Frühlingsgefühle für einen kleinen Südländer

Keine Ahnung, warum sich alle wegen des langen Winters beklagen. Mir macht diese Verlängerung der kalten Jahreszeit nichts aus. Im Gegenteil. Mir graut vor den Tagen, wo das Unkraut innert Stunden blüht, verblüht und seine Samen ausstreut. Zudem hoffe ich, dass Schnee und Kälte die Schnecken dezimieren. Dabei denke ich an gefrässige Nacktschnecken, die über Nacht alles frisch Gekeimte auffressen, und das Unkraut natürlich verschmähen. Apropos frisch Gekeimtes: Heute früh hat die erste Tomatenpflanze ihre Keimblätter ans Licht gestreckt.

Aber natürlich bin ich gegen Frühlingsgefühle nicht immun. Der Liebesgesang der Vögel und der Gedanke an ein charmantes, graues Augenpaar wecken auch meine Schmetterlinge im Bauch. Und wie ich im Himbeerbeet ein paar kleine, graue Schneckenhäuser entdecke, erwacht die Sentimentalität und mir fällt ein, wie ich letzten Frühling mein Herz an Garry verloren habe. Garry, der kleine Schneck, den ich in einem Salatkopf entdeckte, in einem Marmeladenglas vor kalten Nächten schützte und dann in die Freiheit entliess. Wie süss er war, der kleine Südländer. Zweifellos schleimen hinter dem Haus hunderte seiner Nachkommen herum, falls sie diesen Winter überlebten.


Ein Kommentar zu «Frühlingsgefühle für einen kleinen Südländer»

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