Eine 3.-Säule-Anleitung

Von wegen das Sparen kann warten: Es lohnt sich, möglichst früh in die Säule 3a einzuzahlen. Foto: iStock
Meine Tochter, 37, alleinstehend, hat ein 3a Konto bei der UBS. Sie hat nichts einbezahlt. Soll sie eine Banken- oder Versicherungslösung vorziehen? Und was ist sinnvoll bezüglich Höhe des Betrages? Das Maximum kann sie nicht einbringen. P.H.
Bei einer Bankenlösung ist Ihre Tochter flexibel und nicht vertraglich gezwungen, jedes Jahr einen festgelegten Betrag in ihre Säule 3a einzuzahlen. Bei der Versicherungslösung wird in der Regel die Säule 3a mit einem Risikoschutz kombiniert: Sie ist auch gegen das Todesfall- und Invaliditätsrisiko versichert, was allerdings Gebühren kostet.
Die meisten 3.-Säule-Versicherungslösungen sind zumindest teilweise an die Entwicklung der Finanzmärkte gekoppelt. Das bedeutet, dass man ein mehr oder weniger hohes Anlagerisiko mitträgt, dafür aber mehr Renditechancen hat. Egal, ob Bank- oder Versicherungslösung: Ihre Tochter kann die in die Säule 3a pro Jahr einbezahlten Beträge im Folgejahr bei den Steuern in Abzug bringen.
In erster Linie sollte Ihre Tochter prüfen, ob sie überhaupt einen Versicherungsschutz braucht und ob sie diesen mit der Säule 3a koppeln will. Falls Sie den Versicherungsschutz wünscht, kann sie auch ein Säule-3a-Konto bei der Bank haben und dort investieren und bei einer Versicherung eine reine, günstige Risikopolice kaufen. Die reine Banklösung bietet mehr Flexibilität. Dieser höhere Freiheitsgrad beinhaltet allerdings die Gefahr, dass man mal in einem Jahr in die 3. Säule einzahlt und ein anderes nicht, weil man andere Prioritäten hat. Deutlich stärken kann man seine Altersvorsorge nur dank regelmässigem Sparen und der Zusatzrendite durch das Anlegen der Spargelder.
Jedes Prozent Rendite, das Ihre Tochter über die Jahre hinweg erzielt, sorgt dafür, dass sie mit dem Erreichen des Rentenalters mehr Geld für ihr Alter zur Verfügung hat. Auch wenn man nicht gleich den Maximalbetrag von 6826 Franken pro Jahr – wie er für Angestellte mit Pensionskasse gilt – in die 3. Säule einzahlen kann, lohnt es sich, wenn man möglichst per Dauerauftrag einen Betrag auf sein Säule-3a-Konto überweisen lässt. Wenn es nur schon 100 Franken pro Monat sind, ergäbe dies pro Jahr immerhin 1200 Franken.
Möglich ist eine höhere Rendite mittels Wertschriftensparen – über spezielle Vorsorgefonds, die für die Säule 3a geeignet sind.
Würde das Ihre Tochter während der nächsten 25 Jahre tun, kämen 30’000 Franken zusammen. Wenn sie 300 Franken monatlich überweisen würde, wären es 90’000 Franken. Nicht berücksichtigt ist dabei der Zinseszinseffekt. Auf dem traditionellen Säule 3a Konto gibt es derzeit kaum Zins. Darum ist es wichtig, dass sie das Kapital nicht auf dem Konto liegen lässt, sondern es investiert.
Was das ausmacht, zeigt die Zinseszinsrechnung: Bei einem mickrigen Zins von 0,1 Prozent hätte Ihre Tochter bei einer monatlichen Einzahlung von 100 Franken während 25 Jahren schliesslich 30’379 Franken auf der hohen Kante. Würde sie während dieser Zeit durchschnittlich eine Rendite von wenigstens 2 Prozent erwirtschaften, würden aus dem Geld 38’852 Franken und bei durchschnittlich 4 Prozent gar 51’058 Franken. Damit wird der Zinseszinseffekt offensichtlich.
Möglich ist eine höhere Rendite mittels Wertschriftensparen – in diesem Fall über spezielle Vorsorgefonds, die für die Säule 3a geeignet sind. Je nach Anlagemix und Risikobereitschaft trägt man ein tieferes oder höheres Anlagerisiko. Die höchsten Renditechancen bieten auf lange Sicht Vorsorgefonds mit einem möglichst hohen Aktienanteil. Doch sind diese Vehikel besonders starken Kursschwankungen ausgesetzt. Weil Ihre Tochter bis zum ordentlichen Rentenalter aber noch über 25 Jahre vor sich hat, verfügt sie über einen langen Anlagehorizont und kann aus meiner Sicht einen Vorsorgefonds mit einem erhöhten Aktienanteil nutzen.
