Besser vorsorgen dank tieferen Gebühren

Maximale Flexibilität, minimale Kosten: Vorsorge-Apps bieten attraktive Konditionen zum Pauschaltarif. Foto: Getty Images
Ich habe mich im Januar 2020 mit meinen Freizügigkeitsgeldern in den Swisscanto Vorsorgefonds 75 eingekauft – ebenso in die Vorsorge 3a. Nun sind überall Verluste zu verzeichnen. Würden Sie etwas ändern? Mein Anlagehorizont beträgt 15 Jahre. Ausserdem wurde ich informiert, dass meine Gelder in den neuen SWC (CH) IPF II Vorsorge Fonds 75 passiv umgeschichtet wurde. Sind solche Transaktionen üblich? C.M.
Umschichtungen dürfen nur erfolgen, wenn der Fonds inhaltlich gleich bleibt und Sie aus den Veränderungen keinen Nachteil ziehen. In Ihrem Fall ist es so, dass Sie aus den Anpassungen eindeutig profitieren. Denn der SWC (CH) IPF II Vorsorge Fonds 75 passiv kann dank einer Steueroptimierung eine besser Rendite erzielen, weil der Fonds – der ansonsten gleich blieb wie Ihr Vorgängerprodukt – von der Quellensteuer auf Dividenden aus den USA und Japan befreit wurde.
Das Anlagerisiko ändert sich indes nicht. Wie Sie im Zuge des Corona-Crashs feststellen mussten, ist dieses gerade bei Vorsorgefonds mit einem deutlich erhöhten Aktienanteil von 75 Prozent erheblich. Aufgrund dieser starken Aktiengewichtung sitzen Sie nun auf beträchtlichen Buchverlusten.
Vorausgesetzt, dass Ihre persönlichen Vorgaben nach wie vor dieselben sind wie bei Ihrem Investmententscheid anfangs Jahr, würde ich trotz der Buchverluste nichts an Ihrer Anlage ändern. Denn Sie hatten diese Fonds damals bewusst mit einem sehr langen Anlagehorizont gekauft und wussten, dass der Fonds starke Kursschwankungen aufweisen wird. Ein Crash ist immer möglich.
Mit der digitalen Lösung Ihrer Bank fahren Sie punkto Gesamtgebühren deutlich günstiger.
Nun ist der negative Fall schneller als erwartet eingetroffen. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten rund um die Lungenkrankheit Covid-19 und den tief greifenden negativen Folgen für die Konjunktur und die meisten Unternehmen, gehe ich davon aus, dass wir an den Finanzmärkten noch länger Turbulenzen sehen werden. Zwar haben sich die Aktienkurse teilweise stark erholt. Dies gibt Ihnen aber keine Garantie, dass die Kurse später nicht wieder tief in den Keller gehen. Momentan ist alles möglich.
Im Prinzip könnten Sie von Ihrem Vorsorgefonds mit einem hohen Aktienanteil auch in ein Vehikel wechseln, das eine deutlich geringere Aktiengewichtung von 25 oder 45 Prozent aufweist. Da Sie aber einen Anlagehorizont von 15 Jahren haben, würde ich an der hohen Aktiengewichtung festhalten, da diese auch künftig die Chance auf eine höhere Rendite bietet. Die Zinsen sind weiter tief und dürften es wohl noch länger bleiben, was Obligationen nach wie vor unattraktiv macht. Daran dürfte sich vorderhand auch nichts ändern – Coronakrise hin oder her.
Unabhängig davon würde ich für Ihre Vorsorgefonds im Rahmen der steuerbegünstigten Säule 3a allerdings einen Wechsel in die neue 3a-App-Lösung Frankly prüfen, die Ihre Bank neu lanciert hat. Mit der digitalen Lösung fahren Sie punkto Gesamtgebühren deutlich günstiger, denn diese umfasst eine All-in-Fee von 0,48 Prozent, was deutlich günstiger ist als was Sie jetzt zahlen. Mit der All-in-Fee sind sämtliche Kosten für die Anlageprodukte wie auch das Konto abgedeckt. Diese Pauschalgebühr gilt für alle im Rahmen der App wählbaren Anlageprodukte, unabhängig, ob sie aktiv oder indexiert verwaltet werden.
Selbst wenn Sie Ihre Anlagestrategie ändern würden und bestehende Fonds verkaufen oder neue kaufen würden, hätten Sie keine zusätzlichen Kosten. Unter dem Strich fahren Sie damit zweifellos günstiger, was Ihnen gerade auch auf lange Sicht von mehreren Jahren unter dem Strich eine bessere Rendite bringt.
Leider gibt es diese App-Lösung noch nicht für die Freizügigkeitsgelder im Rahmen der 2. Säule. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass eine Erweiterung auch auf Freizügigkeitsgelder später hinzu kommt, was aus meiner Sicht wünschenswert wäre.
5 Kommentare zu «Besser vorsorgen dank tieferen Gebühren»
Bei VIAC gibt es seit kurzem die App-Lösung für die 2. Säule
Da kann man zumindest für den Überobligatiorischen Teil wie bei der 3a Version bestimmen, wie das geld investiert werden soll.
Es ist empfehlenswert, einen Anlageentscheid beizubehalten, selbst dann, wenn die Börsen einbrechen. Wenn man nach einem Kurssturz alles verkauft, fährt man einen Verlust ein, den man nie mehr aufholt.
Freizügigkeitsleistung: Ein Aktienanteil von 75% bei einer Anlagedauer von 15 Jahren finde ich gut (ich selbst bin sogar zu 100% in Aktien investiert). Passiver Indexfonds finde ich auch gut (da kostengünstig). Sie haben also alles richtig gemacht. Jetzt einfach nicht mehr allzu oft auf den aktuellen Kurs schauen und sich in 15 Jahren auf Ihr Vermögen freuen.
3a-Sparen: Ein (kostenloser) Wechsel zu Frankly (ZKB) kann Sinn machen. Aber eigentlich nur dann, wenn Sie weiterhin arbeiten und 3a-Beiträge leisten können. Sonst einfach in Ruhe lassen und nichts tun.
Werte(r) C.M., ich bitte Sie, die folgenden Empfehlungen durchzulesen, und im Anschluss, falls Bedarf, die dringendsten Anpassungen vorzunehmen.
Nach einer 30 jährigen Karriere im Investmentbanking und seit nun mehr zwei Jahren Stellen suchend, möchte ich Ihnen meine Rat mitgeben, zwecks anderweitiger Meinung.
Sämtliche Weisheiten der der Investmentbanker, der Privatbanker, der Fondsmanager und wie sie alle heissen, beruhen auf vergangenen Jahren und sind somit der Empirik gleichzustellen.
Diese aber gilt nichts mehr, schon gar nicht für die Zukunft. Es ist alles zu reinster Spekulation verkommen; infolge nie erlebter Umstände. Kein einziger Kurs an allen Börsen und in allen Segmenten kann als korrekt oder fair eingestuft werden. Sie pokern viel zu hoch! Verkaufen Sie 50%, sofort!!!
Meine Portfolios bei VIAC sind allesamt im grünen Bereich. Im Frühling habe ich die Aktienquote von 60 auf 80% erhöht. Den mutigen gehört die Welt! VIAC bietet seit ein paar Wochen auch Lösungen für zweite Säule an.