Wildes und Klassisches im Löwen

Seit gut einem Jahr hat Fraubrunnen wieder einen Löwen. Ein junges Team hat den mächtigen Landgasthof übernommen, allerdings in verkleinerter Form. Die Bundesratsstube zu Ehren von Adolf Ogi sowie die weitern Säle im Obergeschoss wurden zu Wohnungen umgebaut. Übrig blieben die Gaststube, ein kleines Säli und die Terrasse im Erdgeschoss. Wir lassen uns ins hübsche, etwas eng gestuhlte Säli führen und nehmen Platz am einladend gedeckten Tisch. Die freundliche und sehr aufmerksame Bedienung bringt einen Weisswein zum Apéro, einen Baselbieter Riesling-Sylvaner und dazu die Speisekarte.

Das Team rund um Gastgeber Kevin Bracher hat eine übersichtliche Karte mit überraschenden Akzenten zusammengestellt. Klassiker wie Leberli sind ebenso zu finden wie ein Cordon bleu mit Zander, Lachs und Crevetten sowie aktuell eine eigene Seite mit  Wildgerichten.

Wir bestellen als Vorspeise einen grünen Blattsalat an Hausdressing und vertreiben uns die Wartezeit mit Brot, selbst gebackener Züpfe und der Kräuterbutter, die auf dem Tisch bereitsteht. Bald kommt auch schon ein Gruss aus der Küche, Erbssuppe mit einer gebratenen Specktranche. Ein verheissungsvoller Auftakt, finden wir. Auch der Salat vermag zu überzeugen. Das Hausdressing erinnert etwas an Cocktailsauce und schmeckt sehr gut.

Beim Hauptgang entscheidet sich der Besseresser für Kalbsleber an Madeirasauce, serviert mit Rösti (Fr. 35.50). Die Besseresserin wählt ein Cordon bleu vom Hirsch aus der Wildkarte, begleitet von Herbstgemüse und Spätzli (Fr. 46.50). Beide Teller sind schön angerichtet, das Cordon-Bleu kommt mit einer reichhaltigen Wildgarnitur, unter anderem etwas cremiges Sauerkraut, eine interessante Kombination.

Allerdings fallen im Vergleich zur Vorspeise beide Hauptgänge etwas ab – die Leberli sind ein bisschen zu sehr durch, dem Cordon bleu hätte etwas mehr Füllung gutgetan. Der Solothurner Herrenkäse und der Rohschinken gehen im kräftigen Geschmack des Hirsches etwas unter.

Beim Dessert ist die Welt dann wieder ganz und gar in Ordnung. Wir genehmigen uns zum Abschluss eine Schokoladenvariation, bestehend aus einem Praliné, zweierlei Schokoladenglace und Mousse, sowie ein Caramelköpfli. Die Löwen-Tradition wird mit dem neuen Team würdig fortgeführt, finden wir.

 

Landgasthof Löwen, Bernstrasse 9, 3312 Fraubrunnen. 031 767 74 69.

Die Quittung

Auf dem Tisch: Gutbürgerliche, fleischlastige Küche, oft überraschend interpretiert. Dazu Klassiker wie Schafsvoressen und Rindszunge, die man nicht mehr häufig auf Speisekarten findet.

Abgerechnet: Mittlere bis eher gehobene Preisklasse.

Aufgefallen: Obwohl wir noch gar nicht weihnachtlich gestimmt sind, hat uns die hübsche Weihnachtsdekoration gefallen.

Abgefallen: Rechteckige Teller finden wir in keiner Ausführung ästhetisch oder praktisch.

Ein Kommentar zu «Wildes und Klassisches im Löwen»

  • Philipp Rittermann sagt:

    wieder ein jahr ist in die lande gezogen – ohne frau kretz (am herd). ich bin traurig. hoffe es geht der frau kretz gut und dass sie vielleicht wieder mal bock hat auf einen blog?

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