Vorsicht bei Produkten mit Traumrenditen
Willkommen auf unserem neuen Geldblog. Jeweils am Dienstag und Donnerstag beantwortet der Geldberater Martin Spieler Ihre Geldfragen. Jeweils am Sonntag wird die Börsenkolumne von Armando Guglielmetti aufgeschaltet.

Verurteilter Finanzbetrüger Helmut Kiener, Juli 2011: Bei unrealistischen Renditeaussichten droht nicht selten ein Totalverlust.
Ich besitze Anteile des Fonds K1 Global Ltd. Für mich geht es dabei um rund 33’000 Franken. Ich fühle mich verschaukelt und über den Tisch gezogen. Ist von diesen Titeln noch etwas zu erwarten? M. L.
Nein, ich glaube nicht, dass Sie Ihr investiertes Geld jemals zurückerhalten. Hinter dem Fonds K1 Global Ltd. stand der inzwischen von deutschen Gerichten zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilte Finanzbetrüger Helmut Kiener. Mittels hoher Gewinnversprechen wurden Anleger in die Finanzvehikel gelockt, die sich im Nachhinein als Schwindelfirmen erwiesen. Im Internet finden Sie zahlreiche Artikel über diese betrügerischen Fonds und die Versuche von Anwälten, für die Investoren einen Teil des Geldes zu retten.
Persönlich bin ich skeptisch und würde mir nicht mehr grosse Hoffnungen machen. Prüfen würde ich vielmehr einen anderen Aspekt. Ihren Unterlagen entnehme ich, dass Sie die Fondsanteile im Rahmen einer Vermögensverwaltung durch eine Schweizer Treuhandfirma gekauft haben. Wenn Sie der Treuhandfirma ein Verwaltungsmandat erteilt hatten, von dem ich ausgehe, stellt sich die Frage, welche Risikovorgaben Sie vereinbart hatten. Falls Sie gewünscht hatten, dass Ihr Geld sehr konservativ, also möglichst risikolos, angelegt werden müsse, und dies schriftlich bestätigt hatten, könnten Sie allenfalls Ihre Treuhandfirma, welche diese betrügerischen Anlageprodukte im Rahmen der Vermögensverwaltung einsetzte, haftbar machen.
Eine Haftung wäre möglich, wenn in Ihren schriftlichen Anlagevorgaben vereinbart wäre, dass Ihr Kapital nur sehr sicher – etwa in Bundesobligationen und vergleichbar sichere Papiere – angelegt werden darf, die Vermögensverwalter aber entgegen den Instruktionen in den betrügerischen Fonds investiert hätten. In diesem Fall würde ich Ihnen empfehlen, den Fall mit einem Anwalt anzuschauen und gegen Ihre Treuhandfirma vorzugehen. Falls Sie aber ausdrücklich Ihr Einverständnis zu einem Investment in den K1-Global-Ltd.-Fonds gegeben hatten, weil dieser hohe Renditen versprach, sehe ich auch für eine Haftungsklage gegen Ihren Treuhänder kaum Chancen.
Generell rate ich, mit Vermögensverwaltern immer die Anlagevorgaben vertraglich und detailliert festzuhalten. Vor allem aber warne ich vor Finanzvehikeln, welche den Anlegern grosse Gewinne in Aussicht stellen. Auch beim Geldanlegen gibt es nichts gratis: Je höher die Renditeversprechen, welche meist keineswegs garantiert sind, desto höher sind in der Regel die Risiken, welche Sie eingehen. Traumhafte Renditeaussichten entpuppen sich später nicht selten als Finanzbetrug. Darum: Finger weg von Anlageprodukten mit unrealistischen Renditeversprechen. Nicht selten droht da ein Totalverlust.
Von der Erholung in Europa profitieren
Meine Bank empfiehlt mir, UBS ETF Euro Stoxx 50 Ucits zu erwerben. Was halten Sie davon? H. K.
Der Indexfonds ist an den Euro-Stoxx-50-Index gekoppelt. Dieser enthält die Aktien der grössten Börsenfirmen im Euroraum wie Bayer, Sanofi, Allianz, Siemens, Total, BASF oder Anheuser-Busch Inbev und ist vergleichbar mit dem Schweizer SMI. Sie können damit im Sinne einer Vermögensdiversifikation auf kostengünstige Weise – die Total Expense Ratio beträgt nur 0,15 Prozent – den europäischen Aktienmarkt abdecken und damit von einem möglichen Aufschwung Europas profitieren.
Allerdings erwarte ich 2016 für Europa nur eine verhaltene Erholung. Exportweltmeister Deutschland profitiert zwar vom tiefen Euro. Gleichzeitig wird der wichtigste Treiber der Eurozone durch enorme Staatsausgaben für die Bewältigung der Flüchtlings- sowie der Griechenlandkrise belastet. Zusätzlich könnten die Terrorgefahren die Euroaktien bremsen.
