Den hohen Zins gibt es nicht umsonst

Die Aktien des Uhrenherstellers zählen zu den Papieren mit der schlechtesten Kursentwicklung in diesem Jahr: Swatch Store in Hongkong. Foto: Getty Images
Wir haben das Produkt ZKB Autocallable BRC on worst of CS/ Lonza/Swatch/ Lafarge im Portfolio. Die Aktien der Swatch sind im April unter das Knock-in-Level gefallen. Das Ganze läuft jetzt noch bis 19. Oktober 2020. Zurzeit ist der Wert wieder leicht am steigen, nachdem er wegen Swatch beinahe 50 Prozent verloren hatte. Was erhalten wir im Oktober? T.H.
Bei dem von Ihnen gehaltenen Finanzinstrument handelt es sich um ein strukturiertes Produkt, das sich zur Renditeoptimierung eignet. Sinnvoll ist ein solcher Einsatz, wenn man von seitwärts tendierenden Märkten ausgeht. Denn wenn die Märkte oder die mit dem Instrument gekoppelten Basiswerte stark steigen würden, könnten Sie nicht vom starken Kursanstieg profitieren, weil der Rückzahlungsbetrag auf den Nennwert plus Zins limitiert ist und Ihnen auch Dividenden der Basiswerte nicht ausbezahlt werden.
Wenn die Märkte hingegen, wie bei Ihnen während des Corona-Crashs geschehen, einbrechen, verlieren Sie Geld. Berührt einer der Basiswerte die Barriere oder fällt darunter, bekommt man statt dem investierten Geld den gefallenen Basiswert ausgeliefert. Man hat dann plötzlich eine Aktie im Depot, die sich schlecht entwickelt hat und sich in den meisten Fällen kaum mehr so schnell erholt, weil das Unternehmen ein Problem hat oder sich die Marktbedingungen deutlich eingetrübt haben – wie in diesem Jahr wegen der Coronakrise.
Genau dieses Risiko unterschätzen viele Leute, die solche Barrier Reverse Convertibles gekauft haben. Viele Privatanleger haben sich von den beeindruckenden Zinsen blenden lassen. Ihr Produkt bringt einen attraktiven Zins von immerhin 5,45 Prozent pro Jahr. Dieser federt Ihren Verlust etwas ab und wird auch ausbezahlt, obwohl in Ihrem konkreten Fall mit der Swatch Group einer der Basiswerte unter die Barriere gesunken ist.
Bevor man einen Barrier Reverse Convertible erwirbt, sollte man die damit verbundenen Basiswerte kritisch analysieren.
Doch statt Ihrem investierten Geld werden Sie am Ende der Laufzeit im Oktober eine Anzahl von Aktien der Swatch Group, die durch das Bezugsverhältnis definiert ist, zugeteilt erhalten. Dann sitzen Sie auf Papieren mit einem erheblichen Buchverlust. Sie können diese verkaufen und den Verlust entweder realisieren oder aber die Titel behalten und auf eine spätere Erholung hoffen. Der faktische Rückzahlungsbetrag ist klar niedriger als der von Ihnen investierte Betrag. Wenn Sie das Instrument noch während der Laufzeit abstossen, realisieren Sie Ihren Verlust.
Zwar haben sich die Aktien des Uhrenherstellers seit dem Crash im März erholt, dennoch zählen sie weiter zu den Papieren mit der schlechtesten Kursentwicklung im laufenden Jahr unter den Werten des Swiss Market Index. Aufgrund der globalen Rezession bleiben die Geschäftsaussichten der Swatch Group wohl noch einige Zeit eingetrübt. Zusätzlich belasten die politischen Unsicherheiten im wichtigen Uhrenabsatzmarkt Hongkong, sodass ich bei diesen Aktien nicht mit einer schnellen Erholung auf frühere Rekordstände rechne.
Bevor man einen Barrier Reverse Convertible erwirbt, sollte man die mit dem Instrument verbundenen Basiswerte kritisch analysieren. In Ihrem Fall enthielt das Instrument neben der Swatch Group mit der CS eine weitere Problemaktie. Zwar war die Barriere mit 50 Prozent bei diesem Instrument tief angesetzt. Der Corona-Crash zeigt aber, dass selbst ein solch massiver Einbruch bei einzelnen Titeln jederzeit und auch völlig unerwartet erfolgen kann. Im Prinzip kann eine Aktie auch wertlos werden – dann hätte man seinen gesamten Einsatz verloren und nur noch die Zinszahlung übrig.
