Finger weg von Aktien bis zur Brexit-Abstimmung

Grosse Ungewissheit über den Ausgang der Abstimmung: Am 23. Juni entscheidet Grossbritannien über den Brexit. Foto: Ulrich Baumgarten/Getty Images

Grosse Ungewissheit über den Ausgang der Abstimmung: Am 23. Juni entscheidet Grossbritannien über den Brexit. Foto: Ulrich Baumgarten/Getty Images

Am 23. Juni entscheiden die Briten, ob sie in der EU bleiben oder nicht. Bis dahin rate ich Anlegern, grundsätzlich keine neuen Aktien zu kaufen. Das Risiko, dass bis zum Tag der Entscheidung weitere Panikverkäufe entstehen, ist zu gross. In einem derart unsicheren Marktumfeld ist es klüger, das Pulver im Trockenen zu halten, bis das Resultat am Freitagmorgen bekannt ist. Den drohenden EU-Austritt der Briten schätze ich als eingepreist ein, weshalb die bereits geschwächten Aktien mehr Erholungs- als Abwärtspotenzial aufweisen. Falls der EU-Austritt abgelehnt wird, erwarte ich eine Erholung des Schweizer Leitindex SMI von bis zu 10 Prozent. Ausgang der Brexit-Abstimmung abwarten

Edelmetalle werden als «sichere Horte» geschätzt

Durch die Brexit-Panik verstärkt sich die Nachfrage nach Gold und Silber. Da Staatsanleihen weltweit unter die Nullzinsgrenze gesunken sind, werden für Privatanleger die als «sichere Horte» eingeschätzten Edelmetalle attraktiver. Bei einem Nein zum Brexit erwarte ich, dass der Gold- und Silberpreis wieder sinken wird, weil die Risikobereitschaft wieder zunehmen wird. Bei einem Ja zum Brexit hingegen wird sich die Nachfrage nach beiden Edelmetallen noch verstärken.
Bei einem Nein zum Brexit einen Teil der Gewinne realisieren, bei einem Ja Gold und Silber behalten

Schleppendes Wachstumstempo bei Adecco

Das Wachstum des weltgrössten Personalvermittlers Adecco wird sich im laufenden Geschäftsjahr kaum beschleunigen. Er bot am Montag an einer Investorenpräsentation in Kalifornien keine positive Überraschung. Wegen des schleppenden Wachstumstempos um 2 Prozent entstand am Aktienmarkt Verkaufsdruck. Die Ankündigung der Konzernspitze, sie strebe eine freundlichere Aktionärspolitik an, richtete wenig aus. Adecco wird trotz dem angedeuteten Aktienrückkauf oder einer Sonderdividende in erster Linie am Wachstum gemessen. Deshalb erwarte ich keine Nachfragebelebung in der seit den Quartalszahlen ungefragten Aktie. Meiden

Analysten senken Gewinnschätzung bis 2018

Die Aktien des Vermögensverwalters GAM brachen nach der Gewinnwarnung vom Dienstag in dieser Woche um 20 Prozent ein. Die auf Erfolgsbeteiligungen angewiesene Gesellschaft wird im schwierigen laufenden Jahr weiter stark leiden, senkten doch Analysten die Gewinnschätzungen bis 2018 um bis zu 40 Prozent. Meiner Meinung nach sind die GAM-Aktien im aktuellen Marktumfeld fair ­bewertet, weshalb sie sich im besten Fall seitwärts bewegen werden. Ein potenzieller Übernehmer sei weit und breit nicht in Sicht, vernahm ich aus dem Handel. Finger weg

Warten aufs iPhone 8

Apple werde selbst bei schwächeren Verkäufen des iPhone 6 eine Kurshausse von 50 Prozent realisieren, meint die Credit Suisse. Zurzeit ist die Aktie 95.60 Dollar wert, die Credit Suisse hält ein Kursziel von 150 Dollar für realistisch und erwartet, dass die Aktie stärker als der Markt performt. Als Grund für ihre grosse Zuversicht nennt die Bank das übernächste iPhone 8, das einen Quantensprung bei den Verkäufen auslösen werde. Ich halte die Einschätzung der Credit Suisse für zu optimistisch. Wegen der schwachen iPhone-Verkäufe in China haben Anleger keinen Anreiz, die Apple-Aktie zu kaufen. Zudem soll Apple in China Patentverletzungen begangen haben. Im schlimmsten Fall droht dem Konzern dort ein Verkaufsverbot. Meiden

