Schlaflose Nächte wegen Kursverlusten

Fonds-Opfer: Kursschwankungen können für unruhige Nächte sorgen. Foto: Getty
Vor rund einem Jahr hatte uns die Schaffhauser Kantonalbank zum Gespräch eingeladen. Anhand von Hochglanzprospekten versprach uns der Berater eine viel bessere Rendite. Wir hatten ihm ein Vermögensverwaltungsmandat für 180’000 Franken erteilt. Inzwischen beträgt der Vermögensstand nur noch 173’000 Franken, und wir haben eine Gebühr von 1600 Franken bezahlt. Was sollen wir tun? E. L.
Wie Sie mir schreiben, haben Sie Ihr Erspartes hart erarbeitet. Nun sind Sie als pensioniertes Ehepaar vor den Kopf gestossen, da das Vermögen entgegen den Versprechungen Ihres Kantonalbank-Beraters nicht etwa zugenommen, sondern an Wert abgenommen hat. Offensichtlich hat Sie der Berater zu wenig darauf aufmerksam gemacht, dass Sie im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandates mit Fonds mit Kursschwankungen rechnen müssen. Selbst wenn Sie, wie Sie mir versichern, die Bank darauf aufmerksam gemacht haben, dass Sie auf keinen Fall Geld verlieren möchten und daher eine konservative Strategie wünschen.
Doch selbst mit einer konservativen, also werterhaltenden Strategie haben Sie in der Regel keine Garantie, dass Sie keine Buchverluste einfahren. Ansonsten müsste dies ausdrücklich in den Mandatsunterlagen so vereinbart sein. Sie sollten sich bewusst sein, dass eine viel bessere Rendite, wie Sie Ihnen Ihr Berater mittels der Fondsprospekte in Aussicht gestellt hat, praktisch immer ein höheres Risiko beinhaltet. Mehr Rendite gibt es nie gratis. Sonst würden ja alle anderen die gleichen Produkte und Strategien wählen.
Verloren ist das Geld trotz der Buchverluste allerdings keineswegs. Es ist durchaus möglich, dass der Rückschlag wieder aufgeholt werden kann. Doch auch dafür haben Sie keine Garantie, zumal ich in diesem Jahr mit weiteren Turbulenzen rechne. Wenn Sie, wie ich aus Ihrem Schreiben heraushöre, grosse Mühe mit den Kursschwankungen Ihrer Fonds haben, würde ich Ihnen von einem Engagement in Wertpapieren abraten. Fonds sollten Sie nur halten, wenn Sie mit Schwankungen leben können, denn diese wird es immer geben, selbst bei konservativ geführten Fonds. Ohnehin müssten Sie deutlich mehr als ein Prozent Rendite erwirtschaften, da in Ihrem Fall 0,9 Prozent nur schon durch die jährliche Gebühr von 1600 Franken aufgebraucht werden, ansonsten machen Sie Verlust.
Angesichts Ihrer Verunsicherung über die Kursschwankungen empfehle ich Ihnen, die Übung abzubrechen und das Mandat zu kündigen. Dann sparen Sie wenigstens die Gebühren. Da Sie offenbar noch eine Hypothek bei der Bank haben, würde ich stattdessen die Hypothekarschuld amortisieren und den Rest auf einem Konto parkieren. Da erhalten Sie zwar fast keinen Zins, dafür sind Sie mit keinen Wertschwankungen konfrontiert, die Ihnen jetzt schlaflose Nächte bereiten.
Micronas-Aktien verkaufen
Leider habe ich es verpasst, meine Micronas-Aktien auf das Kaufangebot von TDK zu veräussern. Sollte ich die Aktien jetzt verkaufen? Kann ich diese überhaupt noch verkaufen, oder ist es zu spät? Kann ich nun auch leer ausgehen? A. M.