Gerade weil jedes Prozent Rendite, das man auf dem Vorsorgegeld erwirtschaftet, entscheidend ist, sollte man einen kritischen Blick auf die Gebühren werfen. Gewinnbringend ist letztlich nur die erwirtschaftete Rendite nach Gebühren. Hohe Gebühren fressen einen Teil der Rendite weg. Je mehr Gebühren man auf seinem Säule 3a-Geld an die Bank und Fondsfirmen abliefern muss, desto weniger kann man für sein Alter ansparen.
Darum würde ich Säule 3a-Lösungen nutzen, die fürs Wertschriftensparen mittels Vorsorgefonds tiefe Pauschalgebühren bieten. Beispiel dafür ist die neue Säule 3a-Smartphone-App-Lösung Frankly der Zürcher Kantonalbank mit einer Pauschalgebühr von 0,47 Prozent pro Jahr – unabhängig davon, ob man einen aktiv oder passiv geführten Fonds aus der Auswahl nutzt. Oder jene von Viac mit Gebühren, die je nach Strategie variieren.
Bei den indexierten Anlageprodukten fallen bei Frankly zusätzlich Ausgabe- und Rücknahmespesen zugunsten des Fonds an. Die Verwaltungsgebühr bei Viac beträgt 0.52 Prozent pro Jahr, wird aber nur auf dem Teil des Vermögens belastet, der gemäss gewählter Strategie in Wertschriften investiert wird, nicht aber auf dem Teil des Vermögens, den die Strategie dem verzinsten Sparkonto zuweist.
Strategien mit einem höheren Cash-Anteil haben geringere Gesamtkosten. Damit liegen die digitalen Säule-3a-Wertschriften-Sparlösungen Frankly und Viac deutlich tiefer als nur schon die reinen Fondsgebühren bei vielen Banken für 3.-Säule-Fonds, die nicht selten eine Total Expense Ratio TER von über einem Prozent ausweisen, wobei dann in der Regel noch zusätzliche Gebühren für die Verwahrung dazukommen.
Das Wichtigste bei der 3. Säule ist, dass man überhaupt regelmässig einzahlt. Das zweitwichtigste ist, dass man investiert und das drittwichtigste, dass möglichst wenig von der Rendite von hohen Gebühren weggefressen wird. So bleibt möglichst viel vom Ersparten und der Rendite fürs Alter in der eigenen Tasche.
13 Kommentare zu «Eine 3.-Säule-Anleitung»
3a-Sparen macht Spass, vor allem dann, wenn man es mit VIAC oder Frankly tut, denn bei diesen Smartphone-Lösungen kann man von überall her dem Auf und Ab seines Vermögens zusehen.
Eine 3a-Lösung soll flexibel, transparent und fair bepreist sein. Junge Leute sollten sich zudem trauen, 100% in Aktien zu investieren. Wenn es dann gegen die Pensionierung geht, kann man den Aktienanteil langsam reduzieren (muss man aber nicht, falls man das Geld nach der Auszahlung weiter in Aktien investieren will).
Ist die Vorsorge mit AHV & BVG nicht schon risikoreich und ungewiss genug, sollen wir nun auch noch den überhitzten Aktienmarkt fördern. Klar, jemand muss den Alten die Anteile abkaufen, sonst haben die bei Pensionierung kein Geld. Immer noch einfachere Wege werden gesucht um noch mehr junge Leute reinzuholen (Frankly ab 1.-) Und wir hoffen darauf, dass wir in 25 Jahren nochmals doofere zu noch höheren Preisen finden, super… Ohne mich, aber bitte, jedem das seine.
Vielleicht solltest du mal ein bisschen hinter die Bücher. Der Aktienanteil bei AHV und BVG ist leider äusserst niedrig. Aktie = Firmenanteil. Firma = Arbeitgeber = Produkthersteller = Ideenverwirklicher = Gewinnerzeuger = Gewinnausschütter = Zukunft.
Vielleicht ist nicht der Aktienmarkt überhitzt sondern die Notenpressen der Zentralbanken.
Es ist einfach nur noch bizarr wie sich alle um die Börsenkurse aufregen, aber die die wirklich üble Gelddruckerei interessiert einfach keine Seele.