Sturm im Wasserglas

ABB befindet sich in der Übernahmegeschichte des Roboterherstellers Kuka an der Seitenlinie. ABB ist zwar gemäss eigenen Aussagen bereit, auf Wunsch von Kuka eine Übernahmeofferte einzureichen. Das blieb bisher jedoch offenbar aus. Am Markt werden die ABB-Namenaktien von dieser Geschichte belastet. Weil ich keine Einladung von Kuka an ABB für einen Übernahmevorschlag erwarte (zumal der chinesische Hausgerätehersteller Midea nun seine Übernahmeofferte vorlegte), stellt das Ganze je länger, desto mehr einen Sturm im Wasserglas dar. Halten

Gute Verdienstmöglichkeit

Die US-Behörden müssen in den nächsten zweieinhalb Jahren entscheiden, ob sie die Übernahme des Basler Agrochemiekonzerns Syngenta durch Chemchina bewilligen. Beide Unternehmen sind ­zuversichtlich, dass die USA die Transaktion genehmigen werden, weil in ähnlichen Fällen positive Entscheidungen gefällt worden waren. Analysten schätzen die Chancen für eine positive US-Antwort auf über 80 Prozent ein. Die Syngenta-Aktien bieten risikofähigen Anlegern bis zur Übernahme eine ordentliche Verdienstgelegenheit: Das Übernahmeangebot liegt bei 465 Franken plus Dividende, der Aktienpreis liegt aber momentan nur bei 384 Franken. Nach der US-Bewilligung können Anleger Kasse machen und die Übernahme­offerte annehmen. Kaufen

Kompetentes Management, dynamische Expansion

Die Aktien von Logitech stiegen am Mittwoch um fast 5 Prozent. Dies, nachdem Kepler Cheuvreux in ihrer allerersten Analyse über den Computerzubehörhersteller die Titel zum Kauf empfahl. Das Analysehaus ist zuversichtlich, dass die Aktie von derzeit 15.35 auf 17.40 Franken steigen wird, weil Logitech es geschafft hat, die Abhängigkeit vom PC-Zulieferergeschäft zu vermindern und sich im Mobilgeschäft zu etablieren. Das kompetente Management von Logitech macht mit der dynamischen Expansion ins mobile Geschäft einen starken Eindruck auf mich, weshalb ich die Meinung von Kepler Cheuvreux teile, dass die Gesellschaft unterschätzt wird. Halten

19 Kommentare zu «Finger weg von Aktien bis zur Brexit-Abstimmung»

  • Stephan Fehlmann sagt:

    Habe ich richtig gelesen…die USA müssen in den nächsten zweieinhalb Jahren entscheiden, ob sie die Uebernahme durch Syngenta bewilligen? Ich habe gedacht, bis ende Jahr soll die Uebernahme vollzogen sein und die Prüfung der amerikanischen Behörden dauere 75 Tage.
    Was stimmt jetzt???

  • Klaus Keller sagt:

    Im Abschnitt „Gute Verdienstmöglichkeiten“ (Syngenta) ist dem Autor oder dem TAGI ein Fehler unterlaufen. Es sollte heissen:
    „Die US-Behörden müssen in den nächsten zweieinhalb Monaten entscheiden“
    und nicht zweieinhalb Jahren

  • Sacha Maier sagt:

    Natürlich gibt es ein Brexit-Restrisiko – im Bereich lotterieähnlicher Wahrscheinlichkeit. Das ist wie beim GAU eines Kernkraftwerks. Trotz ihres speziellen Humors kann man den Briten allerdings eines nicht bescheinigen: Einen Hang zur Selbstzerstörung. Genau auf das würde das postindustrielle Konsumland mit seiner hochprofitablen Finanzindustrie nämlich bei einem Brexit zusteuern. Übertragen auf die Schweiz, wäre das eine Kündigung der Bilateralen, gepaart mit einem Rückzug aller Banklizenzen in den USA. Eine solche Vorlage würde bei uns haushoch versenkt. Auch der Premierminister ihrer Majestät weiss haargenau, dass ein Nein zu Brexit resultieren wird. Sonst wäre die Abstimmung gar nie vor das Volk gekommen.