Sie müssen sich auf starke Kursschwankungen einstellen. Ausserdem tragen Sie ein Währungsrisiko, da das Produkt in Euro ausgestellt ist. Alles Geld auf diesen Indexfonds zu setzen, wäre zu riskant. Wenn Sie aber Ihr Depot nach verschiedenen Anlageklassen, Währungen und Regionen breit diversifizieren möchten, ist dieser Indexfonds aus meiner Sicht empfehlenswert.
Langer Schnauf nötig
Schon einige Zeit halte ich einen Emerging-Markets-Fonds. Dieser liegt tief im Minus. Haben die Kurse bei den Schwellenländerfonds bald den Boden erreicht? S. X.
Leider bin ich mir da nicht so sicher. Im Gegenteil: Ich befürchte, dass die Kurse bei den meisten Schwellenländerfonds noch einige Zeit unter Druck bleiben werden. Selbst tiefere Kurse halte ich für wahrscheinlich. Insbesondere wenn die Währungen verschiedener Emerging Markets, welche stark vom Dollar abhängen, angesichts der steigenden US-Zinsen noch mehr fallen.
Dazu kommt, dass wegen der Zinswende in Amerika und der Dollarerholung Gelder aus den Schwellenländern abfliessen. Während sich in China die Wirtschaft abschwächt, stecken andere grosse aufstrebende Märkte wie Brasilien und Russland tief in der Rezession. Beträchtliche Gefahren sehe ich ebenfalls für die Türkei. Hier belasten in erster Linie geopolitische Risiken wegen der Syrienkrise und des Konflikts mit dem wichtigen Handelspartner Russland.
Trotz der kurzfristig hohen Risiken stufe ich auf lange Sicht das Wachstumspotenzial der Emerging Markets als positiv ein. Wenn Sie also bereits auf hohen Buchverlusten bei Ihrem Emerging-Markets-Fonds sitzen und das eingesetzte Kapital während mehrerer Jahre nicht benötigen, würde ich eher nicht verkaufen, sondern die Anteile behalten. Langfristig bestehen realistische Chancen, dass sich diese zumindest teilweise erholen werden, da die Wachstumsaussichten in den meisten Emerging Markets auf längere Sicht deutlich besser sind als diejenigen von Europa oder den USA.
Sie müssen sich fragen, ob Sie die Risikofähigkeit und die Geduld haben, um die Krise in den Schwellenländern auszusitzen. Emerging-Markets-Fonds eignen sich als Diversifikation eines international ausgerichteten Depots, aber sind nur für Anleger sinnvoll, welche auch die Nerven haben, um mit den starken Kursschwankungen in diesen Märkten zu leben.
5 Kommentare zu «Vorsicht bei Produkten mit Traumrenditen»
Ich wundere mich, wenn ich solche Beiträge lese über die Naivität ihrer Schreiber! Eine unverhältnismäßige Rendite kann man nicht „erwirtschaften“! Solche Gewinne gehen IMMER zu Lasten von Menschen oder unserer Umwelt. Geld kann nicht arbeiten; die Menschen sind es die arbeiten – und wenn sie das unter schlechten Bedingungen tun müssen, dann wachsen die Gewinne. Hohe Gewinne, gerade in den Schwellenländern sind nur möglich, weil die Menschen dort ausgebeutet werden……aber langsam wird dieses Prinzip auch in der CH deutlich: Globale Unternehmen (Beispiel: GE) meiden „teure Standorte“ mit hohen Löhnen….und wandern ab. Das wird so weiter gehen….
„Langfristig bestehen realistische Chancen, ….“
Aber was man kurzfristig verloren hat, kann von den langfristigen Chancen nicht profitieren.
Ich bin kein Freund von „Halten“ Empfehlungen (Ausser wie Kostolani empfahl: Aktien (direkt) kaufen und schlafen, lange, sehr lange schlafen): Ansonsten gilt, was man heute nicht kaufen will, muss heute verkuft werden, falls davon noch etwas im Depot ist: Hat man eine Position im Depot, steht man auf der Käufer- der Longseite, „neutral“ ist man allenfalls gegenüber etwas, das man nicht im Depot hat.
Kurz gesagt in meinen Worten: Jemand, dem man das «Vorsicht bei Produkten mit Traumrenditen» Prinzip noch erklären muss, sollte meines Erachtens gänzlich die Finger vom ‚Investieren‘ in Finanzprodukte lassen.
Ja,ja, Kostelany war ein Macher, aber immer schreiben sie von gewissen Investoren die, Leute übervorteilen, wie steht es eigentlich mit den Banken, haben die nicht ihre Anleger um Miliarden gebracht und tun es immer noch, aber die sind offenbar seriös, was ist mit den Hedge Fonds usw. wo bleiben unsere Zinsen auf den Sparkonti, und die Börse, verführen die nicht auch Anleger zu risikoreichen Investition, wenn nur die Kasse für sie stimmt. Es muss doch immer jemand auf der anderen Seite Geld verlieren.
Um 1986 hat Brasilien Obligationen mit einer Verzinsung von 20 % herausgegeben. Weiss jemand, wie das ausgegangen ist?