Ich rate Ihnen, sich genau zu überlegen, welche Risiken Sie eingehen. Der Weg in die Selbstständigkeit bietet grosse Chancen, aber auch die Gefahr, dass Sie scheitern. Darum ist es wichtig, dass Sie sich genau Rechenschaft darüber ablegen, wie Ihre Erfolgschancen sind. Dazu lohnt es sich, sich zusätzlich bei Fachleuten von Banken, Versicherungen und unabhängigen KMU-Beratungsstellen zu informieren.
Gleichzeitig sollten Sie eine seriöse Vorsorgeplanung erstellen. Denn wenn Sie Ihr BVG-Guthaben für den Aufbau Ihrer beruflichen Selbstständigkeit nutzen, dürfte Ihre Altersvorsorge geschwächt sein. Umso wichtiger ist es, dass Sie diese rasch wieder systematisch stärken. Ansonsten müssen Sie damit rechnen, im Alter den Gürtel enger schnallen zu müssen.
Den Göttibueb zur frühen Altersvorsorge motivieren
Alle Welt spricht heute davon, dass die Renten der AHV und der BVG gekürzt werden müssen. Für meinen Göttibueb, inzwischen volljährig, noch in Ausbildung, möchte ich daher ein Konto 3a eröffnen und äufnen. Nach Aussage von Banken kann ich jedoch nur auf ein Sparkonto und dergleichen, nicht aber auf ein 3a-Konto einzahlen. Stimmt das? C. A.
Ihre Idee finde ich eigentlich gut: Indem Sie Ihrem Göttibueb dazu verhelfen, dass er frühzeitig für seine Altersvorsorge spart, weisen Sie ihn auf die Risiken für die künftigen Generationen in unserem Rentensystem hin und legen zusätzlich eine Basis für seine Altersvorsorge. Das ist in der Tat sehr wichtig. Meines Erachtens sollten möglichst bereits 20-Jährige mit dem Sparen fürs Alter anfangen. Die meisten Jungen haben dafür zwar wenig Gehör. Doch ist es gerade für die Altersvorsorge wichtig, dass man frühzeitig damit anfängt. Erstens genügen in diesem Fall regelmässige kleine Beträge, die man auf die Seite legt. Zweitens hilft der Zinseszinseffekt, über die Jahre das Vermögen zu steigern. Erst recht, wenn man als Junger das Altersspargeld in Wertschriften anlegt.
Die von Ihnen erwähnte Säule 3a ist für die freiwillige Altersvorsorge ein sehr gutes Gefäss. Da die Einzahlungen bei den Steuern abgezogen werden dürfen, sind die Rahmenbedingungen gesetzlich geregelt. Das Gesetz schreibt vor, dass man ein 3.-Säule-Konto oder eine vergleichbare Versicherungspolice nur nutzen darf, wenn man erwerbstätig ist. Sie hingegen dürfen für Ihren Göttibueb nicht ein 3.-Säule-Konto eröffnen oder führen. Das muss er selbst machen. Falls er parallel zu seiner Ausbildung erwerbstätig ist, sehe ich kein Problem: Ermuntern Sie ihn doch, dass er bei einer Bank oder Versicherung eine 3. Säule eröffnet. Das Geld für die Einzahlungen können Sie ihm trotzdem geben. Allerdings darf er nur maximal 20 Prozent seines gegenwärtigen Einkommens oder maximal 6000 Franken pro Jahr einzahlen.
Das Problem in jungen Jahren ist meist, dass man andere Prioritäten setzt. Man will eher konsumieren und denkt oft kurzfristiger. Wenn Sie ihm einen Anreiz bieten, eine Säule 3a zu eröffnen und das Geld in diese regelmässig einzuzahlen, hat er kurzfristig zwar keinen direkten Nutzen. Langfristig dürfte er Ihnen dafür aber mehr als nur dankbar sein. Vielleicht motiviert es ihn nämlich, dass er über den Betrag hinaus, den Sie ihm geben, später nach Abschluss seiner Ausbildung auch selbst regelmässig etwas einzahlt.
Den Betrag darf er, wenn er wenigstens Teilzeit erwerbstätig ist und in die 3. Säule einzahlt – anders als Sie –, dann bei seinen Steuern abziehen. Direkt dürfen Sie für Ihren Göttibueb keine 3. Säule schaffen und dafür einzahlen. Indirekt aber können Sie ihm durchaus zu einem ersten Schritt für die 3. Säule verhelfen – vorausgesetzt, dass er wenigstens teilweise erwerbstätig ist – und damit den Grundstein für seine spätere Altersvorsorge legen.
Ein Kommentar zu «Im Alter gut diversifizieren»
Fragt sich nach wie vor warum ein Sozialsystem derart von jeglicher Solidarität befreit wird um so jedem einzelnen die Verantwortung für Kapital, Investitionen und ein Auskommen im Alter übertragen wird. Warum zwingt man die Menschen gegen Ende eines Arbeitslebens noch dazu sich mit Finanzmathematik Zu beschäftigen und völlig unverbindlichen Anlageberatungen auszuliefern? Kaum jemandem ist bewusst das derartige Anlagen permanent beobachtet werden müssen, man sein Geld alleine einsetzt und bis zum Ende die volle Verantwortung für alle Verluste selber trägt. Welche andere Berufsgruppe als die der Finanzbranche kann mit soviel Unverbindlichkeit und ohne Verantwortung zu tragen geschäften? Kein Ökonom hat jemals eine Finanzkrise vorhergesehen und nun soll man wem was glauben?