Wenn der Nachbar nicht will
Letzte Woche kam im TV ein Dok-Film über Nachbarschaftsstreitigkeiten, diese entzünden sich oft an der Grundstücksgrenze, in der Gartenzone also. Nun haben aber auch die Gemüsepflanzen ihre Grundstücksgrenze, und es gibt Nachbarn, die sich vertragen, und Nachbarn, die sich nicht leiden mögen.
Gute Nachbarn machen einander stark und fördern sich gegenseitig, schlechte Nachbarn machen sich das Leben schwer: Die Pflanzen gedeihen schlecht. Hier könnte der Mensch von den Pflanzen was lernen. Unter dem Begriff „Mischkultur Tabelle“ finden sich im Internet ganz gute Anleitungen, die sich umsetzen lassen. Ich habe hier folgende Tabelle gefunden:

Ich nahm mir diesen Frühling vor, dies mal ernsthaft zur berücksichtigen. Ich suchte also eigentliche Verträglichkeitscluster und setzte darum nebeneinander
- Mais – Gurke (mit Dill) – Blumenkohl
- Kartoffel – Bohnen (mit Bohnenkraut) – Kohlrabi
- Rüebli – Fenchel – Salat
- Sellerie – Lauch – Gurke
Eine Entdeckung war für mich, dass sich Tomaten offenbar mit Brokkoli gut vertragen. So ergibt sich am Tomatenstandort nun folgender Verträglichkeitscluster
- Tomaten – Pfefferminze – Brokkoli – Knoblauch

Ein Klassiker der guten Nachbarschaft: Radieschen (vorne), Rüebli (gesät in den braunen Streifen), Kohlrabi (links), Randen (rechts), dahinter folgen dann die Erdbeeren.
Zwei Mitnehmsel aus meiner Beschäftigung damit sind
- Salat verträgt sich praktisch mit allem, der ideale Lückenbüsser also,
- Ähnliches gilt für Kohlrabi (ausser mit Gurken), auch diese finden praktisch überall Platz
Zwei Worte noch zum Starkregen der vergangenen Woche:
- Die Schnecken kamen aus ihren Löchern. Für mich beruhigend: Mein Garten ist noch immer dominiert von Weinbergschnecken. Die fressen offenbar die Eier der weitaus gefrässigeren Nacktschnecken und sind darum das kleinere Übel. Ich lasse sie also gewähren.
- Ich vergass den Kompost abzudecken. Die Rotte wurde dadurch zu nassem, stinkigem Mist. Wieder was gelernt.
9 Kommentare zu «Wenn der Nachbar nicht will»
Diese Nachbarschaften füllen ganze Biogartenbücher. Das ist für die Buchautorinnen (meistens weiblich) ein gutes Geschäft. Ob irgendetwas davon stimmt, weiss ich nicht, weil mir keine systematischen Experimente bekannt sind. Solche Fragestellungen wären ein Klassiker für saubere statistische Auswertungen.
Im Blogeintrag werden lauter einjährige Gemüse genannt (mit Ausnahme des Bohnenkrautes, das mehrjährige Zwergsträucher bildet). Diese wurden in Jahrhunderten aus raschwüchsigen, opportunistisch an gestörten Standorten sich ansiedlenden einjährigen Unkräutern herbeigezüchtet.
Solche Gemüse brauchen vor allem genug Wasser, genug Licht, genug Nährstoffe. Was immer da an Nachbarschaft vorkommt, ist Konkurrenz, egal wie oder was.
Was man mit Nebeneinanderpflanzen herausholen kann hat mit dem Wachstumsrhythmus zu tun. Das ein wächst ein bisschen früher und nutzt die Lücke, die das andere vorläufig noch lässt und wird dafür früher abgeerntet. Zudem hat man eine gewissen Ausfallsicherheit, je nach Wetterlaunen und Schädlingsbefall, fällt das eine aus, aber man hat das andere rechtzeitig gepflanzt und darum lässt man halt dieses wachsen.
Im ganzen zeigt der Blogeintrag mehr Phantasie als geballtes Fachwissen. Diese fördert sicher die Neugierde und der Autor kann seinen Spieltrieb ausleben. Gartenbau statt Modellbahn, ist auch etwas.
Der Broccoli ist dermassen nahe an die Tomate gepflanzt, dass dieser von der Tomate auskonkurrenziert wird und mit Sicherheit im Herbst keine Ernte hergibt. Er kann eine Ausfallsicherheit sein. Falls die Tomate eingeht, ist dann immer noch der Broccoli da, der sofort loswächst, sobald er mehr Licht bekommt.
Nur weil Ihnen keine Forschung bekannt ist, heisst nicht, dass es keine gibt. Das FIBL in Frick führt Testreihen wissenschaftlich begleitet seit 1973 durch und gibt das erworbene Wissen in Kursen an interessierte Profis und Laien weiter. Ein Ueberblick gibt die Webseite fibl.org.
Nicht jede Mischtabelle im Internet ist gut, wie man zu jedem anderen Thema im Internet gute oder weniger gute Auskünfte findet und dieser Blog hatte auch nie den Anspruch „geballtes Fachwissen“ weiter zu geben. Aber die Autoren zeigen, dass man Spass haben kann eigene Pflanzen zu ziehen. Und das finde ich gut.
Wie gesagt, jedem Mann sein Hobby, wo er seinen Spieltrieb ausleben kann. Bubi pile Bubi gung sagten wir dazu.
Müssen die Bilder in diesem Artikel auf dem Kopf stehen?
tomaten sind neophyten und sollten in der schweiz nicht mehr gepflanzt werden. Zwar ziehen sie massenhaft Schmetterlinge an, bietet aber keine Nahrungsquelle für deren Raupen und auch andere Nützlinge finden keine Unterschlupf.
@Beatrice Egli
Der Witz von Tomaten ist, dass die Menschen sie essen wollen und nicht, dass man sie den Raupen zum Frass vorwirft. Umso besser wenn die Hobby-Gärtner dafür nicht auch noch die Giftspritze hervornehmen müssen.
@ Brechbühl: Mit Gift sollte man gar nicht hantieren. Wenn man die Blatttage beachtet, kann man sehr gut auch ohne Pestizide gärtnern. Und ich habe gelesen, dass Mischkulturen (welcher Nachbar ist der Richtige) sehr viel bringen.
Man sollte das Problem der Neophyten nicht kleinreden. Auch scheinbar alltägliche Pflanzen und Tiere können immense Probleme machen. Wussten Sie, dass die Kastanienbäume im Kasernenpark für die heimische Vogelwelt keine Nistmöglichkeit bieten?