Freizügigkeitskapital: Happige Zinsunterschiede

Glück im Spiel und bei der Geldanlage: Wenn Ihr Freizügigkeitskapital hoch verzinst wurde, profitieren Sie im Alter davon. Foto: Getty
Haben Sie einen Tipp, welche Freizügigkeitskonto-Anbieter interessante Zinsen anbieten? D.K.
Wenn jemand sein Pensionskassengeld vorübergehend oder sogar während mehreren Jahren bis zum Bezug bei einer Freizügigkeitseinrichtung parkieren möchte, geht es in der Regel um sehr viel Geld. Deshalb ist es nicht unwichtig, welche Rendite das Kapital abwirft. Weil die Nationalbank in der Schweiz die Zinsen auf ein rekordtiefes Niveau senkte und sogar Negativzinsen einführte, sind auch die Sätze für die Freizügigkeitskonti stark gesunken. Viele Banken vergüten auf dem Freizügigkeitsgeld ihrer Freizügigkeitsstiftungen nur noch gerade rund 0,2 Prozent oder weniger. Wenn jemand zum Beispiel 400’000 Franken auf dem Freizügigkeitskonto deponiert, bringt dies bei 0,2 Prozent einen Jahreszins von 800 Franken. Bei 0,5 Prozent gäbe es aber 2000 Franken. Wenn das Kapital fünf Jahre liegen bleibt, macht die Zinsdifferenz immerhin happige 6000 Franken aus. Das ist Geld, das man verschenkt. Darum lohnt es sich, darauf zu achten, wie viel Zins man auf dem Freizügigkeitskapital bekommt.
Mit 0,5 Prozent zu den Instituten mit dem höchsten Zins für Freizügigkeitsgeld gehört die Thurgauer Kantonalbank. Ebenso viel gibt es bei der kleinen Bank Sparhafen Zürich. Sogar etwas mehr erhalten Sie mit 0,55 Prozent bei der WIR Bank. Zum Vergleich: Die Migros-Bank vergütet 0,25 Prozent und die Zürcher Kantonalbank 0,2 Prozent.
Der Zins allein sollte allerdings nicht das Entscheidungskriterium sein. Da es um Ihr Vorsorgegeld geht, würde ich auch auf die Sicherheit der Bank achten. Freizügigkeitsgeld ist bei einem Bankenzusammenbruch bis maximal 100’000 Franken konkursprivilegiert. Da die deponierten Beträge nicht selten höher sind, würde ich beim Freizügigkeitskapital auch auf eine hohe Bonität des Institutes achten oder auf eine Staatsgarantie, wie sie viele Kantonalbanken bieten.
Schweizer Aktien im Fokus
Was halten Sie von dem CS Equity Fund (CH) Swissac F, Wertpapier Nr. 11820646.0? Die Gewichtung in meinem Portfolio würde rund 18 Prozent betragen. M.H.
Der CS Equity Fund (CH) Swissac ist, wie es sein Name ableiten lässt, ein reiner Aktienfonds. Er investiert das Kapital fast ausschliesslich in Schweizer Aktien. Benchmark ist der Swiss Performance Index. Die Währungsrisiken sind fast gleich null: 99,7 Prozent der Anlagen erfolgen in Schweizer Franken, 0,3 Prozent in US-Dollar. Grösste Positionen sind die hiesigen Schwergewichte Nestlé mit einer Gewichtung von 16,5 Prozent, Novartis mit 15,75 Prozent und Roche 14,89 Prozent. Zu den grössten Positionen des Fonds gehören weiter die UBS, Syngenta, Actelion, Givaudan, ABB und Richemont. Mit einer Kostenkennziffer TER von 0,56 Prozent ist der Fonds nicht teuer. In den letzten fünf Jahren hat sich der Fonds erfreulich entwickelt.
