Blütenlos schön
Hortensien haben unwahrscheinlich schöne Blätter. Diese Fülle. Diese stark ausgeprägten Wasseradern. Diese kleinen, hübschen Zacken am Rand. Und dann erst die Farbe: von hell- bis dunkelgrün, manchmal fast bläulich. Ein wahres Wunder der Natur.
Sie fragen sich wahrscheinlich gerade, was in mich gefahren ist. Hortensien haben die meisten Menschen ja nicht wegen ihrer Blätter im Garten, sondern wegen der Blüten. Auch sie sind natürlich ganz ansehnlich – sofern sie sich denn blicken lassen. Tun sie aber nicht in diesem Sommer, jedenfalls nicht bei uns. An den insgesamt acht Hortensienstöcken ist genau eine Blume aufgegangen. Nicht sehr üppig und von Erscheinung eher traurig, ragt sie aus ihrem grünen Umfeld und probiert zu retten, was an Hortensienehre zu retten ist. Sie werden mir recht geben: Es gelingt ihr nicht wirklich.
Geht in Sachen Blumen etwas schief, nehme ich die Schuld in der Regel auf mich. Zum Beispiel ist völlig klar, dass einzig und allein meine Bequemlichkeit daran schuld ist, dass den Engelstrompeten die Blüten fehlen. Sie bekommen viel zu wenig Dünger. Und auch die Sache mit dem ertränkten Efeu – Sie erinnern sich? – war natürlich ein Fauxpas meinerseits. In der Causa Hortensie sehe ich mich aber gänzlich unschuldig: Ich kann nichts dafür, dass es im Frühjahr viel zu früh viel zu warm war, die Pflanzen im Garten alle den Turbo eingeschaltet haben und es dann noch einmal so richtig kalt wurde. Die Blütenansätze der Hortensien sind erfroren, daran lässt sich nicht rütteln.
Ein Trost bleibt: Die Hortensien werden nächstes Jahr wieder blühen – sofern sich das Wetter benimmt. Davon gehe ich jetzt einfach mal aus und erfreue mich unterdessen an den blütenlos schönen Pflanzen.
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