Den Börsen droht ein heisser Sommer

Griechenlands Baustellen: Die Arbeiten an Athens Finanzmisere sind nicht abgeschlossen. Foto: Shutterstock

Griechenlands Baustellen: Die Arbeiten an Athens Finanzmisere sind nicht abgeschlossen. Foto: Shutterstock

Es ist ruhiger geworden um den Schuldenstaat Griechenland. Geht es dem Land finanziell wirklich besser, oder ist dies die Ruhe vor dem nächsten Sturm? Steht uns an den Börsen mit einer neuen Griechenlandkrise und einem Brexit gar ein unruhiger Sommer bevor? N. F.

Sie haben recht: Noch vor einem Jahr steckte Griechenland tief in der Krise und beherrschte die Finanzmärkte. Doch inzwischen sind die Börsen primär von der Entwicklung des Ölpreises, den Notenbanken sowie der Konjunktur in China und den Schwellenländern abhängig. Die Schuldenkrise geriet stark in den Hintergrund – obwohl sie keineswegs gelöst ist.

Zwar ist die Regierung von Premierminister Tsipras daran, einige der von den grossen Gläubigern EU und Internationaler Währungsfonds (IWF) verlangten Reformen umzusetzen. Immerhin hat er mit den neusten harten Sparmassnahmen eine wichtige Bedingung der Geldgeber erfüllt und sogar bei den Renten den Sparstift angesetzt. Damit hat er Zeit gewonnen. Doch das genügt wahrscheinlich nicht, damit Griechenland, wie Sie schreiben, wirklich ganz über dem Berg wäre.

Selbst der IWF hat Zweifel, ob die bei der Lösung der Krise diktierten Spar- und Reformpläne genügen. Stattdessen fordern die IWF-Experten von den Griechen das Zugeständnis für noch weiter gehende spätere Sparanstrengungen und Reformschritte. Fürs Erste hat es Griechenland wieder geschafft, dass der Eurokrisenfonds die nächste anstehende Tranche der Hilfszahlungen an den Schuldenstaat schliesslich auszahlt. Doch nach dem neusten Sparpaket dürfte es Premierminister Tsipras kaum gelingen, in seinem Land noch mehr Sparschritte auf Reserve durchzubringen.

Fakt ist: Griechenland ist noch lange nicht nachhaltig gerettet. Die Flüchtlingskrise, welche das Land völlig überfordert, erschwert eine Lösung der Finanzprobleme zusätzlich. Griechenland könnte plötzlich auch für die Börsen wieder ein Thema werden. Sollten die Briten am 23. Juni an der Urne zudem einem Austritt von Grossbritannien aus der EU zustimmen, würde Europa in eine tiefe Krise und Phase der Unsicherheit fallen. Und uns würde wohl an den Aktienmärkten ein heisser Sommer bevorstehen – ausgerechnet dann, wenn sich viele Anleger gerne für einige ruhige und erholsame Tage in den Süden verabschieden möchten.

 

Teilzeitarbeiter sollten Vorsorge nicht vernachlässigen

Wegen einer Weiterbildung arbeite ich längere Zeit nur noch in Teilzeit für mehrere Firmen. Habe ich trotzdem Anrecht auf eine Pensionskassenversicherung? Y. H.

Die wichtigste Frage ist, auf welches Jahreseinkommen Sie mit Ihren Teilzeitjobs kommen. Damit Sie sich trotz Teilzeitanstellung einer Pensionskasse anschliessen können, müssen Sie den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestjahreslohn von 21’060 Franken erwirtschaften. Sollte das der Fall sein, besteht für dieses Einkommen eine Versicherungspflicht im Rahmen der beruflichen Vorsorge (BVG).

In Ihrem Fall speziell ist, dass Sie den Mindestlohn nicht bei einem einzelnen Arbeitgeber, sondern bei mehreren zusammen erreichen. Gemäss Bundesamt für Sozialversicherungen können Sie sich bei der Stiftung Auffangeinrichtung BVG versichern, welche im Auftrag des Bundes als Auffangbecken und Sicherheitsnetz der 2. Säule wirkt und alle Versicherten aufnimmt, welche die gesetzlichen Bestimmungen erfüllen. Möglich wäre aber auch, dass Sie sich bei der Pensionskasse jenes Arbeitgebers, bei dem Sie den höchsten Verdienst haben, freiwillig versichern lassen. Hier müssten Sie prüfen, ob dies gemäss dem Reglement dieser Pensionskasse möglich ist. Neben Ihnen müssten dann auch die verschiedenen Arbeitgeber anteilsmässig die BVG-Beiträge an die Stiftung Auffangeinrichtung oder die PK des anderen Arbeitgebers einzahlen.

 

Geringes Risiko

Ich bin daran, mein Geld zu diversifizieren. Dabei stiess ich auf ein Angebot der Raiffeisenbank: Member plus. Wenn ich Mitglied der Bank werde, erhalte ich einen Zins von 0,150 Prozent auf dem Sparkonto. Das tönt verlockend. Finden Sie so eine Mitgliedschaft bedenkenlos? Oder hat es Stolpersteine? K. B.

Wenn Sie bei einer der lokalen Raiffeisenbanken in der Schweiz Mitglied werden, werden Sie damit Genossenschaftsmitglied und als Genossenschafterin in einem kleinen Teil Miteigentümerin. Denn Sie können als Raiffeisen-Mitglied an der Generalversammlung Ihrer lokalen Genossenschaft teilnehmen und mitbestimmen. Jedes Mitglied hat eine Stimme.

Derzeit zählen die hiesigen Raiffeisenbanken mehr als 1,8 Millionen Mitglieder. Auf Ihrem Mitgliederkonto erhalten Sie nicht nur mehr Zins, sondern Sie zahlen auch weniger Gebühren. Vor allem aber profitieren Sie von zahlreichen Vergünstigungen, etwa für Konzert- oder Fussballtickets, Museumseintritte und für Ferien und Tagesausflüge. Offen ist die Mitgliedschaft bei den Raiffeisengenossenschaften für alle volljährigen Personen, die ihren Wohnsitz, Grundbesitz oder ihren Arbeitsplatz im Geschäftskreis der Raiffeisenbank haben.

Damit Sie Mitglied werden können, müssen Sie mindestens einen Anteil zeichnen. Doch diese werden attraktiv verzinst, sodass Sie dadurch auch keinen Nachteil haben. Einziges Risiko, das Sie eingehen, ist die Tatsache, dass Sie durch Ihre Mitgliedschaft Mitinhaberin der lokalen Genossenschaft sind. Würde diese in Schräglage geraten, würden Sie in sehr kleinem Umfang theoretisch mithaften. Praktisch stufe ich auch dieses Haftungsrisiko als sehr gering ein. Erstens sind die Raiffeisenbanken kapitalmässig robust und deren auf das Inland fokussierte Geschäftsmodell konservativ und weit weniger risikobehaftet als jenes der international tätigen Grossbanken.

Am ehesten ein gewisses Risiko stellen die Hypothekarausleihungen dar, falls der Schweizer Immobilienmarkt zusammenbrechen würde, was ich derzeit indes nicht erwarte. Und zweitens können Sie davon ausgehen, dass die übrigen Raiffeisenbanken nur schon aus Reputationsgründen einer lokalen Genossenschaft zu Hilfe eilen würden, wenn diese in eine Notlage geriete. Alles in allem stufe ich für Sie bei Raiffeisen die Risiken als bescheiden ein.

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