Die ganze Welt in einem Anlageinstrument

Mit einem Weltaktienfonds kann man günstig international anlegen – meist fehlt aber China, was ein Nachteil ist.

Gut vergleichen kann man die Struktur eines Fonds, die gewählte Strategie und die Gebühren. Foto: Andrea Piacquadio (Pexels)

Ich habe für einen Kauf die beiden Produkte Swisscanto Equity World ex CH und der UBS-ETF MSCI World Socially Responsible im Auge. Beide erfüllen für mich wichtige Voraussetzungen wie den Franken als Währung und eine regelmässige Ausschüttung. Der Swisscanto ist zudem ein Schweizer Produkt unter Schweizer Management. Welches ist Ihrer Ansicht nach der bessere, ausgewogenere Fonds? B.C.

Beim Vergleich von Fonds bringt es wenig, die Wertentwicklung in der Vergangenheit zu beachten, da diese wenig über die künftige Entwicklung des Fonds aussagt – ausser wenn ein Fonds über Jahre hinweg deutlich schlechter performt als der Markt. Bei Indexfonds ist dies indes nicht möglich, da solche Vehikel einen bestimmten Referenzindex möglichst genau abbilden. Das hat allerdings den Nachteil, dass eine Überrendite gegenüber dem festgelegten Referenzindex, anders als bei einem aktiv verwalteten Vehikel, nicht machbar ist.

Gut vergleichen kann man die Struktur eines Fonds, die gewählte Strategie und die Gebühren. Beim Swisscanto (CH) Index Equity Fund World ex CH FA CHF bildet die Fondsleitung den Referenzindex MSCI World ex Switzerland Index ab. Sie haben damit die Möglichkeit, an der Entwicklung der weltweiten Aktienmärkte von entwickelten Ländern – aber ohne der Schweiz – zu partizipieren.

Nicht berücksichtigt sind allerdings bei diesem passiv gemangten Fonds, aber auch beim zweiten von Ihnen ins Auge gefassten Exchange Traded Fund ETF der UBS, Aktien aus China, da diese in den Referenzindex nicht enthalten sind. Zu den grössten Positionen des Fonds zählen unter anderem Microsoft, Apple, Amazon, Facebook, Alphabet oder Johnson & Johnson. Mit einer Gesamtkostenkennziffer (Total Expense Ratio, kurz TER) von 0.30 Prozent pro Jahr ist dieser Fonds minim teurer als der UBS ETF (LU) MSCI World Socially Responsible UCITS ETF, der eine TER von 0.25 Prozent aufweist.

Referenzindex bei diesem ebenfalls weltweit investierenden Vehikel ist der MSCI World Socially Responsible Index. Dieser berücksichtigt nur Firmen, die im Vergleich mit der Konkurrenz aus ihrem Sektor über ein hohes Rating in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung verfügen. Auch Swisscanto wendet sowohl bei aktiven als auch bei passiven Fonds eine Blacklist an, mit der Nachhaltigkeitskriterien umgesetzt werden. Die Blacklist schliesst etwa Rüstungsunternehmen aus, die gemäss internationalen Verträgen verbotene Waffen produzieren oder Sanktionsbestimmungen der Schweiz verletzen.

Aus meiner Sicht sind die beiden Fonds recht ähnlich. Trotz Handelswährung Schweizer Franken tragen Sie bei beiden Fonds indirekt ein Fremdwährungsrisiko, zumal beide Fonds stark USA-lastig sind. In einem wichtigen Punkt gibt es aber einen Unterschied: Beim UBS-ETF wird der Schweizer Markt ebenfalls mit 4,1 Prozent gewichtet, während beim Swisscanto-Vehikel der Schweizer Markt bewusst ganz ausgeschlossen ist. Zu den grössten Positionen des UBS-ETF gehört denn neben Microsoft und Procter & Gamble auch der Schweizer Pharmariese Roche.

Wenn Sie unabhängig vom Weltaktienfonds auch bereits viele Schweizer Aktien oder einen Schweizer Aktienfonds halten, würde ich den Swisscanto-Fonds gegenüber dem UBS-Instrument klar vorziehen, da Sie sind in Letzterem nochmals einen Schweizer Aktienanteil mitkaufen.

Einen Nachteil bei beiden Fonds sehe ich darin, dass die Emerging Markets – insbesondere China – von beiden nicht berücksichtigt sind. Immerhin ist China bereits heute die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt. Vor diesem Hintergrund würde ich neben den Schweizer Aktien und dem Weltaktienfonds auch einen Fonds nutzen, der sich auf die Emerging Markets und insbesondere auf China fokussiert.

3 Kommentare zu «Die ganze Welt in einem Anlageinstrument»

  • Kurt Seiler sagt:

    Die Märchen von den Emerging Markets höre ich seitdem ich an der Börse bin.
    So etwa 30 Jahre.
    Natürlich auch immer wieder dass die USA toter als tot sind.
    Ausserdem von unzähligen Programmen die Europa an die Spitze bringen sollten.

  • Panja Flöte sagt:

    Mit ETFs auf die Indizes FTSE All-World bzw. MSCI ACWI kann man mit einem einzigen Fonds die ganze Welt kaufen (Anteil der Industrieländer ca. 90%, Emerging Markets ca. 10%, wobei USA mit ca. 60% beteiligte ist).

    Viele Indizes wählen die Markt-Kapitalisierung als Entscheidungsgrundlage für die Gewichtung einzelner Länder und Firmen. Dabei werden nur die Aktien im „Free float“ berücksichtigt. Grosse Firmen sind deshalb stark im Index (ETF) vertreten, kleine Firmen schwach. Wächst eine Firma, steigt auch ganz automatisch ihre Bedeutung im Index.

    China bzw. die Emerging Markets sind kaum in den Indizes FTSE All-World bzw. MSCI ACWI vertreten, da die Markt-Kapitalisierung relativ klein ist bzw. nur wenig Aktienkapital frei auf dem Markt kaufbar ist.

    • Mamarcel sagt:

      Völlig richtig: Bei sämtlichen Indexprovidern sind in den World-Indizes die USA wegen der höchsten Börsenkapitalisierung übergewichtet. Das verwässert den Begriff „World“ ziemlich, finde ich. Aus demselben Grund werden bei Regionen-ETF ebenfalls immer die grössten Handelsplätze übergewichtet. Wer China mit im Boot haben will, muss dann an der SIX halt auf ein paar wenige Festland-ETF zurück greifen. Die sind allerdings teuer (TER + Spread) und nicht gerade liquide. Vor allem Letzteres hat mich bislang von einem Kauf abgehalten.

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