Ich war auch mal jung mit einem guten Einkommen. Habe, weil es noch nicht obligatorisch war, in eine Versicherung in ein 3a Konto investiert um mich abzusichern, Insbesondere als ich selbständig Erwerbende wurde. Nachdem mein Einkommen geschmolzen ist, habe ich es auf meine Bank übertragen lassen. Dieses 3a Konto bei der Bank sichert inzwischen meine Hypothek ab. Ohne dieses hätte ich mein Haus verkaufen müssen.
Schönes Beispiel für den Sinn von „der/die Kluge sorgt vor“ ?
Guten Tag. Ich bin frühpensioniert, arbeite aber noch teilzeitlich. Im laufenden Jahr werde ich ca. 10’000 Fr. AHV-pflichtiges Einkommen erzielen. Damit wird mein Beitrag an die AHV bei ca. Fr. 1000 und damit über dem Minimum von Fr. 496 liegen. Würden meine Rente und mein Vermögen für die Berechnung herangezogen, würden sich laut SVA die Abgaben auf Fr. 2100 belaufen. Wie viel muss ich nun genau bezahlen? Werden es 10% meines Erwerbseinkommens sein (d.h. Fr. 1000) oder die von der SVA berechneten Fr. 2100 minus 1000 Fr. (die ich bereits via Lohn beigesteuert habe)? Danke für Ihre Auskunft!
Ausgleichskasse, bei der Sie angemeldet sind fragen. Dort ist die Kompetenz für diese Frage zu finden!
„Würde sie während dieser Zeit durchschnittlich eine Rendite von wenigstens 2 Prozent erwirtschaften, würden aus dem Geld 38’852 Franken und bei durchschnittlich 4 Prozent gar 51’058 Franken. Damit wird der Zinseszinseffekt offensichtlich.“
Die ewigen Träume vom leistungslosen Reichtum:
Aktien / Immobilien rentieren auf lange Frist etwa 1 Prozent besser, als langfristige Staatsoblis: -0.75% + 1% = 0.25% Rendite kann man auf lange Frist erwarten in CHF: Wer keine Negativzinsen zahlt, kann das Geld auch liegen lassen.
@Anh Toàn: Die Langzeitstudie von Pictet zeichnet aber ein anderes Bild:
— https://www.group.pictet/de/medien/die-performance-von-aktien-und-obligationen-der-schweiz
Gemäss Pictet beträgt die langfristige reale Rendite bei Schweizer Aktien 7.65%, bei Obligationen hingegen 2.38%. — Keine Ahnung, woher Sie Ihre Zahlen haben.
@Peter Rohner
Ich kann auch einen anderen „Einzelfall“ nennen:
https://www.nytimes.com/2020/05/01/business/bonds-beat-stocks-over-20-years.html
Dieses eine Prozent entnehme ich der Kapitalmarkttheorie, mehr Risiko bringt mehr Ertrag auf lange Frist, wenn man nicht vorher stirbt. Dass dieser Mehrertrag nicht sehr hoch sein kann, ergibt sich daraus, dass er sich ja quasi zuverlässig auf lange Frist ergibt.
Diese etwa 1% Mehrrendite wurde schon lange kolportiert, viel mehr kann es nicht sein.
@Anh Toàn: Ok, ich sehe Ihre Daten (die Rechnung geht hier mit dem S&P 500 ab dem Jahr 2000).
Der S&P 500 und viele anderen Börsen sind ab 2000 zwei Mal abgestürzt (2000-2002 und 2007-2009). Wer das Pech hatte, im Jahr 2000 sein ganzes Geld zu investieren, hat bis heute in der Tat keine berauschende Rendite erwirtschaftet (so ca. 2% p.a. in USD).
Wer aber ab 2000 regelmässig investiert hat (z.B. monatlich, halbjährlich, jährlich), ohne zu verkaufen (Buy-and-Hold), der hat mit Aktien eine wirklich schöne Rendite erreicht (ab März 2009 hat sich der S&P 500 bis heute verdreifacht).
Man kann immer miserable oder ausgezeichnete Beispiele raussuchen, um irgendwas zu „beweisen“. Hilft aber nicht wirklich weiter.
Im Kasten zum gedruckten Teil dieses Artikel findet sich die Aussage, dass Selbständige ohne Pensionskasse 20% ihres Einkommens in die Säule 3A einzahlen können. Dies ist zwar richtig aber unvollständig. Auch Arbeitnehmer ohne PK (z.B. weil sie nach dem 65 Altersjahr noch weiterarbeiten aber nicht mehr PK-versichert sind) können 20% des Erwerbseinkommens in die Säule 3 A einzahlen ( Art. 7 BVV3)