Dies heisst aber nicht viel für die Zukunft, wie die aktuelle Entwicklung gut vor Augen führt. Seit Jahresbeginn hat der Fonds wie der Gesamtmarkt an Wert eingebüsst und rund 10 Prozent verloren. Das Produkt bietet Ihnen eine breite Diversifikation und eine Möglichkeit, den Schweizer Markt recht umfassend abzudecken. Sie könnten allerdings genauso gut einen Exchange Traded Fund auf den SPI erwerben. Die Risiken für Sie als Anlegerin sind bei beiden Varianten aber keineswegs gering. Mit rund einem Fünftel an Ihrem Depot gehen Sie mit dem Fonds ein rechtes Klumpenrisiko ein. Falls sich der Fonds ungenügend entwickelt, wirkt sich dies stark auf Ihr Portfolio aus.
Ob die Risiken für Sie zu hoch sind, kann ich nicht beurteilen, da ich Ihr Depot sonst nicht kenne. Es stellt sich die Frage, wie hoch Ihr gesamter Aktienanteil ist und wie stark Sie übrige Anlageklassen wie Anleihen, Immobilien, Rohstoffe, Liquidität usw. gewichten. In jeden Fall sollten Sie sich genau überlegen, wie viel Risiken Sie eingehen wollen und können. Mit dem CS Equity Fund Swissac müssen Sie sich auf starke Kursschwankungen einstellen. Ich rechne damit, dass die Finanzmärkte in diesem Jahr turbulent bleiben und auch der Schweizer Aktienmarkt trotz der bisherigen Verluste noch weitere Rückschläge erleiden könnte. Auch wenn die Titel auf breiter Front nachgegeben haben, muss dies nicht bedeuten, dass der Markt schon Boden gefunden hat. Vielmehr würde ich mich auf weitere Achterbahnfahrten einstellen.
Umso wichtiger ist daher auch die Frage, wie lange Sie Ihr Kapital anlegen möchten. Wenn Sie eine hohe Risikofähigkeit haben, das übrige Kapital breit diversifiziert angelegt und einen langen Anlagehorizont von mehreren Jahren aufweisen, kann ein Kauf sinnvoll sein. Wenn Sie aber grossen Wert auf höchste Sicherheit legen und Mühe mit stärkeren Kursschwankungen haben, würde ich Ihnen von einem Kauf abraten – erst recht in diesem beträchtlichen Umfang.
Vielversprechende Perspektiven
Obwohl es nicht unbedingt der Zeitpunkt ist, um in Aktien einzusteigen, reizt mich der Titel AbbVie. Was ist Ihre Meinung? K.E.
AbbVie ist in der Schweiz in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt. Auch viele Anleger kennen die amerikanische Pharmafirma nicht oder nur schlecht. Dabei gebe ich Ihnen recht, dass der Konzern einige Reize hat – nicht nur die ansprechende Dividende. AbbVie ist an der New Yorker Börse kotiert. Das Unternehmen ist eine Abspaltung von Abbott Laboratories und fokussiert sich auf die Bereiche Immunologie, Onkologie und Virologie.
Operativ ist AbbVie gut unterwegs: Vor allem das Arthritismedikament Humira sorgt für hoffnungsvolle Perspektiven. Die Verkäufe legen zweistellig zu. Obwohl AbbVie mit dem Krebsmittel Imbruvica und dem Hepatitismedikament Viekira Pak weitere Umsatzrenner besitzt, bedeutet der grosse Erfolg von Humira auch ein Risiko. Sobald Nachahmerprodukte auf den Markt kommen, wird der Gewinnbeitrag dieses Blockbusters rasch abnehmen. Vorderhand ist dies aber nicht der Fall, da die Gesellschaft bestätigt hat, dass der Patentschutz von Humira noch mehrere Jahre garantiert sei.
Vor diesem Hintergrund glaube ich auch, dass die Aktien von AbbVie Kurspotenzial haben. Angesichts der turbulenten Märkte müssen Sie sich aber darauf einstellen, dass diese trotzdem nicht ausgeschöpft werden können oder sogar Rückschläge drohen.
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