Brexit: Wochenlange Turbulenzen am Aktienmarkt

KNUTSFORD, UNITED KINGDOM - JUNE 24: A European Union flag, with a hole cut in the middle, flies at half-mast outside a home in Knutsford Cheshire after today's historic referendum on June 24, 2016 in Knutsford, United Kingdom. The results from the historic EU referendum has now been declared and the United Kingdom has voted to LEAVE the European Union. (Photo by Christopher Furlong/Getty Images)

Brexit: Am 24. Juni hat die Mehrheit der Briten entschieden, die EU zu verlassen. Foto: Christopher Furlong/Getty Images

 

Nach der überraschenden Annahme der Brexit-Abstimmungsvorlage gerät der Swiss-Market-Index (SMI), der im Vorfeld der Entscheidung nahezu eine Woche lang gestiegen war, unter Druck. Meine Umfrage ergab, dass die negative Überraschung der Brexit-Annahme zu einer Abschwächung des SMI auf 7425 Punkte führen könnte. Es wird erwartet, dass grosse Anleger anhaltend und dauerhaft ihre Aktienquoten senken werden. Der Markt wird dadurch wochenlang mit Angebotsüberhängen konfrontiert werden. Die Grossbanken und ihre Anlagestrategen werden das Zünglein an der Waage spielen. Senken nun die Credit Suisse, die UBS und bedeutende Vermögensverwalter ihre Aktienquoten, geraten die Märkte stärker unter Druck. Ich empfehle, verbliebene Long-Positionen zu 100 Prozent mit Puts abzusichern. Put-Warrant SMIPV kaufen (Valoren-Nr. 26’938’610)

Zahltag für Baisse-Fonds

Der Brexit-Entscheid löst bei vielen Marktteilnehmern grosse Sorgen aus. Die meisten institutionellen Grossanleger sind wegen bereits tiefer Aktienquoten glück­licherweise nur begrenzt von den Turbulenzen betroffen, die diese Entscheidung auslöste. Ihren Zahltag erlebten die Baisse-Fonds, die auf Leerverkäufe setzen. Ihre Fondsmanager werden nun eine reiche Ernte einfahren. Die Lage ist durch die überraschende Brexit-Annahme kritisch einzuschätzen. Es drohen wochenlange Verkaufswellen, die durch die nun aufkommenden Deflationsängste im Stil der 30er-Jahre noch angeheizt werden könnten. Aktienquotensenken und Fonds verkaufen

Rückenwind für Geberit

Nach dem Brexit-Schock erwarte ich im Lauf der zweiten Jahres­hälfte eine Franken-Abschwächung und eine Euro-Erholung. Dadurch wird Geberit, die einen grossen Teil der Erträge im Euroraum erzielt, frischen Rückenwind erhalten. Banken und Broker hoben zuletzt die Schätzungen und die Kursziele an. Entspannt sich die Lage an den Märkten in einigen Wochen, werden die Geberit-Titel wieder Mittelzuflüsse erhalten können, meint ein Vermögensverwalter. Weil die Aktien aus dem Aus- und Inland nachgefragt werden, hellen sich die Perspektiven auf. Kaufen

Abspaltung der Universalbank Schweiz

Tidjane Thiam, Chef der Credit Suisse, sorgte wieder einmal für weltweit gelesene News. Nachrichtenagenturen veröffentlichten ein Memorandum, in dem er sich explizit gegen eine weitere Kapitalaufstockung aussprach. Thiam berief sich auf die voraussichtlich im zweiten Halbjahr stattfindende Abspaltung der Universalbank Schweiz. Kurzfristig kann das Verscherbeln von weiterem Tafel­silber die Eigenkapitalquote der Credit Suisse verbessern. Langfristig werden die zukünftig geteilten Gewinne aus dem Schweizer Geschäft die Gewinnentwicklung beeinträch­tigen. Offen ist deshalb, ob die Bank die weiteren erforderlichen 10 Milliarden Eigenkapital bis 2020 aus ihren eigenen Erträgen erwirtschaften kann. Meiden