Ich staune vor diesem Hintergrund, dass selbst viele konservative Anleger, die Wert auf hohe Sicherheit legen, munter in Barrier Reverse Convertibles investieren. Man sollte nur ein Barrier Reverse Convertible-Intrument kaufen, wenn man in der Lage und bereit ist, auch einen der mit dem Produkt verbundenen Basiswerte im schlimmsten Fall ins Depot aufzunehmen und damit verbundene Buchverluste zu tragen.
Barrier Reverse Convertibles sind mit mehr Risiken verbunden als viele bisher glaubten – der Corona-Crash hat klar gemacht, dass es den hohen Zinscoupon nicht gratis gibt, sondern dass man dafür mit erheblichen Risiken bezahlt.
27 Kommentare zu «Den hohen Zins gibt es nicht umsonst»
Gute Antwort von Martin Spieler! — BRCs sind eine geniale Sache, aber nur für die Bank. Wenn die Aktien gut laufen, gibt die Bank nur einen Teil der Gewinne weiter, wenn aber nur ein einziger Titel im BRC die Limite berührt bzw. nach unten durchbricht, bekommt der Käufer die schlechteste Aktie aufgebrummt. Die Bank gewinnt praktisch immer bzw. sehr oft (BRCs sind Wetten zwischen Käufer und Verkäufer, wobei die Gewinnwahrscheinlichkeit auf der Seite des Verkäufers liegt).
Ich habe Freunde und Bekannte, die Angst vor Aktien oder ETFs haben, aber BRCs haben sie sich von den Beratern aufschwatzen lassen. Offenbar sind die Zinsversprechungen der BRCs so betörend.
„Wenn die Aktien gut laufen, gibt die Bank nur einen Teil der Gewinne weiter,…..“
Nonsense: Die Banksichert sich entsprechend hab, die hat ihre kalkulierte Marge, egal wie es kommt, die ist weitgehend gleich hoch, ob der Kunde mit dem Produkt Geld verdient oder verliert.
Wenn die Bank zocken will, macht die das mit ihrer Zockerabteilung, nicht mit Produkten, die sie an Kunden verkauft, da will die Bank ihre Marge kennen.
Wäre ja schön blöd, wenn die UBS gegen Swatch zocken wollte und warten müsste, bis sie einem ihrer Kunden ein entsprechendes Papier abdrücken kann, wo doch am Markt bereits willige Käufer dafür sind.
Nö, da hast du etwas nicht verstanden …
Wenn die Bank immer verdient, müssen Sie ganz viele Aktien von Banken kaufen, die sind risikolos, Banken gewinnen immer, ich sehe es an den Börsenkursen der Bankaktien. (Unter Substanzwert)
Anh Toàn: „Wenn die Bank immer verdient, müssen Sie ganz viele Aktien von Banken kaufen, die sind risikolos, Banken gewinnen immer, ich sehe es an den Börsenkursen der Bankaktien.“
Was bitte soll uns dieser Kommentar sagen?
UBS Aktienkurs am 1.6.2007 = CHF 71.15
UBS Aktienkurs heute = CHF 11.15
CS Aktienkurs am 1.6.2007 = CHF 86.33
CS Aktienkurs heute = CHF 10.15
Da passt doch was nicht zusammen.
Entweder verdienen die Banken nicht immer oder die Börsenkurse sind falsch: Make your choice!
Es muss ja nicht die Bank immer gewinnen, wenn schon tut das der Bänkler, auch wenn er sich noch so dumm anstellt.
@Josef Marti: War mal so, aber wer will denn heute noch Banker werden? Den Medianlohn der IT Heinis die bei oder für Banken arbeiten, vermute ich höher als den für Banker.
Weil die Bank in einem Produkt, dass Privatkunden aufgeschwatzt wird, immer verdient, heisst das für den Aktienkurs genau was? Eben, gar nichts.
Da widerspricht sich nichts. Ist auch so bei Gebühren, strukturierten Produkten, Hypotheken…
„verdient“ = Gewinn, aber der Gewinn hat nichts mit dem Aktienkurs zu tun.
„Immer verdienen“ ist höchstens dann möglich, wenn man kein Risiko trägt. Das beschreibt die Situation der Bank akkurat, heisst aber gleichzeitig, dass sie ihr eigenes Risiko minimiert. Es ist falsch zu behaupten, dass sie bei BRC gegen den Anleger spekuliert.
