Lohnt sich das erhöhte Risiko?

Immer wieder legen Fondsanbieter ihre Produkte zusammen. Was dahintersteckt und wie Anleger reagieren sollten, erklärt unser Geldexperte.

Der Aktienanteil im neuen Fonds ist für Anbieter attraktiver: Die Logos der Banken UBS und Credit Suisse. Foto: Keystone

Die UBS hat mir den Wechsel meines langjährigen Fonds von UBS (Lux) Strategy Sicav Fixed Income (CHF) Valor 47534 zum UBS (Lux) Strategy Sicav Income (CHF) Valor 22821930 angekündigt. Ist das empfehlenswert? Ich bin 74 und nicht risikofreudig. E.K.

Wenn Sie – wie von der UBS empfohlen – in den neuen Fonds wechseln, gehen Sie höhere Risiken ein. Ihr bisheriger Fonds fokussierte sich vollständig auf Anleihen. Der neue Fonds hält zwar ebenfalls hauptsächlich Anleihen, investiert zusätzlich aber auch breit diversifiziert in Aktien.

Die grössten Positionen sind dabei Unternehmen wie Microsoft, Amazon, Mondelez, Johnson & Johnson oder Facebook. Das sind erfolgreiche US-Konzerne, deren Aktien in den letzten Jahren zum Teil stark gestiegen sind.

Das Problem beim ersten Fonds ist, dass er als reiner Anleihenfonds wegen der rekordtiefen Zinsen grosse Mühe hat, überhaupt noch eine anständige Rendite zu erwirtschaften. Nun legt die UBS die beiden aktiv geführten Fonds zusammen. Dies mit dem Ziel, dass man einerseits ein höheres Fondsvolumen erreicht, was für die Bank effizienter ist. Und andererseits, um dank des Aktienanteils im zweiten Fonds eine bessere Gesamtrendite zu erzielen.

Tatsächlich bringt der Aktienanteil mehr Renditechancen, doch auch mehr Risiken für Sie. Was das bedeuten kann, haben Sie während des Corona-Crashs gesehen, als die Aktien stark eingebrochen waren.

Indem man Ihnen vorschlägt, in den neuen zusammengelegten Fonds zu wechseln, tragen Sie bei einem Vollzug ein höheres Anlagerisiko. Dazu kommt, dass für Sie die Gebühren steigen. Ihr bisheriger Fonds weist eine Gesamtkostenkennziffer (Total Expense Ratio, TER) von 1,17 Prozent und der neue Fonds eine TER von immerhin 1,39 Prozent pro Jahr aus, was ziemlich teuer ist. Die UBS würde an Ihnen somit besser verdienen.

Auch bei den Anleihen müssen Sie mit Kursschwankungen rechnen.

Diese Gebühren gehen letztlich von Ihrer Rendite weg. Sie könnten, falls Sie weiter einen sehr konservativen, reinen Obligationenfonds wünschen, stattdessen beispielsweise auf einen passiv geführten, weltweit diversifizierten Anleihenfonds wie den Swisscanto (CH) Index Bond Fund World (ex CHF) Govt. (I) FA CHF setzen und würden lediglich Gebühren von 0,24 Prozent zahlen. Dieser Fonds fokussiert sich voll auf Anleihen von Schuldnern aus der ganzen Welt, ohne die Schweiz.

Der neue, zusammengelegte Fonds der UBS verspricht aufgrund des Aktienanteils eine attraktivere Rendite als Ihr bisheriger reiner Obligationenfonds. Sie müssen sich aber genau überlegen, ob Sie das leicht erhöhte Risiko des neuen Fonds tragen wollen und können, zumal Sie mir ausdrücklich schreiben, dass Sie nicht risikofreudig sind.