  • MIRKO BABIC sagt:

    Es betrifft ja nur die Elite und die Kleinsparer welche in Aktien investiert hatten, der Kurs wird aber entscheiden wieviele Arbeitsplätze gekillt werden müssen und dies wird wieder der Staat spüren aber auch die Konsumfreude. Soros, man entnehme es aus der Presse, empfahl in Gold zu investieren denn er erwartet eine heftige Finanzkrise die die Menschheit bisher nicht gesehen hat.

  • Raulin sagt:

    Mit Syngenta wäre ich nicht so sicher.

    • Stephan Fehlmann sagt:

      Der heutige Bericht in den Zeitungen ist alles andere als ermutigend, ich befürchte nun eher , dass das alles zu einem Debakel verkommen wird. Fragt sich nur, ob sich das alles die Chinesen bieten lassen würden, Wirtschaftskriege gegenüber den Amerikanern wären so gut wie sicher.

  • Armando Guglielmetti sagt:

    Entschuldigen Sie bitte die zweieinhalb Jahre statt Monate, 75 Tag genau sind richtig

    • Martin Berger sagt:

      Herr Guglielmetti, vielleicht nehmen sie auch zu meinen zwei Kommentaren vom letzten Wochenende Stellung…

  • Molnar sagt:

    Irrtum , Aktien sollte vor der Abstimmung gekauft werden!

    • sepp z. sagt:

      sehe ich auch so. wenn die märkte tatsächlich so reagieren bzw agieren, wie vom autor beschrieben, müsste man vor der abstimmung kaufen, nicht danach.

  • Felix Eichmann sagt:

    Mit dem Mord wurde die erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Verbleib innert wenigen Stunden eingepreist. Eine direkte starke positive Reaktion wird ausbleiben. Nur im Fall eines Brexit sind nochmals 5-10% Verlust direkt fällig. Je nach Reaktion der Bevölkerungen, die momentan mit „neuen Mitbürgern“ überschwemmt werden, wird es dann aber nochmals 15% nach unten drehen, da die Peripherie der EU Pleite macht, wenn die EUR-Währung zusammenbricht. Aber der Mord ist für mich ein Signal, dass sehr mächtige Leute einen Brexit zu verhindern wissen werden.

  • Heinz Fahrni sagt:

    Jetzt Aktien kaufen! Immer das Gegenteil von dem machen, was Börsengurus empfehlen. Wie beim Abstimmen, das Gegenteil von SVP. Damit hat man den grössten Erfolg. Good luck!

  • Urs Baeumle sagt:

    Börsengurus wissen sowenig über Aktienschwankungen wie jeder Leser dieser Zeilen. Die Binsenwahrheit ist, Aktien steigen oder fallen, mit anderen Worten die Wahrscheinlichkeit beträgt 50%.
    Kauf-, Halt- und Verkaufsratschläge von Gurus sind deshalb mit Vorsicht zu geniessen oder sollten ignoriert werden speziell wenn deren Schlussvolgerungen nicht nachvollziehbar sind.
    „Grexit“ ist nicht der oszillierende Faktor wie oft publiziert da die UK im Verglich zu Deutschland weniger Einfluss auf Europa hat. Zudem hat der Markt das „Grexit“ Stimmresultat bereits eingerechnet! Man möge die populistischen Umfragen ignorieren und sich eher auf die Resultate der verschiedenen UK Wettbüros verlassen und die stehen für „IN“ 56.62% und „LEAVE“ 43.38%.

  • Trader sagt:

    Zu SYNGENTA: es sind 465 USDOLLAR!!, dazu aber noch 5 CHF Sonderdividende. Bitte dies kurz überprüfen. Lohnt sich aber noch immer meiner Meinung nach!

    • Armando Guglielmetti sagt:

      Cash offer at US$ 465 per share plus special dividend of CHF 5
      – offer equivalent to CHF 480 per share1
      – proposed ordinary dividend of CHF 11 to be paid in addition

      Herr Trader: Ihr Einwand ist richtig, oben sind die Konditionen. Entschuldigen Sie bitte

  • Anna sagt:

    Ich bin wirklich sehr gespannt auf das iPhone 8 und ob es Apple helfen kann, das kleine Tief zu überwinden. Auch der Brexit hat mich überrascht und ich bin gespannt, wie die neue politische Führung in GB verfahren wird.
    LG Anna

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