Bei BRC spielt die Bank Makler zwischen dem Anleger und dem Optionenmarkt, ihr Risiko auf der einen Seite gleicht sie aus mit einer gleichwertigen(!) inversen Position auf der anderen (Short + Long des selben Risikos). Die Differenz zwischen dem einen und dem anderen Preis ist ihre Marge, die kassiert sie im Wesentlichen bereits bei der Emission der Anleihe. Während der Laufzeit betreibt sie lediglich Risikoausgleich aufgrund der Marktbewegungen.
Richtig, und nichts anderes sagte ich: Die Bank verdient Marge/Kommissionen/Nebenkosten der Kunden. Das Risiko wird ausgeglichen.
„Ich habe Freunde und Bekannte, die Angst vor Aktien oder ETFs haben, aber BRCs haben sie sich von den Beratern aufschwatzen lassen. …“
Sie haben Freunde und sogar nur Bekannte, die Ihnen erzählen, wie die ihr Geld anlegen? Sind Sie eine Art finanzieller Pfarrer, bei dem Ihnen Bekannte ihre anlagepolitischen Sünden beichten?
Der Schweizer spricht generell nicht über sein Geld, allenfalls über das der Anderen, wie Sie es tun, ohne etwas darüber zu wissen, meistens zumindest.
Auf der Arbeit reden wir ständig von Geldanlagen. Ist bei uns eher der Normalfall.
Sie arbeiten ja auch für einen Geldanleger.
Am meisten anzulegen haben Alte in der Schweiz. Da gilt: Über Geld redet man nicht, Geld hat man.
Sie arbeiten ja auch für einen Geldanleger.
In der Schweiz haben Alte am Meisten anzulegen. Bei denen gilt: Über Geld redet man nicht, Geld hat man.
Ich halte nichts von Barrier Reverse Convertibles! Sie sind eine reine Form des Casino Kapitalismus, die niemandem einen Mehrwert liefern, nicht einmal den Emittenten, weil sie deren nachhaltige Reputation schaden!
„Barrier Reverse Convertibles“ sind geeignete Instrumente für Finanzanalphabeten, die nicht denken wollen, im Kantschen Sinne!
Betrachten wir die wirtschaftliche Realität der Märkte, haben wir gute und schlechte Märkte und alles ist transparent messbar!
Ich habe vor Kurzem den HOS Index HOSI oder Home Office Supplier Index mit den 10 besten Performern zusammengestellt, der aus 5 REITs (EQIX, DLR, SBAC, CCI und AMT), 3 Tech (AMZN, AAPL, MSFT) und 2 Communications (FB, GOOGL) Titeln besteht und komme YTD bis zum 27. August 2020 auf eine Performance von 36.22%!
Herr Spieler, Sie dürften durchaus mehr Tips liefern. Z.B. dass ein BRC möglichst wenige Aktientitel haben sollte, denn je mehr Titel um so grösser ist das Risiko. Also ist es genau anders herum als üblich bei Aktien: Diversifizieren erhöht das Risiko. In diesem Sinne sollte man nie Branchen mischen, also Banktitel nicht mit Chemie- oder Lebensmittelaktien mischen. Was auch noch gesagt werden muss, die Bank, bzw. Emittent, kann einen „callable“ vorzeitig zurück zahlen. Das macht er natürlich immer dann, wenn der BRC für den Käufer rentiert. Auch wichtig ist, keinen BRC mit 2-3% Zinscoupon zu kaufen, denn die Kaufgebühr ist schon bei 1%.
Die wenigsten können Wahrscheinlichkeiten rechnen, sonst würden die ihre Finger von solchem Zeugs lassen:
Ein BRC der nur an einen einzigen Basiswert gekoppelt ist, kann man abschätzen, aber der bringt nicht die Zinssätze, von welchen der Anleger träumt. Also hat man dann die Baskets gemacht, mit immer mehr Basiswerten: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine von vier Aktien in einem guten Börsenumfeld abschmiert ist bereits recht gross, in einem schlechten Börsenumfeld ist nahezu garantiert, dass einer von vier Basiswerten die Barriere unterschreitet.
Aber man muss nur etwas verstehen (der Titel sagt es): Rendite gleich Risiko!
In Vietnam auf einer Bank, die zahlte 2010 7% auf USD kurzfristig: Da habe ich gedacht, wenn die so viel zahlen müssen, will ich denen nichts leihen.
