Wenn die Börse gerade für Junge ihren Reiz hat

Schweizer Börse in Zürich: Der SMI bietet langfristig gute Renditechancen. Foto: Key
Was halten Sie von der Idee, in den SMI zu investieren? Zum Beispiel bis zum Jahr 2035. Würden 3000 Franken überhaupt reichen? Ich habe das für meine Tochter gedacht, die eine kleine IV-Rente bezieht, damit sie später etwas hat. G. W.
Möglich wäre ein solches Investment über Indexfonds – also sogenannte Exchange Traded Funds (ETF), die an einen Index gekoppelt sind. In Ihrem Fall wäre der Indexfonds an den SMI gebunden. Sinnvoll sein könnten auch vergleichbare Produkte, die an breiter aufgestellte Schweizer Indizes wie SPI oder SLI gekoppelt sind. Da Sie von einem sehr langen Anlagehorizont von fast 20 Jahren ausgehen und die Anlage für Ihre Tochter gedacht ist, besteht eine gute Chance, dass sich der Kauf eines solchen Indexfonds auszahlen würde. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass solche Finanzprodukte starken Kursschwankungen und Rückschlägen ausgesetzt sind. Es besteht keine Garantie auf einen Wertzuwachs.
Ich halte die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Tochter nach 20 Jahren deutlich mehr Geld zur Verfügung hätte, als Sie heute investieren, aber für gross. Jedenfalls sind die Renditechancen deutlich höher, als wenn Sie das Geld für Ihre Tochter einfach auf dem Konto liegen lassen oder es in Anleihen investieren würden. Gerade für junge Menschen macht es für mich Sinn, in Aktien oder bei kleineren Beträgen in aktienbasierte Indexfonds zu investieren, da Junge in der Regel einen langen Anlagehorizont haben. In Indexfonds können Sie auch bereits mit 3000 Franken investieren und erreichen selbst mit geringen Anlagebeträgen eine breite Diversifikation zu günstigen Konditionen.
Keine fixe Regel bei 3.-Säule-Konten
Ich besitze zwei 3.-Säule-Konten mit einem sechsstelligen Betrag total. Nun möchte ich ein drittes und wenn nötig ein viertes Konto eröffnen. Eventuell werde ich mich im Jahr 2020 mit 58 Jahren vorzeitig pensionieren lassen. Wie viele Konten sind für die Steuerverwaltung unproblematisch? Können zwecks Optimierung Gelder zwischen den Konten verschoben werden? Kann ich bei vorzeitiger Pensionierung im Jahr 2020 weiterhin in die 3. Säule einzahlen? W. B.
Eine rechtlich verbindliche Vorschrift, wie viele 3.-Säule-Konten man führen darf, besteht nicht. Je nach Kanton gibt es in der Praxis Unterschiede. Unproblematisch sind in der Regel drei bis fünf Konten. Dies macht auch zeitlich Sinn. Denn Sie dürfen einen ordentlichen Bezug der 3.-Säule-Gelder erst fünf Jahre vor dem offiziellen Rentenalter vornehmen. In Ihrem Fall also ab 60. Wenn Sie, um Steuern zu sparen, jeweils pro Jahr ein Konto beziehen möchten, wären somit fünf Konten sinnvoll, zumal Sie offenbar planen, das Pensionskassenkapital bereits vorher auszahlen zu lassen.
Zwar werden das 3.-Säule-Geld sowie das PK-Kapital bei der Auszahlung gesondert vom übrigen Einkommen mit einer separaten Jahressteuer besteuert. Dennoch lohnt es sich, die Gelder gestaffelt zu beziehen. Da Sie bereits einen hohen Betrag auf zwei Konten angespart haben, würde ich kein Geld mehr auf diese, sondern den Maximalbetrag auf ein neues Konto einzahlen. Gelder von bestehenden 3.-Säule-Konten auf neue verschieben dürfen Sie nämlich nicht. Darum ist es wichtig, schon frühzeitig eine Vorsorgeplanung mit mehreren Konten zu machen. In die 3. Säule einzahlen dürfen Sie nur, solange Sie erwerbstätig sind und ein AHV-pflichtiges Einkommen haben. Da Sie dann aber nicht mehr einer Pensionskasse angeschlossen sind, können Sie nur noch maximal 20 Prozent Ihres Jahreseinkommens in die 3. Säule einzahlen und steuerlich geltend machen.
Ich empfehle Ihnen, sich von Ihrer Bank in Hinblick auf Ihre mögliche vorzeitige Pensionierung im Detail beraten zu lassen und die steuerlichen Konsequenzen je nach Vorgehensweise anhand Ihrer konkreten Daten berechnen zu lassen.
Aussitzen lohnt sich oft nicht
Wir haben von unserem damaligen Kundenbetreuer den Templeton Global Total Return Fund Capitalisation empfohlen bekommen. Das Wertpapier haben wir seit vier Jahren, und es hat einen Wertverlust von mehr als 18 Prozent. Würden Sie das Papier verkaufen oder halten? P. F.
Der von Ihnen gehaltene Templeton Global Total Return Fund Capitalisation fokussiert in erster Linie auf Anleihen. Rund 90 Prozent des Kapitals fliessen in Obligationen. Ziel des Fonds ist es, mittels Zinserträgen, Kapitalzuwachs und Währungsgewinnen eine ansprechende Rendite zu erwirtschaften. Zusätzlich zu erstklassigen Staats- und Unternehmensanleihen kann der Fonds auch in Schuldtitel von schlechterer Anlagequalität investieren sowie sich in Kapitalmarktindizes engagieren. Dabei werden auch indexbasierte Finanzderivate und Credit Default Swaps eingesetzt.
Für Sie hat sich diese Strategie nicht ausbezahlt. Erst recht nicht nach Abzug aller Gebühren und Steuern. Mit einer Kostenkennziffer Total Expense Ratio (TER) von 1,4 Prozent ist der Fonds nicht gerade günstig. Ob sich der Fonds nach der enttäuschenden Entwicklung in den letzten Jahren künftig deutlich besser entwickeln wird, kann ich nicht voraussagen.
Persönlich würde ich wohl eher reinen Tisch machen. Investoren machen oft den Fehler, dass sie viel zu lange an einem schlecht laufenden Papier festhalten. Nicht nur bei Fonds, sondern auch bei Einzelaktien: Viele Privatanleger halten zum Beispiel noch immer Bankaktien, deren Kurs sich mehr als halbiert hatte, in der Hoffnung, dass irgendwann doch noch die grosse Erholung komme. Tatsächlich verloren diese Papiere zum Teil noch mehr an Wert. Für Ihren Fonds spricht, dass sich Investoren im Zuge der Zinsanhebung in den USA künftig vielleicht wieder vermehrt in Anleihen engagieren. Dennoch rechne ich bei diesem Vehikel nicht mit einer raschen und nachhaltigen Erholung, zumal die Zinsen mehrheitlich tief bleiben.
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