Von der vierten industriellen Revolution profitieren

Megatrend Drohnen: Anlegern bieten die neuen Technologien Chancen. Foto: AP

Megatrend Drohnen: Anlegern bieten die neuen Technologien Chancen. Foto: AP

Am WEF in Davos wurde im Januar vor den Folgen der vierten industriellen Revolution gewarnt. Aus meiner Sicht wurde dies aber zu negativ dargestellt. Denn als Anleger kann man doch profitieren. Welche Möglichkeiten habe ich als Kleinanleger? T. Z.

Ich teile Ihre Meinung. Die vierte industrielle Revolution wird Teile der Wirtschaft verändern, und sie hat Auswirkungen auf die Gesellschaft: Arbeitsplätze und die Art, wie wir arbeiten, werden an neue Rahmenbedingungen angepasst. Viele Jobs werden aufgrund neuer Technologien in der Robotik und der immer tiefer greifenden Digitalisierung überflüssig. Gleichzeitig bin ich aber nicht pessimistisch: Im Zuge dieser Veränderungen werden auch Tausende neuer Jobs geschaffen. Genau dies haben wir bereits in den letzten 25 Jahren erlebt: Das Internet hat den Dienstleistungssektor und den Handel stark verändert und neue Firmen und Arbeitsplätze geschaffen. Dabei gab es Verlierer, aber auch viele Gewinner.

Unter dem Strich hat das Internet das Wirtschaftswachstum gefördert und die Produktivität der Unternehmen gesteigert. Dies dürfte auch bei der vierten industriellen Revolution passieren. Die fortschreitende Automatisierung neuer Bereiche und die technologische Innovation werden aber eine Leistungssteigerung ermöglichen. Dies bietet in der Tat Anlegerinnen und Anlegern neue Chancen. Doch gerade weil es durch solch starke Veränderungen bei den Unternehmen Verlierer und Gewinner gibt, würde ich als Investor nicht auf einzelne Firmen setzen, selbst wenn diese heute noch so vielversprechende Ideen haben. Das lehrt uns das Internetzeitalter: Der Suchdienst Yahoo etwa, der schon früh die Megatrends des Internets umgesetzt hatte, steht heute an der Börse weit schlechter da als etwa Google und andere Internetfirmen. Vielmehr würde ich auf Fonds, Exchange Traded Funds oder strukturierte Produkte setzen, welche die grossen Megatrends der vierten industriellen Revolution abdecken. Stark engagiert hat sich dabei die UBS. Sie hat verschiedene Finanzvehikel kreiert, welche auf Digitalisierung, Automatisierung und weitere Industrialisierung setzen. Mit diesen Produkten kann man diversifiziert an der Robotik und Drohnentechnologie, am 3-D-Printing, an Big Data oder Fintech partizipieren.

Das schnelle Geld sollten Sie sich davon aber nicht erhoffen. Längst nicht jeder Megatrend hat sich als grosse Geldquelle für die Anleger erwiesen. Die Risiken sind hoch. Nicht jede Idee und jede Firma wird erfolgreich sein. Gerade darum ist es wichtig, nicht nur auf einen einzelnen Trend und einzelne Firmen zu setzen, sondern die verschiedenen Trends als Ganzes abzudecken und breit zu diversifizieren.

 

Selbst bei Bankkonkurs sind Fondsanteile geschützt

Ich habe CS-Mixta-BVG-Fonds. Was würde mit solchen CS-Fonds passieren im Falle eines Konkurses der Grossbank? Würden diese Werte von der Konkursmasse ausgeklammert bleiben, obwohl die CS Herausgeberin und Fondsmanager ist? B. S.

Ich hoffe nicht, dass ein Grossbankenkonkurs in der Schweiz je Realität wird. Tatsache ist, dass die Kapitalanforderungen an die CS und die UBS als Konsequenz aus der Finanzkrise in den letzten Jahren stark erhöht wurden. Zudem wurden Vorschriften erlassen, damit systemisch relevante Bereiche abgeteilt werden können. Und die Aufsicht wurde massiv verschärft. Eine Vielzahl von Vorschriften hat das Ziel, die Risiken zu begrenzen und die Sicherheit für die Anleger, Kunden und den Wirtschaftsplatz als Ganzes zu verbessern. Aufgrund aller getroffenen Massnahmen kann man sagen, dass sowohl die CS als auch die UBS heute deutlich sicherer sind als noch 2008.

Dennoch kann wie bei jedem Unternehmen ein Zusammenbruch nie vollumfänglich ausgeschlossen werden. Auch für diesen Fall ist vorgesorgt. Generell stufe ich Fonds als recht sicher ein. Selbst in einer Krisensituation. Ohnehin sind Wertschriften bei einem Konkurs einer Bank besser geschützt als liquide Mittel. Wenn Sie Ihr Geld einfach auf dem Konto der Bank parkieren, sind bei einem Zusammenbruch lediglich maximal 100’000 Franken je Kunde – nicht pro Konto – konkursprivilegiert. Dies bedeutet immerhin, dass Sie eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit haben, diesen Betrag wiederzusehen. Wertschriften wie Aktien, Fonds oder Anleihen bleiben auch bei einem Bankenkonkurs im Besitz der Kunden. Eine Ausnahme sind Aktien und Anleihen der konkursiten Bank selbst. Hier würden Sie als Aktionär oder Obligationär der Bank wohl einen Teil Ihres Kapitaleinsatzes verlieren.

