Die alte Münz im schicken neuen Kleid

Die Berner Beizenlandschaft bewegt sich stetig, und dies auf durchaus erfreuliche Weise. Allein in der Innenstadt haben dieses Jahr nicht bloss die vereinigten Casino-Restaurants oder der Butcher’s Table im Loeb-Lebensmittel (wieder-)eröffnet – auch im Fünfsternhotel Bellevue tat sich was. Die alte Münz heisst jetzt (Achtung, Numismatiker-Wortspiel) Restaurant Noumi, und auch dieses ist so schick und modern, dass man sich glatt in New York – oder doch wenigstens in Zürich – wähnen könnte. So wurden die Besseresser bei ihrem Besuch am Eingang von einem DJ empfangen, der den ganzen Abend Musik machte, die zum Glück sowohl in Stil als auch Lautstärke mit dem Bedürfnis vereinbar war, während des Essens die Woche Revue passieren zu lassen.

Das Noumi-Interieur pendelt zwischen cool und warm, auch wenn uns die herumstehende Kunst und die gestapelten Bücher in der Summe ein bisschen «too much» dünkten. Attraktiver Blickfang ist die lange Bar, der «Chef’s Table», an dem der Küchenbrigade bei ihrer Arbeit zugeschaut werden kann. Wir setzten uns trotzdem in die Ledersessel an einem Tisch und willigten zum Apéritif in den empfohlenen Strawberry Mojito (18 Fr.) ein – ein Mojito auf Erdbeerbasis, lecker, sommerlich und gefühlt wie ein gesundheitsfördernder Smoothie zum Tagesbeginn.

Als Vorspeisen wählten wir einmal die Thai-Papaya-Bowl (22 Fr., ganz oben im Bild) mit einer grossen Krevette, die von einem knusprigen Kataifi-Mantel förmlich umgarnt war, und einmal das Thunfisch-Tartar (24 Fr., oben im Bild) mit Avocado und attraktiv anzuschauenden (und mundenden) Tapioka-Chips. Schön und fein: Das galt für beide Vorspeisen, die wir uns teilten, ganz so, wie es im Noumi angeregt wird. Die umsichtige Kellnerin, die jede Nachfrage kompetent beantwortete, hatte angemerkt, dass man zu zweit durchaus auch drei Vorspeisen teilen könne. Als Gourmands hätten wir dies wohl tatsächlich geschafft – den Preis geteilt durch zwei schien uns für Vorspeisen aber doch etwas überrissen.

So blieb genug Platz für zwei Hauptgänge: gegrillter Miso-Lachs (33 Fr.) an einer Thai-Basilikum-Sauce sowie Schweinsrippchen (34 Fr.) an einer Ingwer-Sauce und karamellisierten Karotten, dazu einmal Babykartoffeln und einmal Pommes Frites. Natürlich waren auch diese Speisen so raffiniert zubereitet und präsentiert, wie dies im Bellevue erwartet werden darf – auch wenn der Weg ins Noumi nicht durch den Haupteingang führt. Beim Lachs gefiel besonders der perfekt auf den Punkt gekochte Pak Choi, und wie bei allen Gerichten wurden auch bei diesem abwechslungsweise alle fünf Geschmackssinne gekitzelt – mehr Umami war selten. Höhepunkt waren allerdings die üppig bestückten Schweinsrippchen. Hätte man uns erzählt, dass deren Sauce zuvor mehrere Tage über dem Feuer geköchelt habe, wir hätten es geglaubt. Dazu die süsslichen Karotten, der scharfe Ingwer – aber von den Geschmacks­­sinnen hatten wir es schon.

Bestnoten also für das Noumi. Ob dies auch für die Seele des Orts gilt, beurteilen wir beim nächsten Mal abschliessend.

Die Quittung

Auf dem Tisch: Bowls, rohe und grillierte Fleisch- und Fischspeisen, eingelegte Früchte.

Abgerechnet: Für den Gegenwert sind die Preise durchaus angemessen – ausser man langt bei den Vorspeisen allzu kräftig zu.

Aufgefallen: Drinks vom «Mixologist».

Abgefallen: Die Sitzposition auf den weichen Sesseln schien uns nicht optimal.

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