Wie geschaffen für Erholungsversuch

Die Aktien von Julius Bär werden von namhaften Banken und Brokern als rund 20 Prozent unterbewertet eingeschätzt. Die von der Branchenstimmung abhängige Aktie ist nach ihrer rund 10 Prozent grossen Wochenschwankung für einen nächsten Erholungsversuch wie geschaffen. Gemäss führenden Investmentbanken werden im weiteren Jahresverlauf weder vom Gesamtmarkt noch von Bankaktien überdurchschnittliche Kursgewinne erwartet. Deshalb bieten sich die nächsten steigenden Kurse für Positionssenkungen an. In Zwischenhochs verkaufen

Unwetter ohne Einfluss

Die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life haben seit ihrer Aufnahme in den SMI einen schweren Stand. Hedgefonds verkauften die Titel zuletzt, nachdem sie wegen der Pfund-Schwäche satte Währungsgewinne auf Schweizer Aktien realisiert hatten. Im Gegensatz zu Sach- und Rückversicherern wird der Gewinn von Swiss Life durch die Unwetterserie nicht geschmälert. Beginnt sich der Markt mit der möglichen nächsten Dividendenanhebung im Frühjahr 2017 zu beschäftigen, wird das ­Interesse an den Swiss-Life-Ak­tien wieder anziehen. Halten

Längere schwierige Phase

EFG International bezahlt für die Übernahme der Bank BSI einen hohen Preis. Die Finma-Schritte gegen die Tessiner Bank und die sehr schlechte Presse wegen des 1MDB-Skandals kennzeichnen bisher diese Übernahme. Mit dem seit Anfang Juni markant auf unter 4 Franken geschrumpften Aktienkurs droht der EFG eine längere schwierige Phase. Die nahezu keine Kreditrisiken aufweisende Privatbank enttäuschte ihre Aktio­näre derart schwer, dass weitere Verleiderverkäufe drohen, höre ich am Markt. Meiden

Margenrückschläge für Uhrenfirmen

Die sinkenden Uhrenexporte lassen gemäss der UBS auf einen stag­nierenden Umsatz von Richemont und nachlassende Verkäufe der Swatch Group schliessen. Beide Gesellschaften könnten wegen der schleppenden Umsatzentwicklungen Margenrückschläge erleiden, befürchten Investoren. Finger weg, solange der Trend der Monat für Monat rückläufigen Uhrenexporte anhält. Meiden

Buffett vor Turbulenzen

Warren Buffett könnte eine unruhigere Phase als erwartet bevorstehen, ist doch sein Kronjuwel Berkshire Hathaway ins Visier von US-Hedgefonds-Aktivisten geraten. Sie werden eine Aufteilung der Gesellschaft verlangen, kursiert seit vergangener Woche das Gerücht in den USA. Für Anhänger der «Kaufe das Gerücht»-Theorie eine klare Einladung. Kaufen

3 Kommentare zu «Brexit: Wochenlange Turbulenzen am Aktienmarkt»

  • loulou55 sagt:

    Zum Abschnitt: Rückenwind für Geberit
    Ich habe mir für meines neues Haus hier auf den Philippinen vorletzte Woche ein Geberit Monolith für PHP 29’000 (Fr. 630.-) gekauft.
    Ich denke, das ist wirklich eine gute Investition, auf Aktien dagegen verzichte ich.
    😉

  • Hotz Bernhard Otto sagt:

    Und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt !

  • Rolf Zach sagt:

    Warum soll man jetzt im Abschwung Schweizer Blue Chips wie Nestle, Novartis und auch Lafarge verkaufen, ihre Umsätze sind international und gehen mit der Weltkonjunktur. Im Inland sind diejenigen Werte zu meiden, die vom Export aus der Schweiz abhängig sind und über keine Patente und weltweite Luxusmarken verfügen, d.h. alle CH-Nebenwerte, wo unsere SNB dabei ist zu vernichten. Swatch ist durchaus ein Kauf, wenn der Kurs noch weiter zurückgeht. Geht die Konjunktur zurück wegen dem EURO? Nein. Was Warren Buffet ist der Kommentar wegen Hedge-Fund Angriffen völlig unrealistisch. Wenn der Alte keine Gelegenheiten mehr findet, wird er halt Bardividenden zahlen! CS und UBS sind etwas für starke Nerven, Einsatz wie bei Roulette. Für vorsichtige Anleger sind ETF Fonds am besten.

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