Etwas komplexer wird es, wenn die Bank, wie von Ihnen beschrieben, selbst Herausgeberin und Managerin von Fonds ist. Grundsätzlich gilt auch da, dass die Fondsanteile im Besitz der Kunden bleiben. Das Vermögen des Fonds befindet sich ebenfalls in den Wertschriftendepots der Depotbank. Im Konkursfall würden auch diese Depotwerte ausgesondert. Dies schreibt das Gesetz vor. Sowohl Ihr Depot als auch das Fondsdepot wird in einer solchen Konstellation auf eine andere, externe Depotbank transferiert. Der Hauptteil des Fonds wäre somit gesichert. Allerdings nicht alles: Denn Fonds halten wie die meisten Privatanleger neben den Wertschriften auch flüssige Mittel. Gerade in unsicheren Zeiten mit rekordtiefen Zinsen und einem Anlagenotstand sind die Cash-Positionen von vielen Fonds recht hoch. Diese wären kaum im vollen Umfang geschützt.

Auch wenn Ihr Fonds Aktien oder Anleihen der konkursiten Bank halten würde, wären damit Einbussen verbunden. Alle fremden Wertschriften würden aber ausgesondert. Dieses Kapital wäre gesichert. Damit die Rechte der Investoren gesichert sind, unterstehen Anlagefonds der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht als Aufsichtsbehörde. Sie ist nicht nur für die Bewilligungen für Fonds verantwortlich, sondern beaufsichtigt auch die Banken und Manager, welche die Fondsvehikel führen.

 

Hoffnung auf Erholung in Europa

Meinem Mann wurde eine Obligation von 80’000 Franken ausbezahlt. Der Anlageberater der Bank schlägt uns nun Folgendes vor: Henderson Horizon Fund Sicav-Euroland Fund, Valor 595298. Wie ist Ihre Meinung dazu? H. R.

Der Henderson Horizon Fund Euroland fokussiert bei seinen Anlagen auf Europa. Drei Viertel des Kapitals fliessen in Unternehmen, die ihren Sitz im europäischen Wirtschaftsraum, mit Ausnahme Grossbritanniens, haben. Wenn Sie auf diesen Fonds setzen, spekulieren Sie auf eine Erholung der europäischen Wirtschaft. Grösste Positionen sind Investments in Renault, Total, Continental, Allianz und Orange. Ein Fünftel des Geldes geht in Finanzwerte, fast gleich viel in Industriewerte, 17 Prozent in Konsumgüterdienstleistungen und 15 Prozent in Konsumgüter.

Zwar sehe ich durchaus Erholungstendenzen in Europa. Diese werden aber durch die momentane Abschwächung der Weltkonjunktur, die Wachstumsverlangsamung in China und den Schwellenländern, den tiefen Ölpreis und die hohen staatlichen Kosten im Zuge des Flüchtlingsansturms wieder gebremst. Zusätzlich setzen die Turbulenzen an den Finanzmärkten auch der Wirtschaft in Europa zu. Mich überrascht, dass Ihre Bank Ihnen als Ersatz für die ausgelaufene Obligation diesen Fonds empfiehlt: Denn bei diesem Produkt handelt es sich praktisch um einen reinen Aktienfonds. Fast 97 Prozent des Kapitals werden in Aktien investiert. Die Risiken sind also weit höher als bei einer klassischen Obligation.

Wenn Sie diesen Fonds kaufen, müssen Sie starke Kursschwankungen in Kauf nehmen. Was dies bedeutet, sehen Sie derzeit an den stark gesunkenen Aktienmärkten. Zusätzlich gehen Sie mit diesem Fonds ein Währungsrisiko ein, da der Fonds in Euro geführt wird. Sie sollten sich also genau überlegen, ob Sie die deutlich erhöhten Risiken wirklich tragen können und wollen. Der Fonds hat in der Vergangenheit eine erfreuliche Performance erreicht. Dies heisst aber nichts für die Zukunft. Seit Jahresbeginn hat er im Zuge der massiven Marktkorrektur ebenfalls an Wert eingebüsst. Dazu kommt, dass der Fonds mit einer Kostenkennziffer Total Expense Ratio TER von rund 1,9 Prozent teuer ist.

Angesichts der unsicheren Marktaussichten würde ich mir einen Einstieg sehr gut überlegen. Leider rechne ich nicht mit einer raschen und nachhaltigen Erholung der Finanzmärkte. Im Gegenteil: Auch in den nächsten Monaten dürften die Märkte turbulent bleiben. Weitere Kursrückschläge sind möglich. Ich stufe die Risiken bei diesem Fonds als hoch ein.

Ein Kommentar zu «Von der vierten industriellen Revolution profitieren»

  • Andreas Bachmann sagt:

    Die vierte industrielle Revolution wird auch wieder revolutionäre Müllberge, verschärfte Ressourcen- und Entsorgungsprobleme mit sich bringen.
    Jeder Roboter, jedes Elektrogerät, jeder Schaltkreis hat eine sehr begrenzte Lebensdauer, erfordert aber für die Produktion Unmengen an wertvollen Rohstoffen. Dass dies innert wenigen Jahren zu Problemen führen wird, sollte eigentlich einfach nachvollziehbar sein.
    Also heisst es früh auf diesen Megatrend aufspringen, Gewinne einsacken und darauf hoffen, dass alle die versteckten Kosten (Entsorgung, Umweltverschmutzung…) von zukünftigen SteuerzahlerInnen gedeckt werden, weil die Firmen dann nicht mehr haften wollen oder können?
    Ich hoffe, Sie kommen auch noch darauf, dass es im Leben nicht nur um Gewinne und Profite geht.

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