Ein bisschen China im Bahnhof Worb
Am kommenden Samstag beginnt nach dem chinesischen Mondkalender erst das neue Jahr, das Jahr der Metall-Ratte. Hierzulande sieht man die Neujahrsdekoration mit roten Laternen nicht sehr häufig, anders als in Städten mit grosser Chinatown. Im kleineren Rahmen allerdings ist die Tradition sehr wohl sichtbar – beispielsweise im Restaurant Bahnhof in Worb . Dort wirtet die Familie Zaugg und bietet chinesisches Essen an, das die Besseresser schon mehrfach empfohlen bekommen haben. Praktischerweise befindet sich das Haus gerade beim Bahnhof Worb SBB, der ziemlich weit abseits des Dorfes selbst gelegen ist. Schon von weitem leuchten die Fenster des Gasthauses rot.

Das Innere des Restaurants ist jener eigentümliche Hybrid, den man häufig in chinesischen Restaurants sieht: Ursprünglich ein typischer Landgasthof, wurde auch der Bahnhof verschwenderisch mit chinesischen Accessoires ausgestattet. Im Gegensatz zu anderen Orten wirkt es hier aber nicht störend, sondern stimmig. Dazu trägt sicher die enorm freundliche Bedienung bei, die Menükarten verteilt und Getränkewünsche aufnimmt.

Wir sind nicht alleine, vorne in der Gaststube hat sich ein Trüppchen zum Feierabendbier eingefunden. Im Säli, das ebenfalls mit chinesischen Accessoires ausgestattet ist, werden die meisten Tische besetzt sein, bis der Jasmintee im Kesselchen, das Bier und der Eistee auf unserem Tisch stehen. Als Vorspeise bestellen wir eine grosse Frühlingsrolle, einen Kohl-Sesam-Salat und eine Wonton-Suppe. Die Vorspeisen bereiten allesamt Freude. Die frittierte Rolle ist so gross, dass wir sie in Häppchen schneiden. Die Suppe ist chüstig, doch der grosse Star ist der Salat, pikant, mit einer ganz tollen Sesamsauce.

Im Hauptgang bestellen wir drei Gerichte, die auf einem Gestell mit Kerzchen warm gehalten werden: Nudeln mit Gemüse fürs Besseresserli (19.50 Fr.), Schweinskoteletts an süsssaurer Sauce mit fein geschnittenen Gurken und einer Rübe in Form einer Rose (29 Fr.). Die Koteletts werden mit den Knochen serviert, was die Begleitung erst gewöhnungsbedürftig findet. Wir besinnen uns aber der Essgewohnheiten der Chinesen, die gern mal an einem Knochen nagen oder einen Hühnerfuss bis zum letzten bisschen verzehren. Und knabbern genüsslich mit. Die Sauce dazu ist eher auf der sauren Seite, weniger süsslich-klebrig als anderswo. Fein. Auch das Rindfleisch mit Auberginen an einer sämigen Currysauce (29.50 Fr.) ist wunderbar. Wir sind froh, dass wir den Empfehlungen, an den Bahnhof Worb zu fahren, gefolgt sind. Und nehmen uns fest vor, nicht erst am nächsten chinesischen Neujahr wieder dort einzukehren.
Restaurant Bahnhof, Rubigenstr. 77, 3076 Worb. 031 839 21 85.
Die Quittung
Auf dem Tisch: Chinesische Gerichte, abgerundet mit Spezialitäten des Hauses.
Abgerechnet: Preise im mittleren Segment, die Portionen sind aber grosszügig bemessen.
Aufgefallen: Im Halbstundentakt hält der Zug aus Bern oder Langnau beinahe vor der Türe.
Abgefallen: Das Poulet stammt aus Deutschland oder Brasilien. Wieso nicht aus der Schweiz?
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