Die Andienungsperiode für die Übernahme der Micronas durch die japanische Micronas ist zwar abgelaufen. Trotzdem gehen Sie keineswegs leer aus. Vielmehr können Sie Ihre Micronas-Aktien nach wie vor über die Börse verkaufen, wozu ich Ihnen auch rate. Denn schon jetzt steht fest: Micronas wird von der Börse verschwinden. Die Übernahme durch die TDK wurde bereits vollzogen. Fast 84 Prozent der Titel sind schon im Besitz der Japaner.
Wenn Sie nicht verkaufen, werden Sie als Minderheitsaktionär wohl über eine Kraftloserklärung der Aktien aus dem Aktionariat gedrängt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass sich Micronas auch von der Schweizer Börse zurückzieht. TDK hatte den Aktionären ja ein Angebot von 7.50 Franken je Aktie gemacht. Nun notieren die Titel etwas tiefer, aber immer noch über 7 Franken. Damit Ihre Aktien für kraftlos erklärt werden können, sind 98 Prozent der Titel nötig. Da die Japaner weiter Titel zukaufen, dürften sie auch dieses Ziel bald erreichen. Dann würden Sie eine Zwangsabfindung ausbezahlt erhalten.
Ich würde nicht darauf spekulieren, dass diese deutlich höher ist als der aktuelle Kurs oder der ursprüngliche Angebotspreis, und würde daher die Papiere über die Börse abstossen.
Goldminenaktien als Spekulation?
In der «Finanz und Wirtschaft» lese ich, dass ein starkes Comeback von Gold zu erwarten ist. Noch besser sollen kanadische Goldminenaktien, zum Beispiel Agnico Eagle oder Detour Gold, sein. Mein Berater bei der Raiffeisenbank ist skeptisch. Wie ist Ihre Meinung? R. B.
Gold und damit auch Goldminenaktien, wie Sie sie erwähnen, sind eine Absicherung gegen den ganz grossen Crash an den Finanzmärkten. Ob dieser tatsächlich kommt, wie einige Crashpropheten voraussagen, kann ich nicht beurteilen. Was wir in diesem Jahr bisher gesehen haben, ist ein Crash in Raten. Die Rückschläge waren massiv und könnten auch im weiteren Jahresverlauf noch weitergehen. Auf jeden Fall sollte man sich auf rasante Achterbahnfahrten einstellen: Mal tauchen die Kurse stark, am nächsten Tag folgt die Erholung, und wenige Tage später geht es wieder tief in den Keller. Ob dies schliesslich in einen Bärenmarkt führt, in dem die Kurse während Jahren sinken und tief bleiben, weiss ich nicht. Die Ungleichgewichte in der Geldpolitik und die durch die rekordtiefen Zinsen weiter angehäuften Schuldenberge beinhalten in der Tat grosse Risiken. Auch Kreditausfälle bei Ölfirmen und Banken und die konjunkturelle Abkühlung sprechen nicht gerade für eine rasche und vor allem nachhaltige Börsenerholung.
Deshalb kann ich es verstehen, dass viele Anleger wieder stärker aufs Gold blicken, welches sich im Zuge der Turbulenzen seit Jahresbeginn gut aufgefangen hat. Angesichts der vielen Unsicherheiten an den Finanzmärkten erwarte ich noch eine weitere Erholung beim Gold. Ob dies allerdings in einen Goldboom mündet, bezweifle ich. Einen massiven Anstieg beim Gold über längere Zeit erwarte ich nur, wenn wir an den Finanzmärkten einen GAU erleben und wie damals bei Lehman Brothers Banken zusammenbrechen. In diesem Fall wären Sie mit physischem Gold oder auch mit Goldminenaktien wie Agnico Eagle oder Detour Gold möglicherweise gut bedient.
