Bienchen, wo bist du denn?

Ackerstreifen

Sie kennen die Aussage «Früher hat es so viele Schmetterlinge gegeben und jetzt sieht man kaum noch welche»? Und zwar vorgetragen in einem leicht vorwurfsvollen Ton, als ob das Gegenüber daran Schuld wäre? Ja? Sie haben diesen Satz auch schon geäussert? Ich selber kann diese Feststellung weder bestätigen noch verneinen, ich erinnere mich schlicht und einfach nicht mehr daran. Was ich aber mit grosser Bestimmtheit weiss, weil es nämlich durch wissenschaftliche Studien belegt ist, ist die Tatsache, dass die Biodiversität im Agrarraum massiv abgenommen hat. Jetzt könnte man gelangweilt mit den Achseln zucken und es als Luxusproblem einiger verklärter Naturschützer und romantischen Blogschreiberinnen abtun, die es beklagen, dass es weniger «Blüemli» und «Tierli» hat. So eine Haltung zeugt jedoch von krasser Ignoranz und Fehlen von minimalem Wissen um die Bedeutung von artenreichen Ökosystemen und deren Wichtigkeit.

Fettwiese

Mit der Entfernung der Ackerbegleitflora geht nicht nur die Nahrungsgrundlage enorm vieler Insekten verloren, sondern auch die Speisekarte von Insektenfressern wird enorm reduziert. Es passiert immer wieder, dass Vogelbruten schlicht und einfach verhungern, weil Insekten fehlen. Wenn jedoch die Räuber fehlen, und dies sind mitnichten nur Vögel, sondern beispielsweise auch viele verschiedene andere Insektenarten, dann haben die Schädlinge leichtes Spiel und vermehren sich in einem ungesunden Masse. Was passiert? Mensch spritzt Insektizid. Und die bereits dezimierten Insektenfresser haben es nun noch schwerer, Nahrung zu finden, bzw. werden selber auch gleich entfernt, wenn sie als Insekten zur selben Tierklasse wie die Schädlinge gehören. Es ist eine Abwärtsspirale sondergleichen, aber leider ist dies noch nicht bis zur Mehrheit der Bevölkerung unseres Landes durchgedrungen.

Es gibt unzählige nationale und internationale Untersuchungen zum Wert von Ackerstreifen, Hecken und Feldgehölzen. Artenarme Ökosysteme sind sehr anfällig für Störungen. Man legt sein Geld auch nicht in einer Aktiengemeinschaft an, sondern stützt es breit ab, damit das Risiko besser verteilt ist. Mit einem Ökosystem ist es genau dasselbe. Und wer jetzt glaubt, das gehe ihn einen feuchten «Schnägg» an, dem muss ich sagen: Wir sind Teil davon, es geht uns sehr wohl etwas an!

Und zum Schluss, seien wir doch ehrlich: Es öffnet das Herz, wenn man über einen bunten Wiesenstreifen schaut und sich die Zeit nimmt, den Tierchen bei ihrem geschäftigen Tun zuzusehen. Was gut für die Seele ist, hält auch den Körper gesund. Mens sana in corpore sano. Und das freut doch die Krankenkassen.

6 Kommentare zu «Bienchen, wo bist du denn?»

  • Hanspeter Niederer sagt:

    Ich dachte, aufgrund der Überschrift zum Artikel käme ein Beitrag zu der Tatsache, dass es von Jahr zu Jahr markant weniger Bienen gibt an den Blumen im Garten. Fehlanzeige …

    • Natalie Escher sagt:

      Nun, Herr Niederer, was für den Acker gilt, wird für den eigenen Garten wohl auch stimmen. Wenn ein Garten lediglich mit einer satt grünen Fläche ohne Unkräuter und nicht einheimischen Pflanzen bestückt ist, dann wird es halt auch immer weniger mit den Bienen. Einheimische Sträucher, die im Frühling blühen und klassische Bauerngartenblumen locken Insekten an. Wenn der Garten dann im Herbst nicht pedantisch aufgeräumt wird, haben die Tiere sogar eine Überwinterungsmöglichkeit. Denn Habitatsverlust ist ebenso verantwortlich für das Verschwinden von Arten wie fehlendes Nahrungsangebot.

  • Tom Welti sagt:

    Wenn man sich etwas informiert erfährt man, dass Schmetterlinge, Bienen, Hummeln usw. jeweils ganz besondere Vorlieben für bestimmte Pflanzen / Blumen haben. Wenn man seinen Garten danach anlegt, wird man diese Insekten in rauhen Mengen antreffen. Jedenfalls in unserem Garten ist es so. Auch Libellen, verschiedenen Vögel, viele Grillen, „Weinberg“-Schnecken usw. sind unsere Gäste. Und unser Garten ist nicht gross ! Einfach entsprechend anpflanzen….!!

  • Jürg Brechbühl sagt:

    Zitat: „weil es nämlich durch wissenschaftliche Studien belegt ist, ist die Tatsache, dass die Biodiversität im Agrarraum massiv abgenommen hat.“
    .
    Die einzigen wissenschaftlichen Studien zu dem Thema befassen sich mit der Veränderung der Landwirtschaft selber. Die Pflanzen und Tierarten, die da verschwinden, kamen seit dem Neolithikum als invasive Neophyten zusammen mit dem Ackerbau nach Mitteleuropa. In diesen 8000 Jahren hat sich die Landwirtschaft verändert und damit auch die Unkräuter, Schädlinge, Nützlinge, Kommensalen, Symbionten die diese begleiten. So what?
    Kaum eine der wortreich vermissten Pflanzen und Tierarten kommt natürlicherweise in Mitteleuropa vor.

    • Jürg Brechbühl sagt:

      Die Behauptung ist schlicht faslch, der Rückgang der Artenvielfalt sei einzig den intensiven Landwirtschaftsmethoden mit hohen Nährstoffumsätzen, dichtgedrängten Fruchtfolgen, Pestiziden zu schulden. Das ist pur Ideologie.
      Die Extensivierung der Landwirtschaft mit Wiederbewaldung in den Alpen und in den südalpinen Tälern lässt dutzende Lebensräume verschwinden. Wald ist vergleichsweise artenarm.
      Die überbordenden EU-konformen Vorschriften schränken auf vielen Bauernbetrieben die Vielfalt der Kulturen ein und damit ebenfalls die Begleitflora- und fauna.
      Das ganze Theater nützt einzig den Fröschlistreichlern und Blümlizählern unter den Biologen, die sich teuer bezahlte Bürokratenjobs ergattern mit solchen Vorwürfen an die Landwirtschaft.

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