Das im Artikel beschriebene Problem ist das selbe, wie es bereits 2008/09 massenhaft auftrat. In der jüngeren Vergangenheit kam die tiefe Volatilität dazu, weil das die Optionsprämie proportional reduziert. Seit Trumps erstem Sieg in den Primaries (nein, ich postuliere keine Kausalität) ist die Vola generell im Keller und der „Zins“ der BRC entsprechend ebenfalls.
Nil novi sub sole.
Finger weg von Strukis, kann ich da nur sagen! Wer mutig ist, handelt Seitwärtstrends selber. Aber eben: Zu kaufen, wenn’s rot wird, braucht sehr viel Mut. Weil man nie mit Sicherheit sagen kann, wie rot es noch wird. Und ob man nicht unversehrns in ein fallendes Messer hinein kauft…
Mamarcel hat absolut recht, wenn er schreibt, Finger weg von Strukis, denn Stumkis nützen niemandem, wenden den Kunden, noch den Banken, da sie langfristig die Reputation der Banken zerstören!
Zudem sind die Erträge von Stukis so lächerlich bescheiden, dass es sich nicht einmal lohnt, darüber zu schreiben!
Ich habe 28 mREITs vom Ende des Crashs, vom 24. März 2020 bis gestern berechnet und komme auf eine Performance von 115.44%!
Es handelt sich um folgende Ticker: MFA, EFC, PMT, EARN, GPMT, RWT, ABR, NYMT, RC, ARI, LADR, TWO, TRTX, CLNC, ORC, HASI, ANH, ACRE, CMO, DX, AJX, BXMT, CHMI, STWD, JCAP, KREF, NRZ, STAR, MITT, BRMK, AI, AGNC, ARR, CIM, IVR, WMC, NLY, XAN
Die 10 besten mREITs performten jedoch in der gleichen TZeit um 233.10%!
Fokussiert Euch auf reale Werte!
Schwach. Äusserst schwach.
Nur schon TSLA hat über ein Jahr etwa 900% Gewinn generiert, und etwa 300% seit März.
(Sie sehen, im Nachhinein hat man es immer schon besser gewusst)
BlackRock führt die oben erwähnten mREITs in einem ETF unter dem Ticker Symbol REM, die Credit Suisse führt die oben erwähnten mREITs in einem ETN unter dem Ticker Symbol REML und die UBS führt die oben erwähnten mREITs unter dem Ticker Symbol MVRL, seit dem 2. Juni 2020, nachdem sie in Pankik am 23. März 2020 ihre früheren ETNs MORL und MRRL verkauft und aufgelöst hat und so den grössten mREITs Crash aller Zeiten auslösen half!
Nachdem am 23. März 2020 die UBS alle mREIT Bestandteile von MORL und REML auf dem Markt verkauft hatte, wusste ich, dass sich alle mREITs ein ein paar Monaten wieder erholen würden!
Zwischen dem 24. März 2020 und gestern, dem 28. August 2020 erholten sich die 10 besten mREITs um 233.10%, unter anderem Dank der Wahsinnsaktion der UBS!
Die Jahresperformance von REM beträgt minus 43%. Über 5 Jahre dürften Sie dank der (steuerlich völlig unattraktiven) hohen Ausschüttung annähernd verlustfrei sein. Mit jedem halbwegs vernünftig zusammengestellten Aktienportfolio stehen Sie besser da.
Damit ist gesagt was es zu sagen gibt.
Die 10 besten mREITs, welche zwischen dem 24. März 2020 und dem 28. August 2020 eine Performance von 233.10% generiert hatten sind:
N°_Ticker__Performance in 157 Tagen
1. MFA: ___686.38%
2. EFC:____225.11%
3. PMT:____211.09%
4. EARN:___195.61%
5. GPMT:___188.44%
6. RWT:____180.60%
7. ABR:____176.72%
8. NYMT:___174.39%
9. RC:_____ 167.25%
10. ARI:___ 125.36%
Und nun stelle man sich vor, dass, obschon man zwischen dem 24. März 2020 und dem 28. August 2020 mit den 10 besten mREITs eine Performance von 233.10% und mit allen 38 mREITs eine Performance von
115.44% erfreuten uns unsere Pensionskassen von Januar 2020 bis Juli 2020 laut UBS Pensionskassen Performance mit einer negativen Performance von -1.44%!
Pensionskassen handeln, statt Gelder anzulegen!
Jetzt taucht wieder dieser Herr LW aus, der einen Zeitabschnitt betrachtet, in dem aber auch wirklich alles zu seiner Argumentation passt.
So ein… Humbug