Meines Erachtens sind Anlagen in diesen Titeln und in weiteren Goldminentiteln aber hoch spekulativ. In der Vergangenheit haben Anleger gerade auch mit Goldminenaktien zum Teil dramatische Verluste eingefahren. Damit Ihre Rechnung aufgeht, muss nicht nur der Goldpreis weiter steigen, sondern auch die Goldminenfirmen, die Sie wählen, sollten operativ gut arbeiten. Privatanlegern wie Ihnen rate ich von einzelnen Goldminenaktien ab. Stattdessen würde ich auf Goldaktienfonds oder entsprechende Indexfonds setzen. Dann erreichen Sie wenigstens eine breite Diversifikation. Wenn Sie an eine starke Erholung des Goldes glauben, können Sie auch kostengünstig in den passiv verwalteten Rohstofffonds ZKB Gold ETF A (CHF) investieren, welcher das Kapital ausschliesslich in physischem Gold anlegt.
Allerdings bleibe ich bei meiner früheren Meinung: Gold würde ich nur als Diversifikation in einem Depot einsetzen und nicht zu hohe Beträge investieren. Gold bleibt für mich eine Versicherung für miserable Zeiten an den Finanzmärkten.
4 Kommentare zu «Schlaflose Nächte wegen Kursverlusten»
Wer Gold als Risikoabsicherung halten will, sollte ausschliesslich auf physisches Gold und nicht auf ETFs setzen. Wenn Sie mit dem Schiff unterwegs sind und dieses sinkt, wollen Sie dann lieber ein eigenes Rettungsboot oder lieber einen Fetzen Papier, der Ihnen ein Platz in einem Rettungsboot verspricht?
Das allerbeste ist, man hört nicht auf Bankempfehlungen bei Geldanlagen. Das gilt auch für bankeigene Fonds. Auf jeden Fall sollte man vor der Anlage z.B. im www, auf der Bankwebsite, den Fonds genau studieren: Fact Sheet, Prospekt (in was investiert?), bisherige Performance, Kosten (TER; Depotgebühr?). Wenn das vernünftig klingt und das sog. „underlying“ (die Fondsinvestition) Sinn macht, einem zusagt und wenig Risiko beinhaltet, dann kann man einsteigen und zu recht auf eine gewisse Rendite hoffen. Wertschwankungen sind aber immer möglich.
MANDAT „E. L.“.
Herr Spieler hat recht. Die Anleger müssen sich persönlich wohl fühlen mit ihren Anlagen und dürfen keine schlaflosen Nächte haben. Die weiteren Vorschläge von Herr Spieler machen auch Sinn.
Schwankungen bei Kapitalmarktinvestitionen sind völlig normal und können deutlich massiver sein als Ihr derzeitiger Verlust. D.h., die Risiken müssen vom Anleger verstanden werden – dies ist ohne eine minimale Sachkenntnis nicht möglich. Wenn Sie damit (erhebliche Wertschwankungen über längere Zeit) nicht leben können, müssen Sie kündigen. Der Betrag von 180’000 ist für ein „ernstzunehmendes“ Verwaltungsmandat wahrscheinlich leider eher zu gering. Die Bank hat es mit ihrem Vorschlag möglicherweise „gut gemeint“, aber einen nur teilweise geeigneten „Investoren“ gefunden.
Minenaktien R.B.: Ich halte Goldminen- u. Silberminenfonds.
Ich tue dies, weil ich Freude daran habe & gerne ein gewisses „Tom Sawyer/Huckleberry Finn-Gefühl“ entwickle. Aus monetären Bedürfnissen würde ich keine Edelmetall-Aktien halten, da sie definitiv zu riskant sind.
Auch Expertenwissen reicht hier oftmals nicht, um „determiniert“ in eine
Gewinnsituation zu kommen. Die Skepsis des Bankberaters und von Hr. Spieler sind durchaus angebracht. Bei den Minenaktien gibt es wegen der staatlichen Begehrlichkeiten (u.a.) Risiken, denen Sie im Einzelfall hilflos ausgesetzt sind.
Wenn Sie echte Freude daran haben, würde ich 10-15% des Geldes, das Sie in physische Metalle investieren WOLLEN, in Minenaktien stecken, wohlwissend,
dass Sie ALLES Geld VERLIEREN können!!!