Persönlich gehe ich davon aus, dass wir an den Finanzmärkten wegen der Corona-Krise und der weltweiten Rezession wohl noch länger Turbulenzen erleben werden. Da kann es auch an den Aktienmärkten immer wieder Rückschläge geben. Auch bei den Anleihen müssen Sie mit Kursschwankungen rechnen. In der Regel sind diese aber bei Schuldnern mit guter oder einigermassen guter Bonität aber geringer.

Wenn Sie Mühe haben, mit stärkeren Schwankungen umzugehen, würde ich nicht in den neuen Fonds der UBS wechseln, sondern sich von Ihrer Bank Alternativen vorschlagen lassen, die Ihrem konservativen Anlagewunsch besser entsprechen.

4 Kommentare zu «Lohnt sich das erhöhte Risiko?»

  • Panja Flöte sagt:

    Dass ein Obligationen-Fonds mit einem TER von über 1% sich heute noch positiv entwickelt, halte ich für ausgeschlossen. Ausser, man gibt sich mit schlechten Bonitäten (BB, B, CCC) zufrieden. Aber dann könnte man ja auch gleich in Aktien gehen, die dann doch wieder wesentlich sicherer sind.

    Schon interessant, dass es heute noch immer Leute gibt, die solche teuren Produkte kaufen. Die UBS freut’s bestimmt, denn die muss ja ihre grossen Boni irgendwie bezahlen.

    Ich kann nur sagen: Avadis, Avadis, Avadis. Die haben gute Produkte für jeden Geschmack zu fairen Preisen. Oder natürlich ETF, ETF, ETF für Leute, die lieber selbst etwas mitmischen wollen.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Avadis wie ETF sind nur was für Leute, die sich nicht um ihre Vermögensverwaltung kümmern wollen. Doch die Banken verdienen an ETFs am Ende genauso viel, wie mit den aktiv geführten Fonds. Denn jede Veränderung in den Indexen (wie jetzt mit der Lufthansa im DAX) ermöglicht den Banken intensives Front-Running, um möglichs viel vom ETF-Kuchen für sich abzuschneiden.
      Ist so wie mit den Bitcoins. Auch sie sollen die Banken in ihrer Existens bedrohen. Gleichzeitig fördern die Banken aber die Kryptowährungen mit Werbung und Beratung. Denn hier können sie letztendlich mehr Geld verdienen.
      Die Verantwortung abzutreten war schon immer teurer, als sie selber wahrzunehmen.

      • Panja Flöte sagt:

        Die ETF-Herausgeber (iShares, Vanguard, Lyxor, UBS, …) verdienen sicher genug an den ETFs, aber nicht unverschämt viel wie die Herausgeber von aktiven Fonds, denn die ETFs stehen in harter Konkurrenz zueinander. Wenn Z.B. der „MSCI World”-ETF von UBS immer schlechter wäre als derjenige von iShares, dann würden die Leute ihre Wahl sofort treffen.

        Selber machen ist immer am günstigsten, Fertigprodukt sind teurer. Solange hier Transparenz herrscht und jeder frei wählen kann, ist das absolut in Ordnung.

  • Antoni Stankiewicz sagt:

    Wegen der relativ höheren Aktienrendite gegenüber Obligationen macht eine Beimischung dividendenstarker Aktien auch für risikoscheue Anleger Sinn und erhöht das Gesamtrisiko nicht wesentlich. Langfristig lohnt sich dies jedenfalls.
    Die Empfehlung eines globalen Obligationenfonds ist Unsinn, weil längerfristig die Währungsrisiken unberechenbarer sind.
    Und schliesslich haben reine Obligationenfonds bei weltweit tiefsten Zinsen ein sehr hohes Kursrisiko: sollten die Zinsen bei einer durchschnittlichen Obligationen-Duration von 7 Jahren um nur 1% steigen, würde der Fondpreis um ca. 7% sinken, was auch nicht berauschend ist.
    Martin Spielers Empfehlungen sind gar nicht das Gelbe vom Ei!
    Die Verteuerung durch Beimischung von dividendenstarken Aktien ist in dem erwähnten Fondsprodukt gering.

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